Mehr Raum für die Feuerwehrfrauen

Im Gemeinderat in Allmersbach im Tal stand der Bedarfsplan der örtlichen Feuerwehr auf der Tagesordnung. Von berufener Stelle wurde der agilen Truppe ein gutes Zeugnis ausgestellt, nicht zuletzt was den Bereich der Jugendfeuerwehr angeht. Das Gerätehaus ist allerdings laut Expertenmeinung nicht mehr ganz zeitgemäß.

Mehr Raum für die Feuerwehrfrauen

Die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Allmersbach im Tal ist gut aufgestellt. Doch das Gerätehaus hat Defizite. Foto: A. Becher

Von Bernhard Romanowski

ALLMERSBACH IM TAL. Das Bessere ist der Feind des Guten – so könnte man den Bericht auf einen Punkt bringen, den Roland Demke in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Allmersbach im Tal lieferte. Demke ist der leitende Branddirektor der staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg und war als solcher Anfang des Jahres beauftragt worden, für die Allmersbacher Feuerwehr einen Bedarfsplan zu erstellen.

Demkes Fazit fiel sehr positiv aus. Allerdings hat er als Experte freilich auch immer noch den ein oder anderen Punkt gefunden, den man verbessern könnte. Kostennote seiner Vorschläge: 1276500 Euro. Das wird so nicht alles und schon gar nicht auf einmal umsetzbar sein, wie Bürgermeister Ralf Wörner auf Nachfrage bestätigte. Was aber schon im nächsten Jahr angegangen werden soll, ist die bauliche und energetische Sanierung des Allmersbacher Feuerwehrgerätehauses (siehe Infokasten).

Insgesamt sei das Gefährdungspotenzial der Gemeinde Allmersbach im Tal als normal einzustufen, wie Branddirektor Demke in seiner Analyse erklärt. Die Zahl der Ereignisse belaufe sich durchschnittlich auf 16 Ereignisse im Jahr, was ein moderates Einsatzaufkommen bedeute. 25 Prozent der Alarme sind Brandeinsätze, 46 Prozent sind Einsätze der technischen Hilfe sowie Einsätze mit Insekten. 15 Prozent der Einsätze sind Fehlalarmierungen, 14 Prozent sind sogenannte Überlandhilfen insbesondere mit den Mitgliedern der Führungsgruppe in Auenwald und Weissach im Tal sowie durch den Fachberater Chemie, wenn es um Vorfälle im Landkreis geht. Im Jahr ereignen sich durchschnittlich fünf Brände im Gemeindegebiet, so Demke.

Aufgabenschwerpunkte bei der technischen Hilfe bildeten in der Gemeinde Allmersbach mit 50 Prozent Unwettereinsätze wie die Beseitigung von Sturmschäden durch umgestürzte Bäume oder Wasserschäden mit vollgelaufenen Kellern. Türöffnungen machten 18 Prozent der technischen Hilfeleistungseinsätze aus. Acht Prozent betrafen die Beseitigung von Schäden durch ausgelaufenes Öl oder Ölspuren, zehn Prozent waren Einsätze mit Insekten. Anhand der Einsatzauswertung der letzten fünf Jahre könne abgeleitet werden, dass das Risikopotenzial für Gebäudebrände in der Gemeinde Allmersbach im Tal als normal bis gering einzustufen ist. Die Löschwasserversorgung im Gemeindegebiet ist nach Einschätzung der örtlichen Feuerwehr für die Bekämpfung von Klein- und Mittelbränden in den meisten Gebieten ausreichend. „In der Ortsmitte von Heutensbach und in den Gewerbegebieten in Allmersbach kann die Löschwasserversorgung bei großen Bränden aufgrund der Entfernung zu leistungsfähigen Hydranten eine anspruchsvolle Aufgabe werden“, mahnt der Feuerwehrexperte dennoch. Dann müsste die Versorgung mit Wasser durch Tanklöschfahrzeugen, Löschwasserbehältern oder von weiter entfernt liegenden leistungsfähigen Hydranten aus bewerkstelligt werden. Auch gebe es in Allmersbach Objekte, in denen keine Löschwasserversorgung aus dem Rohrleitungsnetz vorzufinden ist. Hierzu gehören demnach ein großer Außenstall der Schäferei Allmendinger und das Schützenhaus. Die Allmersbacher Feuerwehr besitze indessen eine gute Ausstattung an Einsatzmitteln und Geräten. Für den Hochwassereinsatz sollten noch 500 weitere leere Sandsäcke beschafft werden; zum Erkennen von Explosionsgefahren sei die Beschaffung von zwei Explosionswarngeräten erforderlich, regt Demke an.

