Rafael Bidlingmaier arbeitet zusammen mit der Stadtverwaltung an einem Modernisierungskonzept für den Baubetriebshof. Foto: A. Becher
Von Florian Muhl
Herr Bidlingmaier, können Sie noch Schnee sehen?
(lacht) Ja klar, kein Problem, den kriegen wir schon weg. Das ist ja unser Job.
Sind Sie beim Winterdienst auch vor Ort tätig?
Nein, die Meisterebene ist nur in der Leitung tätig, ist nicht draußen aktiv mit dabei.
Müssen Sie dann trotzdem mitten in der Nacht aufstehen?
Wir sind diejenigen, die alarmieren. Wenn wir nicht aufstehen, fährt keiner los.
Sind Sie Frühaufsteher?
Ja, Gott sei Dank. Ich mach’s jetzt auch lang genug. Vom Grundsatz her kommt mir das wirklich entgegen, dass ich Frühaufsteher bin.
Wie bekommen Sie denn mit, dass es nachts schneit?
Nur, indem man aufsteht und rausguckt und Kontrollfahrten macht. Wir sind sehr oft in der Nacht ab 3 Uhr unterwegs, fahren durchs Stadtgebiet und beobachten die Temperaturen.
Bei einer Nachbargemeinde wird schon das Salz knapp, wie sieht’s da in Backnang aus?
Wir haben gerade heute Nachschub bekommen, wir haben rechtzeitig bestellt. Unser Lager ist so gefüllt, dass wir über die erste Winterperiode rüberkommen. Wir werden dann im Sommer nachkaufen müssen.
Ist Corona ein besonderes Thema für den Baubetriebshof?
Das ist in der Tat eine große Herausforderung für uns, auf die wir aber schon sehr frühzeitig reagiert haben. Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr des vergangenen Jahres haben wir zwei Mannschaften mit getrennten Arbeitszeiten, wir beginnen um 6 und um 7 Uhr. Gerade aktuell im Winterdienst ist es gar nicht so leicht zu machen, mit Abstand und mit Masken.
Sie sind jetzt neuer Chef. Was bleibt gleich, was wird sich im Backnanger Baubetriebshof ändern?
Für mich geändert hat sich nur, dass ich jetzt die Leitung übernommen habe. Natürlich will ich neue Dinge beginnen, die ich schon viele Jahre im Kopf habe und die ich jetzt umsetzen will.
An welche Neuerungen in den kommenden Jahren denken Sie?
Ich will in Zukunft den Fokus mehr auf meine Mitarbeiter legen. Mein Ziel ist, durch mehr Eigenverantwortung die Motivation zu steigern. Zudem arbeiten wir im Moment an einem Konzept zur Modernisierung des Bauhofs, das insbesondere die Gebäude, den Fuhrpark sowie die Digitalisierung umfassen wird.
Das klingt nach umfangreichen Maßnahmen und viel Geld, das Sie benötigen. Haben Sie denn Hoffnung, dass Sie die Mittel auch dafür von der Stadt bekommen?
Zunächst arbeiten wir das Konzept aus und stimmen es innerhalb der Stadtverwaltung ab, dann wissen wir, über welchen Finanzbedarf wir sprechen. Danach erfolgt die Information und Beratung des Gemeinderats sowie die Festlegung der weiteren Schritte. Mir ist aber bewusst, dass wir uns schrittweise an die Umsetzung machen müssen.
Stehen noch weitere Veränderungen an?
Ja, das Führungsteam wird neu strukturiert und wir werden uns im Bereich der Verwaltung verstärken.
Das sind viele Projekte, die Sie anstoßen wollen, verbunden mit viel Arbeit. Freuen Sie sich darauf?
In dieser Konstellation, wie ich’s jetzt hier habe, und dem Team ist es mein Traumjob und genau mein Ding, was ich jetzt noch machen möchte. Und mein Plan ist, hier das bis zum Ende, bis zu meinem Ruhestand zu machen.
Und Frau und Tochter sind auch zufrieden? (lacht wieder) Ja, die sind sehr zufrieden, ja. Wenn einem die Arbeit Spaß macht, dann geht man auch gut gelaunt nach Hause. Und das freut die Familie.
Und mit welchem Zeitvertreib beziehungsweise Hobby halten Sie sich fit?
Ich bin leidenschaftlicher Radfahrer und komm’ aus dem Radsport. Bevor ich hier angefangen habe, war ich beim Landeskader Trainer beim Bund Deutscher Radfahrer, dort hab ich BMX trainiert – das war schon immer so mein Leben. Aber das ist mittlerweile ein paar Tage her, aktuell mach ich’s Radfahren nur noch für mich.
Rafael Bidlingmaier aus Althütte ist der neue Leiter des Baubetriebshofs von Backnang. Am 1. Januar hat er dieses Amt von seinem Vorgänger Roland Stampfl übernommen, der in den Ruhestand gegangen ist. Bidlingmaier ist jetzt für 45 Mitarbeiter verantwortlich.
Der 51-Jährige ist in Backnang geboren und in Althütte aufgewachsen. Nach dem Besuch der Realschulzeit in Welzheim hat Bidlingmaier eine Lehre als Straßenbauer im damaligen elterlichen Betrieb W. Bidlingmaier in Urbach absolviert. Dort wurde er Straßenbaumeister und 1997 Prokurist.
Im Februar 1999 trat Bidlingmaier in die Dienste der Stadt Backnang ein, war zunächst als Vorarbeiter einer Straßenbaukolonne tätig und war seit Dezember 1999 stellvertretender Bauhofleiter.
Rafael Bidlingmaier ist verheiratet und hat eine 14-jährige Tochter.