Mehr Drogendelikte registriert

Jahresstatistik 2019 des Polizeipräsidiums Aalen weist einen Anstieg der Delikte im Bereich Rauschgiftkriminalität auf

Die Rauschgiftkriminalität ist grundsätzlich von einem hohen Dunkelfeld geprägt. Es handelt sich um ein Kriminalitätsfeld, bei dem überwiegend das polizeiliche Handeln zur Entdeckung und Aufklärung von Straftaten führt. Anzeigen werden üblicherweise nicht erstattet. Im Bereich des Polizeipräsidiums Aalen nahmen die Fallzahlen der Rauschgiftkriminalität laut Jahresstatistik 2019 um 5,7 Prozent zu.

Mehr Drogendelikte registriert

Im Rems-Murr-Kreis nahmen Cannabisstraftaten (Besitz und Erwerb) im Jahr 2019 um 6,6 Prozent auf 1261 Fälle zu. Foto: Polizei

Von Bernhard Romanowski

AALEN. Sie bewegen sich somit in den zugehörigen Landkreisen Rems-Murr, Ostalb und Schwäbisch Hall mit 2701 Fällen (Vorjahr 2555) auf einem Zehnjahreshoch. Die Delikte des Handels mit Drogen erreichten mit 500 registrierten Fällen nahezu Vorjahresniveau (2018: 505 Fälle). Eine ähnlich geringe Abweichung ist bei den einzelnen Handelsdelikten der verschiedenen Drogensubstanzen im Vergleich zu den Vorjahren festzustellen. Die Delikte des Besitzes/Erwerbs von Rauschgift stiegen auf 2117 Fälle (plus 9,5 Prozent).

Der Besitz/Erwerb von Heroin erfuhr im Präsidiumsbereich eine Steigerung von 18 Fällen (plus 75 Prozent) auf 42 Fälle, der Besitz/Erwerb von neuen psychoaktiven Substanzen von 6 auf 17 Fälle (plus 183,3 Prozent). Hauptanteil im Deliktfeld der Rauschgiftkriminalität haben jedoch nach wie vor die Cannabisstraftaten mit insgesamt 1585 Fällen, 182 Fälle mehr (plus 13,0 Prozent). Im Rems-Murr-Kreis nahmen die Fallzahlen um 6,6 Prozent auf 1261 Fälle zu, also 78 Fälle mehr als 2018. Landesweit steigerte sich die Rauschgiftkriminalität von 48281 Fällen auf 49270 Fälle und erreichte damit ein Fünfjahreshoch (plus 2,0 Prozent).

Cannabis war 2019 die mit Abstand am häufigsten sichergestellte Droge im Präsidiumsbereich Aalen

Als ein Beispiel für eine schwerwiegende Straftat im Bereich der Drogenkriminalität nennt das Aalener Polizeipräsidium ein versuchtes Tötungsdelikt im Rauschgiftmilieu Anfang des Jahres 2019. Damals traf sich ein 21-Jähriger mit fünf Bekannten. Gemeinsam fuhren sie nach dem Konsum von Betäubungsmitteln in die Nähe von Gaildorf, wo die Bekannten den jungen Mann an einer abgelegenen Stelle niederstachen und bei Minusgraden liegen ließen.

Die Täter schnitten ihm unter anderem beide Mundwinkel auf, da sie davon ausgingen, von dem Opfer bei der Polizei „verpfiffen“ worden zu sein. Nachdem die Täter weggefahren waren, schleppte sich der Geschädigte schwer verletzt mehrere Hundert Meter zu einer Durchgangsstraße, an der er schließlich gefunden wurde. Die fünf Beschuldigten (23, 22, 26, 32 und 27 Jahre alt) konnten durch eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe der Polizei überführt werden. Mittlerweile wurden sie zu Freiheitsstrafen von 14, 13, 12, 7 und 6 Jahren verurteilt. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn, Zweigstelle Schwäbisch Hall, legte gegen dieses Urteil beim Bundesgerichtshof Revision ein.

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Aalen waren die Sicherstellungs- und Beschlagnahmemengen von Betäubungsmitteln im Vergleich zum Vorjahr insgesamt leicht rückläufig. Cannabis war 2019 die mit Abstand am häufigsten sichergestellte Droge, was ihre unverändert große Bedeutung in der Drogenszene deutlich macht.