Die Allmersbacher Feuerwehr verfügt laut dem Experten über eine gute Tagesverfügbarkeit.

Bei der Beschaffung von Mannschaftstransportwagen und Gerätewagen sollten diese mit Außenlautsprecher und einer Abspieleinrichtung für Warndurchsagen ausgerüstet werden. Aufgrund der Gefährdungs- und Risikoanalyse sei außerdem ein kleiner Gerätewagen mit Ladebordwand und Staffelkabine für die Logistik sinnvoll. Für einen großen Transportbedarf könne weiterhin ein entsprechendes Fahrzeug einer Nachbargemeinde angefordert werden. Die nächsten Fahrzeuge stehen in Auenwald und Backnang. Zur Berechnung der durchschnittlichen Ausrückezeit wurden laut Demke die Einsatzberichte der Jahre 2015 bis 2019 ausgewertet. Die Ausrückezeit der ersten Einheit betrug bei zeitkritischen Ereignissen fünfeinhalb Minuten. Die durchschnittliche Eintreffzeit der ersten Gruppe innerorts von Allmersbach und Heutensbach lag bei knapp acht Minuten. Die erforderliche Eintreffzeit von maximal zehn Minuten nach Alarmierung werde also durch die Feuerwehr Allmersbach im Tal stets eingehalten. „Es kann zusammenfassend festgestellt werden, dass die definierten Planungsziele für die erste Löschgruppe im Untersuchungszeitraum in der Regel erreicht wurden und die Feuerwehr Allmersbach im Tal eine gute Einsatzbereitschaft besitzt“, stellt der Fachmann fest.

Die Allmersbacher Wehr mit ihrem Kommandanten Felix Fischer besitzt Demke zufolge auch eine gute Tagesverfügbarkeit. Die geringste Ausrückestärke liegt werktags zwischen 10 und 16 Uhr, wenn die meisten Feuerwehrangehörigen bei der Arbeit und nicht in Allmersbach sind. Sie wächst nach 16 Uhr und erreicht den höchsten Wert in der Nacht. In der Summe sind werktags tagsüber theoretisch 22 Kräfte alarmierbar, elf davon mit Doppelmitgliedschaft, also Feuerwehrangehörige, die in Allmersbach arbeiten, aber in anderen Gemeinden wohnen.

Nur drei der rund 50 Mitglieder der Allmersbacher Feuerwehr sind weiblich. Hier bestehe noch ein deutliches Steigerungspotenzial, meint Demke. Als Zielgröße des Frauenanteils solle langfristig ein Anteil von rund 20 Prozent angestrebt werden. Die Erhöhung des Anteils weiblicher Feuerwehrangehöriger könne für die personelle Stabilisierung wichtige Impulse erbringen, meint der Fachmann. Leider sei aber das Feuerwehrhaus in seinem heutigen Zustand für die Aufnahme weiblicher Mitglieder unattraktiv. Heißt: Es sind keine Umkleide- und Sozialräume für weibliche Mitglieder vorhanden. Hier wird die Gemeinde voraussichtlich mit einem kleinen Anbau Abhilfe schaffen, so Bürgermeister Wörner.

Das Personalniveau der Allmersbacher Jugendfeuerwehr ist mit einer Stärke von 20 Jugendlichen gut, wie Demke feststellt. Das sei unter anderem dem Umstand zu verdanken, dass die Gemeinde Allmersbach den Neulingen der Jugendfeuerwehr den Führerschein bezahlt, wie Wörner auf Nachfrage verriet.

Gebäudesanierung

Das Feuerwehrgebäude ist von der Firma Energex Energiespartechnik GmbH bereits untersucht worden, um mögliche Synergien nutzen zu können, falls dort etwas um- oder angebaut werden sollte. Die Gesamtkosten für die energetische Sanierung des Gebäudes belaufen sich demnach auf 81662 Euro. Welche konkreten Maßnahmen des Feuerwehrbedarfsplans und des Sanierungsfahrplans umgesetzt werden, muss der Gemeinderat noch beschließen. Voraussichtlich im nächsten Jahr soll die Sanierung beginnen, so Bürgermeister Ralf Wörner.