Mit viel Schwung den Hang hinab

In Unterweissach soll auf den vielfachen Wunsch von Jugendlichen hin eine Downhillstrecke angelegt werden. Die abenteuerliche Piste könnte am Hang zwischen dem Spielplatz Wefzgenhölzle und der Weißach entstehen.

Mit viel Schwung den Hang hinab

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL. 400 Meter lang bei einem Höhenunterschied von 16 Metern, mit mehreren Kurven versehen und an einer Stelle mit einer geteilten Piste ausgestattet: So könnte schon bald eine Downhillstrecke in Unterweissach aussehen. Jugendliche, die dem noch jungen Fahrradsport frönen, wünschen sich dringend ein solches Übungsgelände.

Die Idee bekam im Frühjahr neuen Schwung, als Bürgermeister Ian Schölzel die Gestaltung der neuen Spiel- und Freizeitfläche am Georg-Elser-Weg mit interessierten Jugendlichen diskutierte. Das Jugendforum fand unter Coronabedingungen statt – nicht im hergebrachten Sinne als Gespräch am runden Tisch, sondern als Online-Konferenz mit allen Beteiligten. Zweimal traf man sich auf diese Weise, um Ideen zu sammeln, die das Backnanger Büro Roosplan dann als Entwurf zu Papier brachte und jetzt im Gemeinderat vorstellte.

In dem Jugendchat hatte sich herauskristallisiert, dass die künftigen Flächen nahe der Grundschule und dem Jugendtreff nicht für kleinere Kinder ausgelegt werden, sondern für Nutzer etwa ab dem Grundschulalter bis hin zu Jugendlichen. Dementsprechend soll es beispielsweise eine Graffitiwand geben. „Hier darf gesprüht werden“, machte Daniel Bok deutlich. Der Landschaftsarchitekt begleitet das Projekt vonseiten des Planungsbüros. Auch ein überdachter Chillplatz ist angedacht – ebenfalls ein Aufenthaltsbereich, der sich eher Jugendlichen als Kindern anbietet.

Groß war allerdings, wie sich zeigte, der Wunsch der Jugendlichen nach einer Downhillstrecke. Eine Möglichkeit dafür bietet sich direkt im Anschluss an das Freizeitgelände an: der Hang zwischen der Weißach und dem höher gelegenen Spielplatz Wefzgenhölzle am Ende des Rieslingwegs. Dort ließe sich das Gelände so modellieren, dass die jungen Mountainbiker ihren Spaß an den Kurven auf Naturboden haben könnten. Im Mittelstück wird die Piste in zwei Bahnen geteilt, eine leichtere und eine etwas schwerere.

Unterwegs soll es den einen oder anderen Huckel geben, sodass auch kleine Sprünge möglich werden. Die Piste endet am Rand des künftigen Freizeitgeländes, direkt neben dem Georg-Elser-Weg. Dort soll dann eine Auslaufzone als Ziel entstehen – wobei die Streckenführung und Ausbaudetails noch nicht festgelegt sind, wie Bok betont, es handle sich erst um einen Vorentwurf.

„Wir müssen schauen, was umgesetzt werden kann“, sagte der Bürgermeister mit Blick auf das Gesamtvorhaben. Dieses soll auf einer Fläche von immerhin 2700 Quadratmetern entlang dem Georg-Elser-Weg entstehen und dürfte mit all seinen diversen Komponenten stolze 190000 Euro kosten. Und selbst wenn aus den Töpfen der Ortskernsanierung ein Zuschuss dazu eingerechnet würde, blieben noch deutlich über 100000 Euro an der Gemeinde hängen. „Vielleicht ist nicht alles umsetzbar“, schränkte Schölzel deshalb ein – hielt aber zugleich auch fest, dass Weissach einen Nachholbedarf habe. Denn mit den kleinen Spielplätzen, die allerorten angelegt wurden und im Wesentlichen aus Sandkasten, Rutsche und Schaukel bestehen, ist kein Staat mehr zu machen.

Wenn aber das Freizeitgelände nicht kurzfristig, sondern nur mittelfristig – in den nächsten Jahren – zu realisieren ist, dann wäre doch zu überlegen, ob man die Downhillstrecke nicht vorzieht, regte Jan Hutzenlaub (Weissacher Bürger) an. „Das wäre äußerst wünschenswert“, pflichtete Roosplan-Chef Jochen Roos bei. Die Umsetzung der Piste sei rasch möglich, wobei man allerdings baurechtliche Fragen abklären und auch die Angrenzer beteiligen müsse. Die Grundstücksflächen befinden sich jedenfalls laut Bürgermeister in Gemeindebesitz. Hutzenlaubs Fraktionskollegin Jana Kriegel – gleichzeitig Leiterin des Jugendtreffs – plädierte gleichfalls dafür, den Trail baldmöglichst anzulegen, und wies auf das starke Interesse daran hin: „Die Jugendlichen wollen mit anpacken.“ Der Bürgermeister machte gleichzeitig deutlich, dass dem Landratsamt, speziell dem Forstamt, sehr daran gelegen sei, dass offizielle Downhillstrecken ausgewiesen werden.

Neben der Downhillstrecke sieht der Vorentwurf für das Freizeitgelände noch diverse andere Attraktionen vor, vom Klettergerüst beziehungsweise Kletterparcours über ein Teufelsrad, eine Boulderwand, eine Feuerwehrstange und eine Nestschaukel bis zu einem Parkour-Bereich, wo sich der Parkourläufer über unterschiedliche Hindernisse bewegt. Angesichts dieser Vielfalt forderte Irmgard Hestler (SPD), man müsse darüber nachdenken, was gemacht wird und wie. Sie plädierte für eine altersmäßige Differenzierung der Spielangebote.

Überlegungen im Gemeinderat betreffen auch andere Spielplätze.

„Räumlich entzerren“ will Thomas Obermüller (Weissacher Bürger) die einzelnen Bereiche. Heike Oesterle (UBL) wiederum wies darauf hin, dass auch andere Planungen noch am Laufen sind, etwa in der Welzheimer Straße mit einem Erlebnisbereich am Bach: „Wir müssen uns Gedanken machen, wie weit man geht.“ Ohnedies hat sich im Gemeinderat die Auffassung durchgesetzt, dass anstelle von vielen kleinen Spielplätzen lieber einige wenige, dafür aber entsprechend attraktiver ausgestattete bleiben sollen.

Bevor jetzt aber konkrete Schritte und Baumaßnahmen unternommen werden, soll es, wie der Bürgermeister ankündigte, noch eine Bürgerbeteiligung geben. Zudem will er bei den Jugendlichen abfragen, wo genau deren Präferenzen liegen. Und schließlich soll dann ein Gesamtkonzept samt Finanzierungsvorschlag kommen. Schölzel kann sich beispielsweise auch vorstellen, wenig genutzte und unattraktive Spielplätze dichtzumachen. Es gebe durchaus einige in der Gemeinde, die einmal ganz okay gewesen seien, die aber heute nichts mehr hermachen: „Die Zeiten haben sich geändert.“ Manche seien auch schon 40 oder 50 Jahre alt. Diesen Punkt wollte Günter Sanzenbacher (CDU/FWV) explizit im Protokoll festgehalten haben: Für das neue Freizeitgelände werden mindestens zwei andere Spielplätze aufgegeben, so seine Forderung.