Ärztin verimpft übrig gebliebenen Astrazeneca-Impfstoff

dpa/lsw Karlsruhe. Großer Andrang bei einer ungewöhnlichen Aktion: Eine Pforzheimer Ärztin verimpft auf einem Parkplatz Astrazeneca. Ihre eigenen Patienten hatten abgelehnt - aus Misstrauen gegen das Vakzin.

Ärztin verimpft übrig gebliebenen Astrazeneca-Impfstoff

Eine Spritze mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca wird aufgezogen. Foto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Mit einer ungewöhnlichen Aktion hat eine Pforzheimer Ärztin am Mittwoch auf das vielfach herrschende Misstrauen gegen den hochwirksamen Impfstoff Astrazeneca aufmerksam gemacht. Nachdem fast 250 Dosen des Vakzins in ihrer Praxis liegen geblieben waren, verimpfte die Medizinerin Nicola Buhlinger-Göpfarth den Wirkstoff in Pforzheim auf einem Supermarkt-Parkplatz und im Gebäude an Impfwillige. Schon zu Beginn der Aktion herrschte großer Andrang. Es gab Verkehrsstaus und lange Schlangen. Auch viele junge Leute waren da.

Einen Termin brauchte es dafür nicht, lediglich eine Impfberechtigung. Menschen unter 60 mussten ausdrücklich zustimmen, den Wirkstoff Astrazeneca zu erhalten. Er wird in Deutschland nur für Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Astrazeneca war trotz seiner hohen Wirksamkeit wegen selten auftretender Blutgerinnsel im Zusammenhang mit der Impfung in Verruf geraten.

Viele verunsicherte Patienten misstrauten dem Impfstoff daher und lehnten die Impfung damit ab, sagte Buhlinger-Göpfarth. Der Zeitaufwand für die Gespräche mit den Impfberechtigten auf ihrer Praxis-Warteliste sei enorm gewesen. „Wir wissen genau, dass es hundert andere gibt, die sich damit gerne impfen lassen wollen.“ Deshalb habe sie sich zu der Aktion auf dem Parkplatz entschlossen - nach ihren Worten die erste dieser Art im Südwesten

Die Impfaktion auf dem Parkplatz schlage große Wellen, hatte dazu ein Sprecher des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg gesagt. Auch aus anderen Praxen gebe es Rückmeldungen, dass Patienten den Wirkstoff nicht wollten. Dass Astrazeneca deshalb aber liegen bleibe, sei nicht bekannt, erklärte ein Sprecher des Kassenärztlichen Verbandes Baden-Württemberg.

Das Sozialministerium verwies darauf, dass gerade für über 60-Jährige der Nutzen der Impfung das Risiko übersteige. „Wir hören auch immer wieder, dass eine persönliche Beratung oft die Bedenken nimmt“, sagte ein Sprecher.

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