Ausgerechnet die ikonischen Kühlergrills aus der Verbrenner-Ära prägen fortan das neue Zeitalter für E-Autos bei Mercedes-Benz. Der elektrische GLC macht den Anfang.
Der Grill des neuen Mercedes GLC. Wovon das Design inspiriert ist, sehen Sie in unserer Bildergalerie.
Von Veronika Kanzler
Der GLC ist seit Jahren das beliebteste Modell von Mercedes-Benz – nun darf er auch den Auftakt machen, in „eine neue Ära des ikonischen Mercedes-Benz Designs“. Denn mit einem kleinen Ausschnitt auf den elektrischen GLC zeigen die Stuttgarter erstmals das „neue Gesicht“ ihrer E-Offensive. Und das ist eine Rückbesinnung.
Der neue Grill – bei einem E-Auto technisch funktionslos – wird von Mercedes als „illuminiertes Kunstwerk“ inszeniert. Ein breiter Chromrahmen, eine Gitterstruktur in Rauchglasoptik und eine Konturbeleuchtung mit 942 Lichtpunkten sollen „Prestige und Status“ vermitteln. Doch während die Gitterstruktur durchaus elegant wirkt, bricht die massive Beleuchtung mit dem sonst eher filigranen Stil.
Optik von Vebrenner-Ikonen prägen E-Zeitalter von Mercedes
Mercedes selbst spricht von einer Hommage an die eigene Historie: „Seit über 100 Jahren ist der Chromgrill ein zentrales Merkmal von fast jedem Mercedes-Benz, welches sich kontinuierlich weiterentwickelte“ Modelle wie der 600 Pullman oder die S-Klasse der Baureihen W 108 und W 111 stehen Pate für das neue Design. Ironischerweise sind es also die Ikonen der Verbrenner-Ära, die nun das elektrische Zeitalter prägen sollen.
Es ist der längst angekündigte Bruch mit der bisherigen EQ-Strategie, die bei Kunden kaum zündete. Modelle wie EQC und EQS blieben hinter den Erwartungen zurück – mutmaßlich auch, weil die Bezeichnungen konstruiert wirkten. Wer eine S-Klasse will, kauft eben keinen EQS. Weder klingt es danach, noch sieht es danach aus. Im Herbst 2023 fiel in der Führungsetage die Entscheidung, dass Mercedes dual weiterfahren will. Der Kunde soll nur zwischen der Antriebsart wählen müssen, da die Optik – egal ob mit Verbrenner oder rein elektrisch – beinahe identisch bleibt.
Was bedeutet eigentlich EQ Technologie von Mercedes?
Jetzt also: GLC mit EQ-Technologie. Ein sperriger Begriff, der sich im Alltag ohnehin schnell verflüchtigt. Die meisten sprechen schlicht vom „elektrischen GLC“ – und Mercedes selbst tut das auch. Und wer sich fragt, was EQ eigentlich bedeutet? Die Antwort ist so verkopft wie das Kürzel selbst: eine Mischung aus „Emotion“ und „IQ“, gefolgt von dem Slogan „Electric Intelligence“. So kompliziert wie überflüssig.
Mercedes besinnt sich auf Vergangenes
Während BMW mit der „Neuen Klasse“ ein sichtbares Aufbruchsignal im Design setzt, besinnt sich Mercedes beim elektrischen GLC auf seine Wurzeln. Der Grill zitiert die großen Verbrenner-Modelle der Vergangenheit – und genau darin liegt auch die jetzt korrigierte Strategie: lieber Evolution als Revolution. Statt einer neuen Designsprache gibt es ein neues Leuchtbild.
Das ist vielleicht nicht besonders mutig, aber es ist typisch Mercedes: traditionsbewusst, kontrolliert, auf Wiedererkennbarkeit bedacht. Immerhin: nach den gestalterischen Experimenten der EQ-Modelle setzt Mercedes nun wieder auf vertraute Formen, die die Kunden so schätz(t)en.
Weltpremiere
Elektrischer GLCMercedes-Benz präsentiert den elektrischen GLC erstmals am 7. September 2025 auf der IAA Mobility in München. Der Verkaufsstart soll im Frühjahr 2026 sein.
Das historische Portfolio umfasst zahlreiche Modelle, wie den legendären Mercedes-Benz 600 Pullman, der von 1963 bis 1981 gebaut wurde.
Auch die Modellreihe Strich-8, die heute noch immer eine große Fangemeinde hat, besitzt einen Kühlergrill in Wabenstruktur.
Der ikonische Chromgrill zierte selbstredend auch diverse S-Klassen. Hier den Mercedes-Benz 300 SE aus dem Jahr 1965...
... sowie in der Baureihe W 111, hier als Cabriolet aus dem Jahr 1971