Ihre Memoiren sind ein Kassenschlager, dafür wollte Media Control die Ex-Kanzlerin auszeichnen. In Baden-Baden. Dafür reiste Ex-Bundeskanzlerin Merkel extra aus Berlin an.
Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde in Baden-Baden bei der vierten Media Control Book Night mit dem Gold Awar für ihr Buch „Freiheit“ ausgezeichnet.
Von red/dpa
Schon mehrfach ist Angela Merkel (CDU) in Baden-Baden gewesen, doch so deutlich hat sich die frühere Kanzlerin wohl noch nie über die Lage der Kurstadt geäußert: „Aus Berliner Perspektive wohnen Sie nicht um die Ecke hier, sondern doch ein bisschen ab vom Schuss“, sagte die 70-Jährige bei einer Rede im Kurhaus anlässlich einer Preisverleihung - und räumte gleich ein: „Sie hören das sicherlich nicht gerne.“
Doch damit nicht genug: Die Baustellen zwischen Stuttgart und Baden täten das Ihrige, legte Merkel nach. „Man kriegt da einen ziemlichen Schreck.“
Jede Sekunde ein verkauftes Exemplar
Anlass für die Äußerung war im Grunde ein Dank an Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Die CDU-Politikerin sei extra während einer Sitzungswoche von Berlin nach Baden-Baden gekommen, um die Laudatio für sie zu halten.
Ausgezeichnet wurde Merkel für ihre Bestseller-Biografie „Freiheit“ vom Marktforschungsunternehmen Media Control, das den Gold Award zum ersten Mal vergab. Am ersten Verkaufstag im November seien mehr als 100.000 Exemplare verkauft worden, sagte Firmengründer Karlheinz Kögel. Das bedeute im Grunde, jede Sekunde sei ein Exemplar verkauft worden. Das war laut Media Control ein Rekord im deutschen Buchhandel. Seither seien nahezu eine Million Exemplare in Deutschland, Österreich und der Schweiz abgesetzt worden. Woche für Woche würden weiterhin Tausende der mehr als 700 Seiten dicken Werke verkauft. Die Biografie war die erfolgreichste der vergangenen zehn Jahre.
Merkel vermisst Blumensträuße
Die Blumendeko im Kanzleramt und „die tolle Kanzlerküche“ vermisst Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) seit ihrem Ausscheiden aus dem Amt am meisten. Jeden Tag würden dort Blumensträuße wunderbar arrangiert, schwärmte die 70-Jährige bei einer Preisverleihung
„Man ist da reingekommen, man hatte einen schweren Tag vor sich, und es war immer wirklich so toll geschmückt.“. Dass sie die Blumen vermissen werde, habe sie schon zu Amtszeiten gewusst.
Klöckner verrät Merkels Antwort auf ihre Thermomix-Schwärmerei
Etwas banaler sei es bei der Küche. „Ich muss mir jetzt mein Essen wieder selber ranschaffen“, sagte Merkel auf die Frage eines Schülers. Dabei hatte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) in ihrer Laudatio noch erzählt, dass sie einst Merkel von ihrem Thermomix vorschwärmte, in dem sie Suppen aller Art zubereite. Darauf habe Merkel nur trocken geantwortet: „Ich kann kochen.“
Merkel geht auch auf Israel-Frage ein
Auch auf Fragen fernab von ihrer Biografie reagierte Ex-Bundeskanzlerin Merkel souverän. „Bei uns werden sich ziemlich viele auf die Seite der israelischen Opposition stellen“, sagte Merkel auf die Frage einer Schülerin bei einer Preisverleihung. Doch auch die Zivilgesellschaft gehöre zu Israel, die Hamas und auch der Iran wollten auch sie vernichten, betonte Merkel. Daher könne man Kritik üben an dem, was dort passiere, und glaubwürdig für Menschenrechte eintreten. Und deshalb gehöre die Sicherheit aus ihrer Sicht zum Kern deutscher Politik.
Ein großer Teil der israelischen Bevölkerung halte die Maßnahmen der Regierung „für nicht mehr richtig, für übertrieben, für zu weitgehend“, sagte sie in Baden-Baden. „Und dass Ihr in diesem Israel weiter frei Eure Meinung sagen könnt, dass Ihr in einer Demokratie leben könnt, dafür werden wir uneingeschränkt eintreten.“
Man dürfe Israel nicht mit der aktuellen Regierung gleichsetzen, so Merkel. Auch sie sei früher mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in vielen, vielen Fragen nicht einer Meinung gewesen.