Mit Zeit, Geduld und Genauigkeit zum Quilt

Bereits zum elften Mal stellen die Näherinnen aus dem Weissacher Tal im Bürgerhaus Unterweissach ihre Werke aus. Dem Einfallsreichtum der Quilterinnen sind keine Grenzen gesetzt. Bei der Umsetzung der Ideen sind alle Beteiligten ausgesprochen findig.

Mit Zeit, Geduld und Genauigkeit zum Quilt

Die Weissacher Quiltgruppe feiert in diesem Jahr mit einer Jubiläumsausstellung ihr 30-jähriges Bestehen. Die Frauen treffen sich jeden dritten Freitag im Monat in Bruch. Foto: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Weissach im Tal. Mittlerweile ist es 30 Jahre her. Eva Pondelik, eine Quilterin der ersten Stunde, ist selbst ganz überrascht über diesen langen Zeitraum. Anfang der 1990er-Jahre hatte Marieluise Schmidgall diese besondere Nähtechnik (siehe Infokasten) ins Weissacher Tal gebracht und schnell Mitstreiterinnen gefunden. Hatten sich die Quilterinnen zunächst noch in den heimischen Wohnzimmern getroffen, um dem ausgesprochen vielseitigen und kreativen Hobby zu frönen, stellte die Gemeinde Weissach im Tal der Gruppe zuerst in Cottenweiler im Dorftreff, danach im Dorfhaus Bruch passende Räumlichkeiten für die Treffen zur Verfügung.

Zum Quilten gehört mehr als nur Geschick in der Handarbeit

Seit dem Jahr 2000 finden regelmäßig Ausstellungen der mit viel Zeit, Geduld und der penibelsten Genauigkeit gefertigten Kunstwerke statt. Wie das langjährige Quiltgruppenmitglied Ilse Thater einmal mit einem Augenzwinkern betont hatte: Zum Quilten gehören nicht nur Geschick in der Handarbeit, sondern auch Kenntnisse in Mathematik für die exakte Berechnung der notwendigen Stoffmenge, ein Gespür für Kunst und Gestaltung für ein harmonisches Gesamtwerk, Sprachkenntnisse in Englisch durch die Fachbegriffe und nicht zuletzt auch ein Verständnis für Geometrie, damit die einzeln gefertigten Patches schließlich auch zusammenpassen.

Üblicherweise findet die Ausstellung der Quiltgruppe im Rahmen des Weihnachtsmarktes statt. Doch der turnusgemäße Termin im vergangenen Jahr musste aufgrund von Corona ausfallen. Daher kam die Überlegung auf, einen anderen Termin zu wählen, beispielsweise die Fleckenschau im Frühling. Doch auch diese konnte pandemiebedingt nicht stattfinden.

Besucher dürfen sich auf eine vielfältige Auswahl handgefertigter Kunstwerke freuen

Was tun? Immerhin gab es nicht nur eine Ausstellung nachzuholen, auch das Jubiläum sollte doch gefeiert werden. „So, dann machen wir es halt allein, eine Ausstellung nur für uns“, beschreibt es Eva Pondelik. Was für einen Jubilar ja eigentlich auch angemessen ist.

Die Besucher dürfen sich wieder auf eine vielfältige Auswahl handgefertigter Kunstwerke freuen. Künstlerische Sachen seien dabei, es gebe viele sehr große und auch recht kleine Quilts. Ausgesprochen originell sind die sogenannten Quartetts. Hierzu schließen sich vier Näherinnen zusammen, eine gibt ein Thema und die Farben vor und die anderen drei müssen dies umsetzen – und zwar so, dass alle vier Patches schließlich auch zusammenpassen. „Die Entwicklung kann total spannend sein“, so Pondelik. Dem Einfallsreichtum sind hier keine Grenzen gesetzt, bei der Umsetzung waren die Beteiligten ausgesprochen findig.

Verkaufserlös kommt dem Backnanger Verein Kinder- und Jugendhilfe zugute

Die optimale Präsentation zur Jubiläumsausstellung ist aufgrund der unterschiedlichen Formate und der Räume nicht immer einfach. „Jedes Mal ist es das Gleiche“, sagt die Weissacherin lachend. „Wir stehen immer davor und überlegen uns, wie die Quilts am besten zur Geltung kommen.“ Bisher hat es immer sehr gut funktioniert.

Auch dieses Mal können während der Ausstellungszeit Lose für verschiedene Preise erworben werden. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens wurden 30 individuelle Taschen gefertigt. Als Hauptpreis winkt zudem der Gruppenquilt. Dazu näht jedes Mitglied einen Patch, der dann in Gruppenarbeit zu einem gemeinsamen großen Kunstwerk zusammengesetzt wird. Der Verkaufserlös kommt in diesem Jahr dem Verein Kinder- und Jugendhilfe in Backnang zugute.

Von der Ursprungsgruppe sind noch drei Quilterinnen aktiv dabei, momentan besteht die Gruppe aus etwa 15 Frauen, die sich an jedem dritten Freitag im Monat in Bruch treffen. Manch eine Quilterin hat altershalber oder aus gesundheitlichen Gründen aufhören müssen. Vielleicht ist die diesjährige Ausstellung nach vier Jahren Pause eine gute Gelegenheit, neue Mitstreiterinnen zu gewinnen, die gern mit Nadel und Faden arbeiten.

Die Decken sind individuell und folgen doch strengen Regeln

Ursprung Seinen Ursprung hat das Quilten in Asien und Ägypten. Die Kreuzritter brachten im Mittelalter die Technik, einzelne Stoffstücke zu einem neuen Kleidungsstück zusammenzunähen, nach Europa. Bekannt sind die individuell und doch nach strengen Regeln gefertigten Decken vermutlich besonders aus dem amerikanischen Raum. Besonders die Amish People in Nordamerika nutzten das Quilten, um alte und kaputte Kleidungsstücke wieder in etwas Neues und Ansehnliches zu verwandeln.

Technik Die verwendeten Stoffstücke werden dabei zurechtgeschnitten und aneinandergenäht. Auf die Rückseite werden ein Vlies und danach noch eine weitere Stofflage aufgelegt. So bekommt der Quilt zwei vorzeigbare Seiten. Damit alles gut sitzt, sich die Lagen nicht verschieben können und vor allem die Nähte der gepatchten Stoffstücke nicht aufgehen, wird gequiltet. Das bedeutet, dass durch Steppstiche alle drei Lagen miteinander verbunden werden, was auch zu dem typischen plastischen Aussehen des Patchworks führt.

Ausstellung Die Öffnungszeiten der Ausstellung im Bürgerhaus Unterweissach, Welzgraben 8, sind folgende: Freitag, 23. September, von 14 bis 18 Uhr, Samstag, 24. September, und Sonntag, 25. September, jeweils von 11 bis 18 Uhr.

Verlosung Die Ziehung der Gewinner erfolgt am Sonntag, 25. September, um 17 Uhr.