Mehr Spielräume gefordert

Bürgermeister Jäger spricht bei Großerlacher Bürgertreff über Verwaltungsarbeit und ehrt Bürger

Immer mehr Vorgaben von Land, Bund und EU schränken die Kommunen immer stärker ein. Darum forderte Bürgermeister Christoph Jäger beim Bürgertreff in Großerlach: „Wir brauchen mehr eigene Entscheidungs- und Handlungsspielräume, dann lösen wir viele Probleme schneller und effizienter.“

Mehr Spielräume gefordert

Zahlreiche Großerlacher Bürger nehmen am 13. Bürgertreff ihrer Gemeinde teil und verfolgen die Rede von Rathauschef Christoph Jäger.Fotos: J. Fiedler

Von Elisabeth Klaper

GROSSERLACH. Beim 13. Großerlacher Bürgertreff rief Rathauschef Christoph Jäger die übergeordneten politischen Entscheidungsträger auf: „Schenken Sie uns auf kommunaler Ebene wieder mehr Vertrauen und gewähren Sie uns mehr finanzielle Spielräume“. Die Landesregierung sollte endlich erkennen, dass es viel mehr bringen würde, finanzielle Mittel direkt an die Kommunen weiterzugeben. Denn die Verantwortlichen der Kommunen „wissen am besten, wo man das Geld sinnvoll einsetzen muss“, zitierte d Jäger Gemeindetags-Präsident Roger Kehle.

Mit einigen Beispielen informierte der Bürgermeister die Gäste in der fast vollbesetzten Schwalbenflughalle über aktuelle Aufgaben und Vorhaben, die große Investitionen erfordern und die seine Gemeinde nur mit hohen Zuschüssen stemmen könne, so in die „Lebensadern unserer Gemeinde“, sprich die Infrastruktur. Zudem sei fürs Bildungshaus ein Abmangel von jährlich rund 600000 Euro aus eigenen Mitteln zu finanzieren. „Sollte sich die für mich nicht nachvollziehbare Forderung einer Beitragsfreiheit durchsetzen, würden unserer Gemeinde jedes Jahr 80000 Euro fehlen“. Während eine Arztpraxis wohl bald eröffnet werden könne, schließe eine Bäckerei. Zwar suche man mit dem Eigentümer nach einer Lösung, aber: „Die Bürgerschaft entscheidet durch ihr Einkaufsverhalten, ob es noch einen Dorfladen gibt oder nicht“, stellte Jäger klar.

Appell an die Bürger, sich fürs Gemeinwohl stark zu machen

„Nur gemeinsam sind wir den Herausforderungen der Zukunft gewachsen“, betonte der Bürgermeister abschließend. „Wir brauchen nicht noch mehr Spaltpilze, die das Fundament unserer Solidargemeinschaft untergraben, sondern wieder mehr Einigkeit, Solidarität und Einsatz fürs Gemeinwohl“. Mit Blick auf die Kommunal- und Europawahl am 26. Mai verdeutlichte Christoph Jäger: „Wir brauchen Europa.“ Denn: „Bei aller Verärgerung über zu viel EU-Bürokratie dürfen wir nicht vergessen, dass Europa Wohlstand, Freiheit und Frieden bedeutet.“ Darum rief er dazu auf, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Beim Großerlacher Bürgertreff nahm der Bürgermeister einige Ehrungen für außerordentliche Leistungen und Einsätze vor. Im Bereich Kultur zeichnete er die hoch musikalischen Geschwister Fritzsch, den 17-jährigen Julian und die zwölfjährige Alexandra, mit Ehrennadeln in Gold aus. Beiden erteilt ihr Vater Matthias Gitarrenunterricht, dazu haben sie Geigenunterricht bei Dan Talpan an der Musikschule Heilbronn. Mit beiden Instrumenten heimsten sie bei „Jugend musiziert“ Preise ein.

Alexandra Fritzsch gewann beim Bundeswettbewerb einen 3. Preis im Fach Violine im Duo, außerdem beim Landeswettbewerb zwei erste Preise, einen im Fach Gitarre solo und einen im Fach Violine im Duo. Julian Fritzsch gewann beim Bundeswettbewerb den 1. Preis im Fach Gitarre solo und einen dritten Preis im Fach Violine im Duo. Zudem je einen ersten Preis beim Landeswettbewerb in den Fächern Gitarre solo und Violine im Duo. Die Geschwister gaben Kostproben ihres Könnens und heimsten dafür tosenden Beifall ein.

Die Ehrennadel in Bronze überreichte Christoph Jäger an Sonja Lenz, Vorsitzende des Musikvereins „Frischauf“ Grab, und Dirigentin Susanne Scherhaufer als Anerkennung dafür, dass die Stammkapelle beim Wertungsspiel „Konzertmusik“ mit sehr gutem Erfolg abschnitt. Sie umrahmte auch den Bürgertreff mit schwungvollen Klängen.

Für langjähriges Engagement im Ehrenamt zeichnete der Bürgermeister Schlagzeuger Markus Wizemann mit der Ehrennadel in Silber aus: Er ist seit 25 Jahren im Vorstand des Musikvereins tätig, davon 15 Jahre als stellvertretender Vorsitzender.

Die Ehrennadel in Gold verlieh der Rathauschef an zwei Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Seit 50 Jahren ist Martin Rokos Feuerwehrmann, langjähriger Gruppen- und Zugführer sowie Ausschussmitglied und beendet nun den aktiven Dienst. Seit 40 Jahren leistet Andreas Winkler Feuerwehrdienst und war 25 Jahre stellvertretender ehrenamtlicher Kommandant, nun gibt er dieses Amt ab.

Im Bereich Sport erhielt Toni Josua, Ü 30, aber U 40, die Ehrennadel in Silber für seinen 3. Platz im Kugelstoßen bei den Baden-Württembergischen Senioren-Hallenmeisterschaften 2018. Die Ehrennadel in Gold verlieh der Bürgermeister an Irma und Helmut Schmidt, Besitzer des Windhunds „Ahlabub“, der den Titel Deutscher Meister im Windhundcoursing gewann. Weiter ehrte Jäger heuer einen Blutspender: Michael Olberts gab bereits 25 Mal „freiwillig und unentgeltlich“ je einen halben Liter seines Lebenssaftes, um schwerkranken und verletzten Mitmenschen zu helfen, dafür erhielt er die goldene Ehrennadel mit goldenem Lorbeerkranz.

Mehr Spielräume gefordert

Bei der Auszeichnung verdienter Bürger (von links): Markus Wizemann, Martin Rokos, Andreas Winkler, Alexandra Fritzsch, Michael Olberts, Julian Fritzsch, Sonja Lenz, Susanne Scherhaufer sowie Bürgermeister Christoph Jäger.