Medien: Arrest im saudischen Königshaus

dpa Riad/Washington. Im saudischen Königshaus scheint sich ein Machtkampf abzuspielen. Mehrere hochrangige Prinzen sind nach Medienberichten wegen Umsturzvorwürfen verhaftet worden. Es ist nicht das erste Mal, dass es zur Machtprobe kommt.

Medien: Arrest im saudischen Königshaus

Mohammed bin Salman hatte Mohammed bin Naif, der jetzt verhaftet worden sein soll, als Kronprinz abgelöst. Foto: -/Saudi Press Agency/dpa

In Saudi-Arabien sind laut Medienberichten mehrere hochrangige Mitglieder der Königsfamilie festgenommen worden. Ihnen werde eine Verschwörung gegen den König vorgeworfen.

Das berichteten das „Wall Street Journal“ und die „New York Times“ mit Verweis auf Personen, die mit dem Fall vertraut seien. Unter den Verhafteten seien der Bruder und der Neffe des 84 Jahre alten Königs Salman. Ihnen drohten demnach nicht nur lange Haftstrafen, sondern möglicherweise auch die Todesstrafe.

Der Bruder des Königs, Prinz Ahmed bin Abdulasis al-Saud (78), und Prinz Mohammed bin Naif bin Abdulasis al-Saud (60) hatten beide in der Vergangenheit unter anderem den wichtigen Posten des saudischen Innenministers inne. Sie galten den Medienberichten zufolge zeitweise als potenzielle Thronfolger. König Salman hatte Mohammed bin Naif im Juni 2017 im Zuge einer Neuregelung der Thronfolge als Kronprinz abgesetzt und durch seinen Sohn Mohammed bin Salman (MBS) ersetzt.

Die „New York Times“ berichtete zudem von der Verhaftung eines dritten Prinzen: Prinz Nawaf bin Naif. Den Berichten zufolge soll Kronprinz Mohammed bin Salman hinter den Verhaftungen stecken. Weder das saudische Königshaus noch saudische Medien berichteten über die Verhaftungen. Das Blatt sprach von einer „neuen Episode in der saudischen Palast-Intrige“.

Aus dem Palast in Riad meldete sich am Samstag lediglich mit Prinz Saud bin Salman ein Sohn des Königs zu Wort. Er veröffentlichte ein Foto auf Twitter, das König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman zeigt. Überschrieben ist es mit den Worten: „Möge Gott euch beschützen“.

Bereits in der Vergangenheit war der mächtige Kronprinz Mohammed bin Salman gegen führende Mitglieder der Königsfamilie vorgegangen. Im Herbst 2017 ließ er mehr als 200 führende Persönlichkeiten des Landes im Luxushotel Ritz Carlton festsetzen. Unter anderem wurde ihnen Korruption vorgeworfen. Erst nach Zusagen von Geldzahlungen wurden die Menschen, unter denen sich ebenfalls einige Mitglieder der Königsfamilie befunden hatten, wieder freigelassen. Nach offiziellen Angaben hatten die Ausgleichszahlungen dem Königreich Einnahmen von mehr als 85 Milliarden Euro eingebracht. Beobachter sahen in dem Vorgehen den Versuch des damals noch neuen Kronprinzen MBS, seine Macht zu festigen.

Professor Juan Cole von der Universität von Michigan sieht auch in den aktuellen Verhaftungen einen Versuch des 34 Jahre alten Kronprinzen, die Macht im Palast zu sichern. Er setze sein Vorgehen gegen potenzielle Rivalen fort, schrieb Cole am Samstag auf seinem Blog. Auch Golf-Beobachter Kristian Ulrichsen sieht hinter den Entwicklungen einen Machtkampf. Vier der vergangenen fünf Kronprinzen sei es nicht gelungen, selbst König zu werden, schrieb er auf Twitter. „Das mag vielleicht das rabiate Vorgehen von Mohammed bin Salman gegen alle potenziellen Rivalen erklären.“