Motor statt Muskeln: Pedelec-Markt boomt weiter

dpa Berlin. Der Tritt in die Pedale kann anstrengend sein. Immer mehr Menschen lassen sich deshalb von einem Elektromotor unterstützen - der Markt für Pedelecs boomt. So sehr, dass Verbände dazu aufrufen, das klassische Rad nicht zu vernachlässigen.

Motor statt Muskeln: Pedelec-Markt boomt weiter

Während der Markt für klassische Fahrräder schwächelt, greifen Verbraucher bei Elektro-Rädern weiter kräftig zu. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Der Markt für klassische Fahrräder schwächelt nach Darstellung der Branche - bei Elektro-Rädern hingegen greifen Verbraucher weiter kräftig zu.

Insgesamt rund 4,31 Millionen Räder wurden im vergangenen Jahr verkauft, teilten der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) und der Verbund Service und Fahrrad (VSF) am Mittwoch in Berlin mit. Das waren 3,1 Prozent mehr als noch 2018. Das Wachstum liegt allerdings ausschließlich am Verkauf von immer mehr Pedelecs.

Um 39 Prozent stieg die Zahl der verkauften Räder mit Elektromotor auf rund 1,36 Millionen Einheiten. Im gleichen Zeitraum wurden knapp 8 Prozent weniger klassische Fahrräder verkauft. „Erstmals wurden im vergangenen Jahr in Deutschland mehr E-Bikes produziert als klassische Fahrräder“, sagte ZIV-Geschäftsführer Siegfried Neuberger. E-Bikes hätten bei den Verkaufszahlen inzwischen einen Anteil von mehr als einem Drittel.

Auch beim Umsatz konnte die Branche deutlich zulegen - um 34 Prozent auf rund 4,23 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Den Komponenten- und Zubehörbereich hinzugerechnet, kommte die gesamte Industrie gar auf einen Umsatz von rund 7 Milliarden Euro. „Die deutliche Steigerung des Umsatzes ist vor allem auf den hohen Absatz von E-Bikes und dem damit verbundenen, signifikant gestiegenen durchschnittlichen Verkaufspreis zurückzuführen“, sagte Neuberger. Dieser sei inklusive der E-Räder um 30 Prozent auf 982 Euro gestiegen.

Der Branche ist es bei den Elektrorädern aus seiner Sicht gelungen, mit neuen Designs und Modellen größere Kundengruppen zu gewinnen - auch mit Blick auf die Altersstruktur. „Noch vor zehn Jahren war es so, dass E-Bikes überwiegend die etwas älteren Kunden angesprochen haben vom Design und der Ausführung her“, sagte Neuberger, „Stichwort niedriger Einstieg.“ Das habe sich inzwischen gewandelt. Sportlichere Ausführungen etwa von E-Rädern für die Innenstadt kämen nun auch bei jüngeren Kunden gut an.

Nahezu drei Viertel der verkauften Räder werden Verbandsangaben zufolge importiert. Die Hälfte davon kommt aus asiatischen Ländern, allen voran Kambodscha, wo auch deutsche Hersteller produzieren lassen. Die andere Hälfte stammt demnach aus EU-Mitgliedstaaten. Exportiert werden hingegen deutlich weniger Fahrräder, auch wenn ihre Zahl im vergangenen Jahr um knapp 15 Prozent auf 1,45 Millionen Einheiten gestiegen ist. „Rund 95 Prozent der Fahrradexporte aus Deutschland gehen in europäische Länder“, sagte Neuberger.

Der Aufwind für die Industrie bringt indes auch Mahnungen mit sich. „Es wäre ein strategischer Fehler, sich ausschließlich auf das E-Bike zu fokussieren“, sagte Albert Herresthal, Geschäftsführer des VSF, der sich für die Belange des Fahrrad-Fachhandels einsetzt. „Vergesst bei der Produktentwicklung nicht das unmotorisierte Fahrrad.“ Auch Neuberger betonte: „Wir dürfen das Fahrrad ohne Elektroantrieb nicht aus dem Fokus verlieren.“