Muslime feiern Ramadan nur im engsten Familienkreis

dpa/lsw Stuttgart. Für Muslime ist der Ramadan ein Monat der Feierlichkeiten. Dieses Jahr müssen sie wegen der Corona-Krise aber etliche Abstriche machen.

Muslime feiern Ramadan nur im engsten Familienkreis

Datteln werden beim Fastenbrechen im Fastenmonat Ramadan gereicht. Foto: Paul Zinken/dpa/Archivbild

Für etwa 700 000 Muslime im Südwesten fällt der Fastenmonat Ramadan in diesem Jahr gänzlich anders aus als sonst. „Wegen der Corona-Krise wird das abendliche Fastenbrechen nur im engsten Familienkreis gefeiert“, sagte der Vorstandschef der Islamischen Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg (IGBW), Muhittin Soylu, am Donnerstag. Auf die traditionellen Einladungen von Freunden, Bekannten und Nachbarn müsse verzichtet werden.

Der Ramadan beginnt an diesem Freitag. Viele gläubige Muslime verzichten dann einen Monat von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Essen und Trinken. Abends sind gemeinsame Mahlzeiten zum Fastenbrechen im Kreis der Familie und mit Freunden Tradition - ein Ritual, das wegen des Versammlungsverbotes und der Abstandsregeln nicht wie üblich stattfinden kann.

Innenminister Thomas Strobl (CDU) warb um Verständnis dafür, dass Verstöße gegen die strengen Auflagen geahndet werden. Gemeinsames Feiern könnte das Virus verstärkt verbreiten und dazu führen, dass Menschen erkrankten, sagte er. Das Verbot von Zusammenkünften in Moscheen, Synagogen und Kirchen oder in privaten Räumen von Mitte März sei ein tiefer und schmerzlicher Eingriff.

Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) betonte, die Muslime im Südwesten hielten sich strikt an die Regeln. „Vor allem jetzt, mit Beginn des Fastenmonats Ramadan, haben sie eine Vorbildfunktion“, sagte er. Er sei sicher, dass die islamischen Gemeinden und Familien im Land gute und praktikable Lösungen für die Ramadanzeit finden. So könnten beispielsweise Fastenrituale und -gebete in der eigenen Wohnung stattfinden. Am Ende des Fastenmonats könne man sich telefonisch oder per Skype beglückwünschen.

Als weitere Folge der Corona-Krise nannte Soylu, dass die abendliche Essensausgabe für Bedürftige in Moscheegemeinden aus Gründen des Infektionsschutzes gestrichen sei. Die Gemeinden beliefern aber Menschen mit Essen, die nicht einkaufen oder kochen können. Auch die speziellen Nachtgebete in Moscheen fallen - ebenso wie die üblichen Freitagsgebete - infolge der Corona-Krise aus, wie Soylu erläuterte. Ersatz seien Online-Angebote mit Predigtansprachen auch mit Bezug zum vierwöchigen Ramadan.

Die Krise habe auch gravierende Folgen für die Einnahmen der Moscheen. „Die Spendenbereitschaft ist im Ramadan höher als sonst“, erklärte Soylu. Etwa die Hälfte der jährlichen Spenden entfalle auf den heiligen Monat. Diese blieben nun ebenso aus wie die spontanen Spenden nach dem Freitagsgebet.

Am kommenden Dienstag ist eine Schalt-Konferenz islamischer Verbände im Land mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) geplant. Dort werde dem Regierungschef ein gemeinsames Konzept für die schrittweise Öffnung für gemeinsame Gebete in den 350 islamischen Gebetshäusern im Land vorgelegt, sagte Soylu.

Überlegungen gingen dahin, dem Abstandsgebot durch Markierungen auf dem Gebetsteppich Rechnung zu tragen. Eine andere Variante wäre, die Gläubigen ihre eigenen Teppiche mitbringen zu lassen. Um Enge in den Moscheen zu vermeiden, könne das Freitagsgebet auch mehrfach wiederholt werden. „Desinfektionsmittel sind den Gläubigen bereits zu Beginn der Krise bereitgestellt worden.“