Mit Plakaten und Pylonen gegen Lärmbelästigung

Im Weissacher Ortsteil Bruch haben Bewohner Banner aufgehängt, um Auto- und Motorradfahrer zum Langsamfahren zu bewegen.

Mit Plakaten und Pylonen gegen Lärmbelästigung

Bürgermeister Ian Schölzel (links) und der Grünen-Landtagsabgeordnete Ralf Nentwich (rechts) waren bei der Aktion dabei, die Gemeinderat Thomas Obermüller organisiert hat. Foto: M. Kurz

Von Melanie Maier

WEISSACH IM TAL. Seit Jahren ist die Lärmbelästigung durch den Durchfahrtsverkehr im Weissacher Ortsteil Bruch ein Thema. Vor allem an den Ortsausgängen fühlen sich die Anwohner gestört durch Auto- und Motorradfahrer, die schon weit vor dem Ortsschild beschleunigen. An der Lutzenberger Straße herrscht zudem die Problematik, dass zwei große Fahrzeuge, wenn sie nebeneinander fahren, über das Kopfsteinpflaster neben der abgesenkten Bordsteinkante rumpeln – und zwar so laut, dass es zum Teil auch noch die Anwohner der Straßen weiter oben, am Hang, hören.

Nun haben die Bewohner Bruchs einen ersten Schritt gegen die Lärmbelästigung unternommen. Mit Pylonen an beiden Seiten der Lutzenberger Straße sowie zwei Bannern, auf denen „Runter vom Gas.“ steht, wollen sie Fahrer zum Abbremsen bewegen.

Die Aktion wurde von Thomas Obermüller, Gemeinderat der Liste Weissacher Bürger, in die Hand genommen. Er organisierte am vergangenen Freitag ein Zusammenkommen von Anwohnern am hinteren Ende der Lutzenberger Straße. Etwa 30 Interessierte kamen – unter Einhaltung der Hygieneregeln – zusammen. An dem Treffen nahmen auch Bürgermeister Ian Schölzel und der Grünen-Landtagsabgeordnete Ralf Nentwich teil.

„Es zeigt, dass etwas vorwärtsgeht, wenn die Leute an einem Strang ziehen“, sagte Thomas Obermüller zum Auftakt. Die Pylonen, erklärte er, würden an der Breite der Fahrstreifen nichts verändern – aber optisch einen Anlass dazu geben, langsamer zu fahren.

Das ist eine gute Nachricht für die lärmgeplagten Anwohner. Denn rein rechtlich stehen ihnen nicht viele Möglichkeiten offen, genauso wenig wie der Gemeindeverwaltung, erklärte Bürgermeister Schölzel. An der innerörtlichen Höchstgeschwindigkeit zum Beispiel könnte die Gemeinde eigenständig nichts verändern, „auch wenn ich persönlich glaube, dass wir dafür im Gemeinderat große Zustimmung finden würden“.

Der Landtagsabgeordnete Ralf Nentwich hofft diesbezüglich auf eine baldige Bundesregelung, welche die Regelgeschwindigkeit innerorts auf 30 Kilometer pro Stunde festlegt. „Dann hätten wir die Chance auf eine schnelle Lösung des Problems“, sagte er. Die Lärmbelästigung wäre ein „riesiges Thema“ im ganzen Landkreis, aber eines, bei dem weder die Politik auf Landesebene noch die lokale Verwaltung viel bewirken könnten.

Nentwich schlug vor, als Sofortmaßnahme für eine Verkehrsberuhigung sogenannte Freiwillig-Tempo-30-Schilder anzubringen. Diese sind keine offiziellen Verkehrszeichen, sondern appellieren an die Freiwilligkeit der Verkehrsteilnehmer. Schölzel nahm das als Auftrag für die nächste Gemeinderatssitzung mit.

Mehrere Anwohner meldeten sich ebenfalls zu Wort. Sorgen machten sich viele wegen des Spielplatzes in Richtung Oberweissach nahe dem Ortsausgang. Dort wären oft Kinder unterwegs. Einige konnten sich vorstellen, im Garten ein Warnschild oder Ähnliches aufzustellen.

Mehrere weitere Vorschläge wurden als nicht oder eher schwierig umsetzbar entlarvt, etwa der Vorschlag, einfach das Ortsschild zu versetzen (was wegen der Bebauungsgrenze nicht ohne Weiteres möglich ist) oder eine Fahrbahnverschwenkung zu bauen (was sehr teuer ist und viel Fläche in Anspruch nimmt). Welchen Effekt die Banner – plus möglicherweise Klemmfix entlang der Straße – haben werden, bleibt abzuwarten.

Einen Lichtblick gibt es immerhin: Der Gemeinde Weissach im Tal wurden für ein integriertes Mobilitätskonzept vom Verkehrsministerium 23000 Euro Fördergelder bewilligt. Das Konzept soll neue Erkenntnisse und belastbare Daten bringen, die langfristig dazu beitragen sollen, etwas an der Lage zu verbessern.