Mit viel Spaß ran an den Klimaschutz

Gemeinde Weissach im Tal, Bazärle-Trägerverein und Kreisjugendring ziehen Fördergelder für ein Verbundprojekt an Land

In Weissach geht jetzt ein neues Projekt an den Start. Das Verbundvorhaben im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) nennt sich „Klima Wandeln – Prima Handeln“. Es soll das ökologische und soziale Klima im Weissacher Tal verbessern. Mit im Boot: der Kreisjugendring, der Verein Weissach Klimaschutz konkret, der das Bazärle betreibt, und die Gemeinde selbst.

Mit viel Spaß ran an den Klimaschutz

Wollen mit dem gemeinsamen Projekt durchstarten (von links): Bürgermeister Ian Schölzel, Silke Müller-Zimmermann vom Verein Weissach Klimaschutz konkret auf dem Elektroroller und Roland Rauleder vom Kreisjugendring Rems-Murr. Foto: A. Becher

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL. „Jetzt haben wir unser Projekt durch und würden es gerne der ganzen Welt präsentieren“, meldet sich Silke Müller-Zimmermann voll überschwänglicher Freude. Die Weissacherin hat gemeinsam mit der Gemeinde und dem Kreisjugendring eine Förderung an Land gezogen, die einen Gesamtumfang von mehreren Hunderttausend Euro hat und über vier Jahre läuft. Die Mittel kommen – aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags, wie Müller-Zimmermann unterstreicht –, vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Dieses hatte die Förderung unter dem Titel „Klimaschutz im Alltag“ ausgeschrieben.

Ehrgeizige Ziele sind mit dem Projekt verbunden. Es geht darum, die Menschen für den Klimaschutz zu sensibilisieren. Konkret wird angestrebt, den CO2-Verbrauch pro Bürger, der im Weissacher Tal bei etwa zehn Tonnen pro Jahr liegt, um zwei Tonnen zu senken – als Beitrag zu den nationalen und internationalen Klimazielen, mit denen die anhaltende Erderwärmung begrenzt werden soll.

„Klima Wandeln – Prima Handeln“ lautet deshalb das Motto des Verbundvorhabens. Kurz: „Prima Klima“. „Prima“ steht dabei für „partizipativ, respektvoll, inklusiv, maßvoll und aktiv“, wie Roland Rauleder als Projektleiter seitens des Kreisjugendrings erläutert. Inhalt des Vorhabens ist die „Suffizienz“ beim Klimaschutz in ländlichen Gemeinden. Der Begriff Suffizienz beschreibt das Bemühen um einen möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch.

Sieben Handlungsfelder,

um die Ökobilanz zu verbessern

Das Projekt soll, wie der Diplom-Umweltwissenschafter erklärt, auf eine Verhaltensänderung hinwirken, wobei Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten, Milieus und Kulturen erreicht und unmittelbar beteiligt werden sollen. Energie, Mobilität, Ernährung, Konsum, Umgang mit Ressourcen, Bauen und Wirtschaft sind die sieben Handlungsfelder, für die Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden sollen. Wobei nicht Verzicht im Fokus steht, sondern der Spaß daran, sich zu beteiligen und aktiv die Ökobilanz zu verbessern.

Müller-Zimmermann, seitens des Klimaschutzvereins Projektleiterin, hat in dieser Beziehung bereits Erfahrungen gesammelt. Als treibende Kraft bei der Initiative „Klik – klimafreundlich-konkret im Alltag CO2 einsparen“ ging sie auf Privathaushalte zu, um Wege auszuprobieren, wie der ökologische Fußabdruck beeinflusst werden kann. Das soll jetzt verstärkt geschehen: „Wir wollen konkret in die Haushalte gehen.“ Alle denkbaren Kanäle sollen bedient werden, um möglichst breite Bevölkerungsschichten zu erreichen – Schulen, Vereine, Kindergärten. „Ich sehe mich auch auf der Straße“, sagt Müller-Zimmermann, die im Rahmen des Projekts mit einer 75-Prozent-Stelle ausgestattet wird. Öffentliche Präsenz ist auch für Roland Rauleder, der seine Stelle beim Kreisjugendring ebenfalls dem Projekt verdankt, ein wesentlicher Punkt.

Bürgermeister Ian Schölzel sieht in dem Projekt eine große Chance für die Gemeinde. Weissach sei mit ökologischen Programmen schon jetzt gut aufgestellt; als Beispiele nennt er das kommunale Elektromobilitätskonzept, an dem auch die Nachbargemeinden Allmersbach im Tal und Auenwald beteiligt sind, und das lokale Klimaschutzkonzept. „Prima Klima“ sei nun ebenfalls offen für Auswärtige – das Klima mache ja nicht an der Gemarkungsgrenze Halt.

Ideen, die umgesetzt werden können, gibt es bereits zuhauf. Müller-Zimmermann kann sich beispielsweise einen sonntäglichen Brötchenlieferservice vorstellen, bei dem die Bäckerei die bestellten Backwaren mit einem E-Fahrrad ausliefert – so ließen sich die zahlreichen individuellen Fahrten zum Bäcker einsparen. Als Angebot für Ältere könnte der Einkauf auf dem Wochenmarkt nach Hause geliefert werden. Oder man könnte als Alternative zum Shopping-Flug nach London ein Wellness-Wochenende im Bildungszentrum organisieren. Die vielfältigen Möglichkeiten im lokalen Raum aufzeigen, zum Konsum regional erzeugter Lebensmittel anregen und anderes mehr: all das könnten konkrete Ansätze sein. Gesucht werden auch Klimaschutzmacher als Multiplikatoren (Kontakt: Roland Rauleder, 07191/9079-240, E-Mail roland.rauleder@jugendarbeit-rm.de).

Bei der Gemeinde im Rathaus wird eine Projektgeschäftsstelle installiert, während der Verein Weissach Klimaschutz konkret sich in der Welzheimer Straße 43 in Unterweissach, in der ehemaligen Neuapostolischen Kirche, neu eingerichtet hat. In das nunmehrige „KLIMA-KULTur-Zentrum“, das als „Suffizienzanlaufstelle“ dienen soll, ist auch das Bazärle eingezogen, das zuletzt in der Evangelisch-methodistischen Christuskirche in Cottenweiler untergebracht war. Möglich wäre nun der Ausbau des Angebots – Secondhandhandel, Upcycling und Repaircafé – um eine Fahrradwerkstatt. Zudem bietet sich angesichts der Lage zwischen Aldi und Edeka an, eine nette Toilette zu ermöglichen.

Neben den drei Verbundpartnern Kreisjugendring, Klimaschutzverein und Gemeinde wirken acht ideelle Partner an der Planung und Umsetzung der gemeinsamen Maßnahmen mit: BUND-Kreisverband Rems-Murr, BNAN (Bund für Naturschutz Alb-Neckar), Energieagentur Rems-Murr, Energiegemeinschaft Weissacher Tal, Ingenieurbüro Ingo Seiter Berglen, Büro Ratioplan Weissach im Tal, Verein Schwäbisches Mostviertel und Solarverein Rems-Murr. Darüber hinaus soll ein Klimaschutzbeirat gebildet werden, der das Projekt begleitet und einmal pro Quartal zusammentreten soll.