Müllgebühren für Haushalte stabil

Kalkulation für die Jahre 2020 und 2021 beschäftigt den Verwaltungsrat der Abfallwirtschaft

Müllgebühren für Haushalte stabil

Die Gebühren für die Müllabfuhr im Rems-Murr-Kreis sollen 2020 und 2021 nicht steigen. Archivfoto: J. Fiedler

Von Armin Fechter

BACKNANG. Die Entsorgungskosten steigen, aber die Müllgebühren für die privaten Haushalte bleiben in den beiden kommenden Jahren unverändert. Nur die Behältergebühren für Gewerbeabfälle sollen steigen. Das hat die Kalkulation für die Jahre 2020 und 2021 ergeben, die gestern im Verwaltungsrat der Abfallwirtschaft Rems-Murr (AWRM) vorgelegt und beraten wurde. Das Gremium tagte am Nachmittag auf der Biovergärungsanlage Neuschöntal, wo die Verwaltungsratsmitglieder auch den Stand der Bauarbeiten am neuen Flüssigdüngerbehälter in Augenschein nahmen.

Nach der neuen Kalkulation zahlt ein Haushalt mit vier und mehr Personen auch weiterhin eine Jahresgebühr von 73 Euro. Einpersonenhaushalte müssen 64, Zwei- und Dreipersonenhaushalte 70 Euro berappen. Für die Restmüllabfuhr werden bei einer 60-Liter-Tonne und 14-täglicher Leerung wie bisher 42 Euro fällig, für eine 80-Liter-Biotonne kommen unverändert 23 Euro dazu.

Ein vierköpfiger Musterhaushalt zahlt weiterhin 138 Euro im Jahr

Das ergibt unterm Strich für einen vierköpfigen Musterhaushalt auch künftig die 138 Euro, die schon jetzt im Jahr zu bezahlen sind. Damit liegt der Rems-Murr-Kreis, wie die AWRM unterstreicht, weiterhin deutlich unter dem für das laufende Jahr ermittelten Landesdurchschnitt von 156 Euro. „Das ist eine schöne und gute Nachricht für die Privathaushalte“, tat Landrat Richard Sigel als Verwaltungsratsvorsitzender kund. Unverändert bleiben auch die Gebühren für Sperrmüll mit 20 Euro.

Änderungen gibt es bei den Behältergebühren fürs Gewerbe, die völlig getrennt berechnet werden. Sie steigen wieder, wie Vorstand Marcus Siegel erklärte, auf das Niveau von 2016/17. So erhöhen sich diese beispielsweise beim 240-Liter-Gefäß bei zweiwöchentlicher Leerung von 35 auf 83 Euro. Bei 1100-Liter-Containern und wöchentlicher Leerung steigt der Betrag von 1739 auf 2303 Euro.

Auf der anderen Seite ziehen die Kosten für die AWRM spürbar an. Unterm Strich steigen sie um 2,4 Millionen Euro – das entspricht vier Prozent – auf 61,3 Millionen Euro, bezogen auf den zweijährigen Kalkulationszeitraum. Und dabei sind Gebührenüberschüsse aus den Jahren 2016 und 2017 in Höhe von 3,8 Millionen Euro bereits eingerechnet.

Mehrere Faktoren spielen bei den Kostensteigerungen eine Rolle. So kommt die thermische Verwertung des Restmülls in der Verbrennungsanlage Stuttgart-Münster künftig teurer. Denn die EnBW hat den Preis für Abfälle, die über die Garantiemenge von 50000 Tonnen im Jahr hinaus angeliefert werden, erhöht und an den Betrag für die Garantiemengen angeglichen. Bei der zugrunde gelegten Anliefermenge von knapp 60000 Tonnen im Jahr macht das Mehrkosten von rund 800000 Euro aus. Das entspricht einer Steigerung um 4,7 Prozent.

Teurer werden auch die Ausgaben für das Einsammeln unter anderem von Biomüll und Altpapier. Die AWRM beziffert die Kostensteigerung in diesem Bereich auf 500000 Euro. Hinzu kommen etliche weitere Posten, beispielsweise die Ausgaben für die Grüngutverarbeitung und für das Gras sowie das Material aus dem Siebüberlauf der Biovergärungsanlage. Zu Buche schlägt schließlich auch eine veränderte Marktlage bei Altholz, die zu Mehrkosten von 155000 Euro führt.

Die auf der Ausgabenseite fehlenden 2,4 Millionen Euro können aufgefangen werden, weil die Zahl der Haushalte im Kreis gestiegen ist. Die AWRM rechnet dadurch mit einem Plus bei den Grundgebühren um 720000 Euro. Hinzu kommt aus dem gleichen Grund ein Zuwachs bei den Behältergebühren um 900000 Euro. Der Preisanstieg beim Gefäßtarif fürs Gewerbe spült schließlich noch weitere 780000 Euro in die Kasse. Summa summarum sind das die 2,4 Millionen Euro.

Die unterschiedlichen Entwicklungen gaben im Verwaltungsrat Anlass zu Nachfragen und zur Diskussion. Kreisrat Hermann Beutel (CDU) wollte beispielsweise wissen, wie sich die Reserven aus den Gebührenüberschüssen in den Vorjahren entwickeln. Laut Vorstand Siegel gehen diese deutlich zurück. Bemerkbar machen sich in diesem Zusammenhang auch die schwachen Papiererlöse. Für 2020 wird aber, wie Siegel erläuterte, eine Erholung auf dem Markt erwartet. Weiter wies er darauf hin, dass Überschüsse aus Vorjahren ebenso wie Verluste innerhalb von fünf Jahren wieder in die Rechnung eingeflossen sein müssen.

Konstante Entwicklung geht auch auf abfallpolitische Lenkung zurück

Unter dem Stichwort „abfallpolitische Lenkung“ führte Siegel unter anderem die Staffelung bei den Jahresgebühren an, die gezielt familienfreundlich gestaltet sei: Größere Haushalte zahlen nur wenig mehr als kleinere. Zudem verwies er auf die Verrechnung der Vorjahresüberschüsse, die in die aktuelle Gebührenkalkulation einbezogen wurden, um die Gebührenzahler zu entlasten. Dass die Gebühren für Sperrmüll und Pauschalanlieferer nicht erhöht werden, gehört ebenfalls in diesen Kontext: Eigentlich sind die Beträge nicht kostendeckend, es soll aber vermieden werden, dass die wilde Müllentsorgung zunimmt. Gleichzeitig wird das Ziel verfolgt, konstante Gebühren und keine Sprünge zu haben.