Mehr als 30 Pilger sterben bei Massenpanik im Irak

dpa Bagdad. Das Aschura-Fest gehört zu den wichtigsten Festen der schiitischen Muslime. Dabei ziehen riesige Menschenmassen durch die Straßen. In der irakischen Stadt Kerbela wollte die Masse zu einer Grabmoschee.

Mehr als 30 Pilger sterben bei Massenpanik im Irak

Männer tragen die Leiche eines bei der Massenpanik getöteten Gläubigen. Foto: XinHua

Bei einer Massenpanik während des schiitischen Aschura-Festes in der irakischen Stadt Kerbela sind mindestens 31 Menschen ums Leben gekommen.

100 Menschen seien verletzt worden, davon zehn schwer, meldete die irakische Nachrichtenagentur INA unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Die genaue Ursache des tragischen Unglücks war zunächst unklar. Die irakische Nachrichtenseite Shafaaq News meldete, einige Opfer seien erstickt.

Kerbela, rund 90 Kilometer südlich der Hauptstadt Bagdad, ist Zentrum des Aschura-Festes, einer der wichtigsten Feierlichkeiten des schiitischen Islams. In der Stadt ziehen jedes Jahr riesige Menschenmassen durch die Straßen, um an den Tod des Imams Hussein zu erinnern, einem Enkel des Propheten Mohammed. Dafür reisen auch viele Pilger aus dem Ausland an, etwa aus dem Iran.

Nach Angaben des Sprechers einer lokalen religiösen Einrichtung kam es zu dem Unglück wegen eines großen Andrangs von Gläubigen am Eingang zur Grabmoschee Husseins. Der Sprecher wies Meldungen zurück, ein Eingangstor oder ein überdachter Durchgang seien eingestürzt.

Immer wieder erlebt die arabische Welt bei religiösen Feiern Massenpaniken mit vielen Opfern. Vor vier Jahren wurden während der muslimischen Wallfahrt in die saudi-arabische Stadt Mekka nach offiziellen Angaben im Gedränge mehr als 750 Pilger getötet. Inoffizielle Berechnungen kamen auf rund 2000 Todesopfer. Die Behörden ließen danach die Sicherheitsstrukturen überarbeiten.

Im Irak waren zudem früher mehrfach bei Terrorangriffen auf Aschura-Pilger viele Menschen ums Leben gekommen. Verantwortlich dafür waren sunnitische Extremisten wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die die Schiiten als Abtrünnige bekämpfen.

Nach der schiitischen Überzeugung starb Imam Hussein im Jahr 680 nach Christus in der Schlacht von Kerbela einen Märtyrertod. Damals waren Streitigkeiten über die rechtmäßige Nachfolge Mohammeds entbrannt. Aus diesem Konflikt entstanden schließlich mit den Sunniten und Schiiten die beiden großen Strömungen des Islams, zu deren Trennung die Schlacht von Kerbela entscheidend beitrug.

Auch in der libanesischen Hauptstadt Beirut feierten die Schiiten unter großen Sicherheitsvorkehrungen das Aschura-Fest. Tausende schwarz gekleidete Anhänger der Hisbollah-Organisation marschierten durch einen Stadtteil im Süden Beiruts. Sie stimmten Rufe wie „islamischer Widerstand“ und „Tod für Israel“ an. Dabei schlugen sie sich zur symbolischen Geißelung mit den Händen auf die Brust.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah drohte erneut mit Vergeltungsschlägen, sollte Israel den Libanon angreifen oder dessen Hoheitsgebiet verletzen. „Wir werden mit den nötigen Mitteln antworten, um die Souveränität und Würde des Libanon zu schützen“, sagte er in einer Ansprache, die vor seinen Anhängern live übertragen wurde. Die Hisbollah ist eng mit dem Iran verbunden und betrachtet Israel als Erzfeind.

In den vergangenen Wochen waren die Spannungen zwischen der Hisbollah und Israel gewachsen. Die Miliz warf der israelischen Armee einen Drohnenangriff in der libanesischen Hauptstadt Beirut vor. Israel wiederum beschuldigte den Iran, mithilfe der Hisbollah die Herstellung von Präzisionsraketen voranzutreiben. In dieser Woche schoss die Miliz nach eigenen Angaben eine israelische Drohne ab.