Noch mehr China-Ware bei Mediamarkt und Saturn? Alibaba-Konkurrent JD.com übernimmt den bis vor Kurzem von Digitalminister Karsten Wildberger geleiteten Ceconomy-Konzern.
Der Elektronik-Riese kommt unter chinesische Kontrolle.
Von Michael Maier
Der chinesische Online-Riese JD.com übernimmt die Mehrheit an der Düsseldorfer Holding Ceconomy, dem Mutterkonzern der Elektronikketten Mediamarkt und Saturn. Mit dem Milliardendeal im Wert von rund 2,2 Milliarden Euro sichert sich der chinesische Tech-Konzern Zugang zum europäischen Markt.
JD.com hat den Ceconomy-Aktionären ein öffentliches Übernahmeangebot von 4,60 Euro je Aktie unterbreitet - ein Aufschlag von 43 Prozent gegenüber dem Durchschnittskurs der letzten drei Monate. Die bisherigen Großaktionäre wie Haniel, Beisheim und Freenet haben bereits verbindliche Zusagen für rund 32 Prozent des Aktienkapitals unterzeichnet.
Mediamarkt Saturn kommt zu JD.com
Die Mitgründerfamilie Kellerhals, bisher größter Aktionär mit knapp 30 Prozent, trennt sich nur von einem kleinen Teil ihrer Anteile und behält eine Sperrminorität von rund 25,4 Prozent. Der aktuelle Ceconomy-Vorstand soll im Amt bleiben, und JD.com hat für drei Jahre zugesagt, keine betriebsbedingten Kündigungen oder Standortschließungen zu veranlassen.
Strategisch ist der Deal für JD.com aus mehreren Gründen interessant: Der chinesische Konzern erhält Zugang zu einem der größten Onlineshops für Elektronikartikel in Europa sowie einem Netz von etwa 1000 Märkten in elf europäischen Ländern. Ceconomy erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von rund 22 Milliarden Euro, wobei ein knappes Viertel davon aus dem Onlinegeschäft stammt.
China-Ware bei Mediamarkt Saturn und Fnac
Mit der Übernahme will JD.com unabhängiger vom chinesischen Heimatmarkt werden und seine Expansion in Europa vorantreiben. Der Aufbau eines eigenen starken Vertriebs- und Logistiknetzes in Europa würde viel Zeit und Geld kosten. Im Unterschied zu chinesischen Konkurrenten wie Alibaba und Pinduoduo besitzt JD.com bereits ein eigenes Netzwerk von Logistikzentren und bleibt mit der Übernahme seinen Ursprüngen treu.
Die Markenwelt der Handelsgruppe soll laut JD.com für mindestens fünf Jahre unverändert bleiben. Mit der Ceconomy-Übernahme bekommt JD.com auch bei der französischen Elektronikhandelskette Fnac Darty einen Fuß in die Tür, da Ceconomy mehr als 23 Prozent der Aktien an dem Konzern hält.
China-Kooperation gegen Trump-Zölle?
Wie der frühere Ceconomy-Chef und heutige CDU-Digitalminister Karsten Wildberger den Mediamarkt-Saturn-Verkauf bewertet, ist nicht bekannt. Es dürfte sowohl negative als auch positive Gesichtspunkte geben. Immerhin dürfte eine engere Zusammenarbeit mit China auch gegen die aggressive Zollpolitik von Donald Trump helfen. Und für Kunden dürfte es mit verstärkten Elektronik-Importen aus Asien nicht unbedingt teurer werden – womöglich allerdings auf Kosten der Qualität.