So wurden 2019 insgesamt 55 Kilogramm Marihuana (2018: 67,7 Kilogramm), 2,2 Kilogramm Haschisch (2018: 2,4 Kilogramm), 212 Joints (2018: 229), 468 Cannabispflanzen (2018: 241) und 1539 Cannabissamen (2018: 369) sichergestellt. Die Bedeutung der klassischen Drogen Heroin und Kokain ist trotz Rückgang der Sicherstellungsmenge weiterhin groß. 2019 wurden beim Polizeipräsidium Aalen 532 Gramm Kokain (2018: 14 258 Gramm) und 738 Gramm Heroin (2018: 563 Gramm) sichergestellt beziehungsweise beschlagnahmt. Synthetische Drogen gewinnen bedauerlicherweise weiter an Beliebtheit. Auch wenn die Sicherstellungsmengen 2019 mit 3591 Tabletten der Stimulanzdroge Ecstasy (2018: 4226) und 7886 Gramm Amphetamin (2018: 13866 Gramm) stark zurückgingen, stellen wir zunehmend fest, dass die Drogen weiterhin am alltäglichen Leben verbreitet sind. Die Gefährlichkeit einer Ecstasytablette liegt in der Verharmlosung durch Form und Farbe oder bestimmter aufgedruckter Motive. Doch jede Tablette wirkt individuell verschieden und kann zu Gesundheitsschäden bis hin zur Lebensgefahr führen.

Eine in Stuttgart wohnhafte Person verstarb aufgrund eines Organversagens in Murrhardt

Die Zahl der Rauschgifttoten stagnierte 2019 und verblieb bei acht Personen. Kinder und Jugendliche kamen im Zusammenhang mit dem Konsum von illegalen Drogen nicht zu Tode. Alle acht Personen hatten die deutsche Staatsangehörigkeit. Eine in Stuttgart wohnhafte Person verstarb aufgrund eines Organversagens infolge Drogenintoxikation in Murrhardt. Im Rems-Murr-Kreis waren drei Drogentote zu beklagen. Landesweit gab es 145 Rauschgifttote und somit 24 mehr als im Vorjahr.

Haupttodesursache bleibt der Konsum von Heroin, oftmals in Verbindung mit weiteren Drogen, Ausweichmitteln, Medikamenten und Alkohol. „Das Polizeipräsidium Aalen setzt alles daran, den Menschen die Risiken des Drogenkonsums stärker ins Bewusstsein zu rücken, und hat für das Jahr 2020 die Rauschgiftkriminalität im öffentlichen Raum als klaren Handlungsschwerpunkt deklariert. Zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität werden alle polizeilichen Ressourcen im präventiven wie repressiven Bereich noch energischer eingesetzt“, verspricht der Aalener Polizeipräsident Reiner Möller.

Info

Im Bereich der Rauschgiftkriminalität stieg die Anzahl der ermittelten Jungtäter um 5,1 Prozent von 847 auf 890 Tatverdächtige an. Den größten prozentualen Anstieg gab es laut Jahresstatistik 2019 bei den tatverdächtigen Kindern. Deren Zahl stieg um 60 Prozent von 10 auf 16 Tatverdächtige. Die Anzahl der tatverdächtigen Jugendlichen stieg demnach von 329 auf 365 Tatverdächtige (plus 10,9 Prozent), die der Heranwachsenden von 508 auf 509 Tatverdächtige (plus 0,2 Prozent). Die Altersgruppen der insgesamt 2348 ermittelten Tatverdächtigen (2018: 2207) zur Rauschgiftkriminalität gliedern sich somit wie folgt: Kinder: 16 (2018: 10), Jugendliche: 365 (2018: 329), Heranwachsende: 509 (2018: 508), Erwachsene: 1458 (2018: 1360). 22,9 Prozent der Tatverdächtigen waren Nichtdeutsche (2018: 23,3 Prozent) und 5,0 Prozent von ihnen waren Flüchtlinge/ Zuwanderer (2018: 5,2 Prozent).