Murrhardts Online-Marktplatz startet

Lokale Plattform wird Sonntag beim Naturparkmarkt vorgestellt – Möglichkeiten für die Teilnehmer sind vielfältig

„Ich glaube, dass der Zeitpunkt für den Start unseres lokalen Online-Marktplatzes ziemlich gut ist. Mein Eindruck ist, dass die Menschen mittlerweile wieder bereit sind, lokal einzukaufen, weil Nachhaltigkeit als Thema sehr ins Bewusstsein gerückt ist“, sagt Projektleiterin Elke Kleinknecht.

Murrhardts Online-Marktplatz startet

Bei einem gemeinsamen Treffen mit den Teilnehmern des lokalen Online-Marktplatzes erläutert Elke Kleinknecht (rechts), wie es mit den Arbeiten vorangeht. Foto. J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Kleinknecht und Wirtschaftsförderer Uwe Matti freuen sich, dass die Plattform nun an diesem Sonntag, 6. Oktober, beim Naturparkmarkt in Murrhardt präsentiert werden kann. An einem Stand beim Naturparkzentrum am Marktplatz wird über www.in-murrhardt.de informiert, auf der die Pioniere des lokalen Handels, Handwerker, Gastronomen und Dienstleister sich und ihre Angebote vorstellen. Von den 28 Teilnehmern sollen dann 14 mit ihrem Profil online sein, die weiteren folgen. „Die größte Gruppe ist klar der Handel“, sagt Elke Kleinknecht. Mit ihnen jetzt schon selbstbewusst an den Start zu gehen, hat einen guten Grund: „Wir hoffen, dass nach und nach auch noch über die 28 Teilnehmer hinaus weitere dazukommen.“ Uwe Matti ergänzt, dass es schon noch Skeptiker gebe, aus seiner Sicht sei aber vor allem ein Problem, dass diese sich unter einem lokalen Online-Marktplatz wenig vorstellen könnten. Diese Vorstellung im doppelten Sinn hat Elke Kleinknecht im Schulterschluss mit dem Unternehmen Atalanda nun konkreter gemacht. Für die Projektleiterin galt es, seit den Sommerferien und verstärkt in den vergangenen Wochen mit den Teilnehmern die Voraussetzungen für ihren Auftritt zu schaffen. Fotos von Händlern, ein Unternehmensmotto bis hin zu Produktinfos mussten zusammengetragen und eingestellt werden. „Die Bilder sollen möglichst persönlich sein und Atmosphäre transportieren“, erklärt Elke Kleinknecht.

Ein weiterer Schritt ist, die Produkte zu präsentieren. „Unsere Erfahrung ist, dass die Kunden zu Hause abends gemütlich auf dem Sofa recherchieren möchten, was es gibt“, sagt Elke Kleinknecht. Lange in den Läden suchen oder in der Stadt herumlaufen wolle keiner mehr. Allerdings ist die Einbindung nicht immer ganz einfach. Kleinknecht musste feststellen, dass es für die Händler unterschiedlich aufwendig war, ihre Produkte einzustellen. Manche haben ihre überschaubare Palette selbst eingefangen, andere mussten sich von einem Strauß an Herstellern die jeweiligen Produkte mühsam zusammensuchen.

Die Weichen für einen lokalen Lieferservice sind gestellt

Ziemlich weit und auf zack in dieser Hinsicht ist der Buchhandel beziehungsweise sein Großhandel, der die bisher größte Palette auf der Plattform darstellen dürfte. Voraussetzung sind Warenwirtschaftssysteme, die den Marktplatz entsprechend bestücken können. „Das ist ja auch unser Ziel, die Produktvielfalt der Stadt über den Online-Marktplatz abzubilden. Da wird sich aber auch noch einiges auf der Plattform tun, deshalb sollte man immer wieder draufschauen, wie sie sich verändert“, sagt Uwe Matti.

Wie viele der bisher zehn Teilnehmer, die Produkte anbieten, für die Kunden auch einen Lieferservice bereithalten möchten, ist noch offen. Aber die Weichen sind gestellt. Ein Murrhardter Taxi- und Lieferunternehmen steht bereit, um dies zu übernehmen.

