Eigentlich wollte Daniel Schweizer den elterlichen Betrieb in Schwaigern erst gar nicht übernehmen. Aber der Naturwein und Pferde überzeugten ihn dann doch.
Daniel Schweizer pflügt den Boden in seinen Weinbergen mit Hilfe von Pferden wie Funa (rechts).
Von Kathrin Haasis
Sogar die Boulevardpresse schrieb darüber: „Jetzt schaltet der Öko-Weinbau auf vierbeinige Bewirtschaftung um“, lautete die Nachricht vor fast zehn Jahren. Dominique Léandre-Chevalier hatte damals Furore gemacht, weil er bei der Weinbergsarbeit im Bordeaux den Traktor durch Pferde ersetzte. Dem Trend sind Hunderte Weingüter gefolgt, darunter das Château Latour. Vor sechs Jahren wurde in Saint-Émilion bei Poitiers sogar eine École Nationale du Cheval Vigneron gegründet, wo die Tiere und ihre Besitzer ausgebildet werden.
Pferde im Weinberg statt Traktoren
Anstatt den Boden mit den Traktoren zu verdichten, bleibt er durch die Pferde lockerer und luftiger, Regenwasser gelangt besser zu den Wurzeln der Rebstöcke. In Baden lässt das Weingut Heger einen Silvaner-Weinberg von Pferd Willi bearbeiten. Der Wein ist gerade ausverkauft, obwohl er 24 Euro die Flasche kostet. Auch der Pfälzer Winzer Rainer Gehrig setzt auf ein PS statt viele vom Traktor, im österreichischen Gut Oggau und bei Alvar de Dios in Spanien sind ebenfalls Pferde im Einsatz.
„Durch das Pferd bin ich viel verbundener mit dem Weinberg, viel präsenter“, sagt Daniel Schweizer, der als Württemberger Weinmacher auf diese tierische Art der Weinbergsarbeit setzt. Drei Pferde gehören ihm mittlerweile, der Traktor und sein Lärm haben ihn genervt. Den Abliefer- und Rebenveredelungsbetrieb seiner Eltern in Schwaigern wollte er ursprünglich nicht übernehmen, machte stattdessen eine kaufmännische Ausbildung. „Durch den Naturwein habe ich zurückgefunden“, sagt der 35-Jährige. Er absolvierte eine Winzerlehre, machte den Techniker, übernahm 2018 das Weingut. In seinen Weinen seien „nur noch Trauben, keine Zusätze“, gerade ist er dabei, Biospritzmittel wie Kupfer durch probiotische Mittel wie Tees zu ersetzen, um seine Pflanzen vor Krankheiten zu schützen. Sein Regent Roter Brunnen, im großen Holzfass und alten Barriques ausgebaut, ist so besonders wie der Winzer – fruchtig und würzig gleichzeitig, dicht und kräftig, wie ein Bordeaux duftet er leicht nach Pferd. Daniel Schweizer gelingt es, aus der teilweise resistenten Sorte etwas Herausragendes zu machen.
Das Urteil der Weinrunde:
Holger Gayer Wer einmal das Privileg hatte, einen Mouton Rothschild zu probieren, weiß, dass der wirklich nach Schaf riecht. Ähnlich ist es bei Herrn Schweizer: Sein Wein hat etwas Animalisches, das etwas für Überzeugungstäter ist.
Michael Weier Überraschungen bei der Weinprobe sind das Salz in der Suppe. Um die Sorte Regent mache ich grundsätzlich einen weiten Bogen, der hier begeistert mich: Eine schöne Kirschfrucht trifft auf die Würze eines Bordeaux.
Roter Brunnen 2021, 13 Euro, Weingut Daniel Schweizer, Bahnhofstraße 65, Schwaigern, 01 51 / 28 28 05 71. wein-schweizer.de