Teil des Sparprogramms

Mercedes-Betriebsrat verteidigt die Vermittlungsplattform „Job-Kompass“

Bei Mercedes werden Stellen gestrichen und Aufgaben an Dienstleister vergeben. Viele Mitarbeitende müssen sich deshalb neue Jobs suchen – intern oder außerhalb.

Mercedes-Betriebsrat verteidigt die Vermittlungsplattform „Job-Kompass“

Bei Mercedes-Benz stehen viele Beschäftigte vor einer ungewissen Zukunft. Der „Job-Kompass“ soll ihnen helfen, eine neue Aufgabe zu finden.

Von Matthias Schmidt

Zukunftschance oder Abschiebebahnhof? Interne Qualifizierungs- und Vermittlungsbörsen für Mitarbeiter, deren Jobs wegfallen, können für Betroffene eine zwiespältige Angelegenheit sein. Der Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali hat im Gespräch mit unserer Zeitung jetzt die Einrichtung einer solchen Plattform bei Mercedes-Benz verteidigt. Sie wurde im Rahmen des Effizienzprogramms NLP (Next Level Performance) mit der Geschäftsführung vereinbart und trägt intern den Namen Job-Kompass. Nachdem die „Turbophase“ für schnell Entschlossene bei den Abfindungsangeboten abgelaufen ist, wird sie in den kommenden Monaten an Bedeutung gewinnen.

Beim digitalen Auto-Talk unserer Zeitung wurde Lümali aus dem Teilnehmerkreis gefragt, ob es beim Job-Kompass nicht in Wahrheit um eine Art von Outplacement handle: „Soll die Plattform nicht letztlich dazu dienen, dass die Leute aus dem Unternehmen ausscheiden, weil es die Arbeitsplätze, auf die vermittelt werden soll, gar nicht gibt?“

Was der Mercedes-Betriebsratschef von Angestellten erwartet

Lümali entgegnete: „Wenn man davon ausgehen muss, dass manche Funktionen und Stellen nicht erhalten bleiben, dann müssen Sie sich Gedanken über die Menschen machen, die es betrifft.“ Auch wenn der Betriebsrat den Stellenabbau im Grundsatz ablehne, dürfe er es nicht dem Zufall überlassen, ob und wie die Betroffenen eine neue Aufgabe finden. Der Grundgedanke sei, die Betroffenen mit Personalkonzepten und Qualifizierungsmaßnahmen zu begleiten, bis sie eine neue Funktion im Unternehmen übernehmen können. Die Mitarbeitenden müssten allerdings in Zeiten der Transformation auch einen Willen zur Veränderung mitbringen. „Das muss man erwarten dürfen“, so Lümali.

Im Job-Kompass landen jene Mitarbeiter, „deren Aufgaben im Zuge der Anpassung von Strukturen und Geschäftsprozessen entfallen oder extern vergeben werden“, erklärt das Unternehmen. Man begleite sie „bei der beruflichen Neuorientierung und dem Übergang in eine neue Tätigkeit – intern oder extern“. Dazu gehörten „unter anderem Bewerbungstrainings, eine Qualifizierungsberatung sowie die gezielte Unterstützung bei der Suche nach neuen Beschäftigungsmöglichkeiten“.

Kündigungen sind bei Mercedes bis 2034 ausgeschlossen

Mercedes will in den indirekten Bereichen, also jenseits der Produktion, Tausende von Stellen abbauen. Der Jobkompass wird nun für jene relevant, die sich bisher gegen eine Abfindung entschieden haben, deren Stelle aber wegfallen soll. Da der Autohersteller angekündigt hat, mehr Aufgaben als bisher an externe Dienstleister zu vergeben, könnte dies Hunderte von Mitarbeitern betreffen. Die Regelungen zum Jobkompass gelten bis Ende 2027. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2034 ausgeschlossen.