Die Logistik im Hintergrund liefert auch hier die Firma Atalanda, die den Zahlungsverkehr abwickelt und dafür acht Prozent vom Umsatz erhält. Wer aber bereits einen Lieferservice hat, muss nicht umschwenken, kann ihn einfach behalten. Neben dieser Flexibilität hat Elke Kleinknecht und Uwe Matti die Professionalität der Firma überzeugt. Ein SEO-Spezialist von Atalanda optimiert und berät beispielsweise für eine entsprechende Verschlagwortung, sodass eine Google-Suche die Seite möglichst gut positioniert, so eines ihrer Beispiele. Auch sonst gibt es noch eine Reihe weiterer Möglichkeiten des Marktplatzes, die es aus Sicht der Projektleiterin zu nutzen gilt: Angebot des Tages, Kampagnen wie Muttertagsaktionen, Veranstaltungen wie ein Ladysabend oder Newsletter. „Die Gastronomen können über ihren Mittagstisch informieren, Speisekarten einstellen.“ Trotzdem jetzt mit den ersten an den Start zu gehen, finden die beiden richtig und wichtig. Mit dem Naturparkmarkt als Termin sei auch die Motivation gestiegen, einige der Händler hätten zudem das Weihnachtsgeschäft im Blick.

Direktvermarkter sollen mit ins Boot geholt werden

Die Kulisse eines Naturparkmarkts mit Produkten aus der Region für die Region sei der perfekte Rahmen. Direktvermarkter ebenfalls ins Boot zu holen, ist zudem erklärtes Ziel. Zwar ist noch keiner auf den Zug aufgesprungen, „aber die aktuelle Konstellation ist aus unserer Sicht eine echte Chance“, sagt Matti, weil die Anbieter nicht selbst für die Online-Logistik verantwortlich sein und nicht so viel Arbeit in die Abläufe stecken müssen. Das Projekt hat für Elke Kleinknecht neben der finanziellen Unterstützung – die ersten 30 Händler bekommen die Monatsgebühr von rund 30 Euro im Startzeitraum gesponsert – einen weiteren, positiven Effekt. Durch die Treffen tauschen sich die Geschäftsleute aus, vernetzen und unterstützen sich – so ihre Beobachtung. Im Idealfall könnte das dazu führen, dass ein Händler, der mit einem bestimmten Produkt nicht dienen kann, in der Lage ist, dem Kunden zu sagen, bei welchem Kollegen er erfolgreicher ist. Auch für die Touri-Information des Naturparkzentrums soll der Online-Marktplatz Zusatznutzen bringen, um aktuell schnell etwas für die Gäste nachzuschauen.

Von den 14 Pionieren sind elf Teilnehmer aus der Innenstadt, drei aus Teilorten Murrhardts (Fornsbach, Harbach, Käsbach). Zwar sind zwei der ursprünglich 30 Teilnehmer ausgestiegen – ein Geschäft hat geschlossen, ein Dienstleister hat sich umentschieden –, aber Elke Kleinknecht ist optimistisch, dass noch einige nachziehen. Zum einen hat sie weitere Interessierte in der Hinterhand, zum anderen hofft sie, dass sich mit dem Auftakt auch noch größere Geschäfte vom Nutzen überzeugen lassen. Nach ihrem Start als Projektleiterin im Februar 2019 sind insgesamt zwei Jahre Zeit. Mit ermöglicht wird dies durch die Fördergelder des Landes von 121000 Euro, die Murrhardt 2018 zugesprochen wurden.

Info
Infostand am Marktplatz

Nachdem Murrhardt bei einem Landeswettbewerb für den Aufbau lokaler Online-Marktplätze neben acht weiteren Kommunen mit seinem Konzept gepunktet hat, erhält die Stadt eine finanzielle Förderung fürs Projekt. „Wir hoffen, dass die Murrhardter den Online-Marktplatz annehmen“, sagt Bürgermeister Armin Mößner, der sich stark fürs Konzept engagiert hat.

Am Sonntag, 6. Oktober, kann man sich 11 bis 18 Uhr beim Stand vor dem Naturparkzentrum rund um den Online-Marktplatz informieren: www.in-murrhardt.de