Mit den neuen Plänen den Nerv getroffen

Büro hat überarbeitete Vision für Umgestaltung der Fußgängerzone vorgelegt. Elemente Wein und Literatur sind akzentuiert.

Mit den neuen Plänen den Nerv getroffen

Unter anderem sind Brunen und eine Treppe in Marbach vorgesehen. Foto: Baldauf Architekten

Von Christian Kempf

MARBACH. Als die Stadt im Februar erstmals ihren Bürgern den Vorentwurf für die anvisierte Umgestaltung der Fußgängerzone vorstellte, bewegten sich die Reaktionen irgendwo zwischen reserviert bis kritisch. Seitdem ist allerdings viel Zeit ins Land gegangen. Und der zuständige Planer Christof Weigel vom Architekturbüro Baldauf in Stuttgart, ist noch mal in sich gegangen, hat Anregungen aus dem Gemeinderat und von Anwohnern eingearbeitet und sich auch Input von den Tourismusfachleuten der Stadt geholt, um auf der Basis ein verfeinertes Konzept zu entwickeln. Seine Ideen präsentierte er kürzlich in der Stadthalle vor gut 60 Zuhörern in einer zweiten Informationsveranstaltung. Und dabei war zu beobachten, dass sich die Stimmung gedreht und Weigel nun offenbar den Nerv der Marbacher getroffen hat. Am Ende seines Vortrags gab es sogar Applaus.

Stärker akzentuiert hat er mittlerweile vor allem die Themen Literatur und Wein. So schwebt dem Fachmann vor, das Lugplätzle zu einer Art „Wein-Lese-Laube“ herauszuputzen. Reben könnten diesen kleinen Rückzugsort umranken, Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen. Weigel regte außerdem an, in dem schon vorhandenen Bücherregal bewusst Schiller-Bände unterzubringen, um die literarische Tradition der Stadt noch präsenter zu machen. Denkbar wäre an dieser Stelle darüber hinaus ein Monitor, auf dem digitale Präsentationen eingespielt werden könnten.

Weiter sehen die Planungen des Experten eine so genannte Dialogstation vor. Dabei handelt es sich um ein Rohr, in das man hineinsprechen kann. Einige Meter entfernt würde ein zweites Rohr installiert, über das ein Partner die Botschaft empfängt. „Es wäre auch möglich, sich hier Dialoge aus den Dramen von Schiller vorzutragen, die man über einen QR-Code abrufen könnte“, erklärte er. Eine große Rolle spielt bei den Überlegungen für eine herausgeputzte Fußgängerzone auch der Aspekt Wasser. Weigel machte den Vorschlag, dem Vorbild anderer Kommunen zu folgen und einen Spender aufzustellen, aus dem Passanten einen Schluck nehmen können, um sich zu erfrischen. Der entsprechende Behälter könne in Form eines Weinfasses ausgestaltet sein, um den Faktor Traubenanbau erneut aufzugreifen. Vor dem Pfundhaus, das gerade zum zweiten Rathaus umgestaltet wird, möchte Weigel überdies einen Brunnen anordnen. Fontänen könnten dagegen etwas weiter oben in Richtung Bäckerei, gegenüber vom Schillerhof, aus dem Boden spritzen und damit ein Anziehungspunkt für Kinder werden. Der Clou dabei: Die Grundform der Anlage soll einem Instrument nachempfunden sein, das der Marbacher Wissenschaftler Tobias Mayer einst konstruiert hat. Direkt neben dem Fontänenfeld sollen Passanten auf einer kleinen Treppenanlage sitzen und ein Päuschen einlegen können. Ziel ist nach wie vor, mehr Grün in die Fußgängerzone zu bringen. „Es wird immer heißer. Und es ist auch für die Aufenthaltsqualität in Städten wichtig“, sagte Christof Weigel. Weil es aber an dem ersten Entwurf Kritik an der Fülle der angedachten Bäume gab und eine bessere Mischung mit beweglichen Elementen gefordert wurde, hat der Fachmann nun einen Kompromiss aus festen und mobilen Pflanzen erarbeitet.

Über die Marktstraße verteilt sollen demnach in lockerer Folge einige wenige Felsenbirnen gesetzt werden, die über eine schmale und lichte Krone verfügen. Zum anderen sind aber auch Standorte für Blumenkübel reserviert. Bei den Sitzbänken will es Weigel ebenfalls nicht übertreiben. Denn letztlich solle die Fläche in der Fußgängerzone möglichst frei bleiben, um sie für Feste, Märkte und generell Veranstaltungen nutzen zu können.