„Momentan“ bei den Wellingtonien

Ami Warning und ihre Band zog 200 Zuhörer beim 3. Bergfestival des Murrhardter Sommerpalasts am Waltersberg in ihren Bann. Die 1996 geborene Singer-Songwriterin begeisterte mit ihrer eindringlichen und rauen Stimme und klaren und leichten Texten.

„Momentan“ bei den Wellingtonien

Ihre Lieder und Geschichten erzählen von Liebe und Sehnsucht, Hoffnung und auch von Träumen: Ami Warning mit ihrem Bassisten Isaac Reed und Keyboarder Beni Michael. Foto: J. Fiedler

Von Wolfgang Gleich

MURRHARDT. Allein schon die fantastische Aussicht von der Wiese bei den Wellingtonien am Waltersberg hinab ins Tal wäre den Eintrittspreis zum 3. Bergfestival des Murrhardter Sommerpalastes wert gewesen. Und darüber hinaus spielte – allen Unkenrufen zum Trotz – am vergangenen Samstag auch noch das Wetter mit: die Sonne fand trotz des gründlich verregneten Morgens ihren Weg durch die Wolkendecke, sie ließ den Regen oben, und ein beständiger leichter Wind rauschte in den Baumkronen und sorgte dafür, dass es abends nicht zu schwül wurde. Somit blieb die noch am Morgen befürchtete Wasserschlacht den Konzertbesuchern erspart; stattdessen konnten sie sich von der Münchner Sängerin Ami Warning und ihrer Band dazu verführen lassen, in deren aktuelles Programm „Momentan“ einzutauchen und es einfach nur genießen, als Geschenk des Augenblicks.

Die Veranstalter, der Verein für Kultur, Kunst und Kulinarik „Palastkultur“, hatten auch diesmal keine Mühen gescheut, um die Fans bei der dritten Bergfestivalveranstaltung mit seiner perfekten Organisation zu verwöhnen. Wer bequem mit dem Rad oder per pedes den Aufstieg vom Murrtal herauf bewältigen wollte, der durfte sogar um 16 Uhr sein Gepäck bei dem Picknickkorb-Strandmuschel-Shuttleservice in Murrhardt im Klosterhof abgeben. Auf der Vereinshomepage waren verschiedene Rad-, Wander- und Spazierwege hinauf zu den Wellingtonien vorgeschlagen und konnten als PDF heruntergeladen werden. Ebenfalls auf der Homepage war noch einmal nachzulesen, wie sich der verantwortungsvolle Konzertbesucher in Zeiten von Covid-19 zu verhalten hat, um für sich und seine Umwelt das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten.

Besucher entfalteten sich mit Maske, Kind und Kegel.

Die Wiese vor der Konzertbühne war in akkurat nummerierte Parzellen unterteilt, die bereits am Eingang unter die grob geschätzt 200 Besucher verteilt wurden. Und die große Mehrheit der Besucher hielt sich tatsächlich auch an die Verhaltensregeln: sie entfalteten sich mit Maske, Kind und Kegel, den Picknickkorb in der einen, den Klappstuhl oder Liegesessel in der anderen, auf den ihnen zugewiesenen Flächen, achteten darauf, dass sie ihre Mund-Nasen-Masken trugen, wenn sie sich an den Verkaufsständen für Crêpes und Getränke aufreihten oder vor den Dixi-Toiletten anstellten.

Den musikalischen Auftakt gab dann der Überraschungsgast Matthew Austin. Allein, nur mit seinem Können, seinem Instrument und seiner Stimme, sieben Songs im Gepäck, trat Ami Warnings Gitarrist und Sänger dem Murrhardter Publikum entgegen. Und das lauschte mucksmäuschenstill den Balladen von Freiheit, von Glauben und Träumen, aber auch von Sucht und Widerstehen. Der junge Mann mühte sich redlich, eine Brücke zu den, über die Wiese verstreuten Zuhörerinnen und Zuhörer zu schlagen.

Über sie schritt dann die 1996 in München geborene Singer-Songwriterin Ami Warning. Sie ist in der deutschen Unterhaltungsmusikszene beileibe keine Unbekannte. Bereits als Teenager in Begleitung ihres Vaters, des Funkrockers Ewald Wally Warning, machte sie sich einen Namen und hinterließ sie einen bleibenden Eindruck.

An diesem Abend nun präsentierte sie ihre Lieder und Geschichten, die von Liebe, von Sehnsucht und Hoffnung, von Träumen erzählen. Unverschnörkelt direkte, ehrliche, klare und leichte Texte, die dadurch umso leichter ihren Weg in die Herzen des Publikums fanden. Wie etwa das Lied vom Fliegen: „Wenn du wirklich willst, dann renn einfach los, weil es kann dich keiner mehr kriegen, wenn du erst anfängst zu fliegen“, oder auch in dem Song „Untertauchen“ die Liebeserklärung an den besten Freund, die beste Freundin: „Es fühlt sich halt einfach gut an, wenn ich für ein zwei Stunden mit dir untertauchen kann, ohne nach vorn zu sehen, weil wir uns einfach gut verstehen...“

Ami trägt ihre Lieder mit einer Stimme vor, deren Timbre allein schon in Bann schlägt. An diesem Abend in Murrhardt weiß sie eine Band hinter sich, die sie sicher durch den Sonnenuntergang in die aufziehende Nacht hinein begleitet: Beni Michael, Keyboards; Max List, E-Gitarre; Isaac Reed, Bass; Ruben Lipka, Schlagzeug.

Ami Warnings drittes Album „Momentan“ ist 2019 erschienen. Es wurde in der Musikszene mit euphorischen Kritiken bedacht. Auf ihm findet sich auch der Song „Vielleicht lieber morgen“, wenn die Sonne scheint, vielleicht fühlt sich dann alles wieder besser an. Womit sich auch wieder der Kreis schließt zur Coronapandemie mit ihren Auflagen und Verboten, die uns momentan die Rückkehr zur Normalität verwehren.

„Momentan“ bei den Wellingtonien

Spielte zum musikalischen Auftakt sieben Songs: Matthew Austin aus Manchester, England.