Nahe dem Kloster flammte die Liebe auf

Irmgard und Manfred Alf aus Auenwald sind seit 60 Jahren verheiratet und blicken auf eine vom Glauben getragene gemeinsame Zeit zurück. Auch ihre pädagogische Arbeit habe sie miteinander verbunden.

Nahe dem Kloster flammte die Liebe auf

Seit 1976 wohnen Irmgard und Manfred Alf in Oberbrüden. Das Paar ist im Ort und in der Kirchengemeinde verwurzelt. Foto: J. Fiedler

Von Uta Rohrmann

Auenwald. Heute ist ein großer Tag für Irmgard und Manfred Alf aus Auenwald-Oberbrüden: Die Eheleute feiern ihre diamantene Hochzeit. Zufriedenheit und Zuversicht in das Leben strahlt das Jubelpaar aus. Dabei hatten beide bereits in früher Jugend große Schwierigkeiten durchzustehen.

1936 in Westpreußen geboren, wurde Manfred im Alter von zehn Jahren mit seiner Mutter und Schwester nach Polen verschleppt, wo sie sieben Monate lang Zwangsarbeit leisten mussten. Doch sie überlebten, während alle ihre Verwandten bei der Vertreibung aus der Heimat schwer erkrankten, viele starben. Über Leipzig ausgesiedelt, konnten sie schließlich in Fellbach-Oeffingen den aus der Kriegsgefangenschaft entlassenen Vater wieder in die Arme schließen.

Irmgard Alf, geborene Tschersich, erblickte 1938 in Breslau das Licht der Welt. Wegen der Bombardierungen zog die Mutter mit den Kindern 1944 nach Mittelschlesien aufs Waldenburger Bergland zu den Großeltern. Nachdem sie 1946 von den Polen vertrieben worden waren, kamen sie im niedersächsischen Thedinghausen unter. 1952 zogen Mutter und Kinder dem Vater nach, der mittlerweile in Freudenstadt Arbeit gefunden hatte.

Der erste Hochzeitstag war in doppelter Hinsicht ein Höhepunkt

Sowohl Manfred als auch Irmgard Alf hatten zunächst viel Schulunterricht nachzuholen. Die Praktika im Rahmen ihrer Ausbildung zur Heimerzieherin an der Fachschule in Reutlingen führten die junge Frau in die Schweiz, nach Hutzenbach und dann nach Lichtenstern. Auf dem Areal des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters war auch vorübergehend die Unterstufe des Jungen-Aufbaugymnasiums Michelbach untergebracht, wo Manfred Alf nach seinem Ersten Staatsexamen unterrichtete. Dort begegneten und verliebten sich beide im Jahr 1959, doch die Wege führten bald wieder auseinander. Während sie ihre Ausbildung zu Ende brachte und in Bremen ihre erste Stelle antrat, hatte er seinen Militärdienst abzuleisten. Viel Zeit für Besuche blieb nicht. Hauptsächlich über intensive Briefkontakte lernten sie sich weiter kennen.

Im April 1961 verlobten sie sich. Am 27. Oktober fand die standesamtliche Trauung in Oeffingen und am Tag danach die kirchliche Hochzeit in Schmiden statt. Mittlerweile hatte Manfred Alf die Lehrerstelle in Winnenden-Bürg bekommen. Das Schulhaus war multifunktional: Im Erdgeschoss waren Feuerwehr, Rathaus und Arrestzelle untergebracht. Im mittleren Stockwerk befand sich der Schulsaal und die Wohnung für das Lehrerehepaar. Die bis zu 56 Schüler der Klassen 1 bis 8 waren in dem Schulsaal mit 50 Plätzen zu unterrichten.

Der erste Hochzeitstag war in doppelter Hinsicht ein Höhepunkt: Am 28. Oktober 1962 kam Tochter Martina zur Welt. Zwei weitere Mädchen, Claudia und Heidrun, wurden 1963 und 1965 geboren. Heute hat das Ehepaar zudem drei Enkelinnen und zwei Urenkel. 1966 wurde Manfred Alf nach Höfen versetzt, die Schule in Bürg nach und nach aufgelöst. Zudem übernahm er lange Jahre Verantwortung als Vertreter des Schulleiters in Birkmannsweiler. 1973 gründete Irmgard Alf in dem nun frei gewordenen Schulsaal in Bürg einen Halbtagskindergarten, den sie 25 Jahre lang leitete.

Beide engagieren sich im Besuchsdienst für andere Senioren

Ein großer Höhepunkt für die Familie war der Bezug des eigenen Heimes mit der wunderbaren Aussicht durch die Hanglage im Jahr 1976. Hier, in Oberbrüden, haben sie die längste Zeit ihres Lebens verbracht, haben tiefe Wurzeln im Ort und der Kirchengemeinde, wo die Jubilarin lange Jahre in der Frauenarbeit und er im Kirchengemeinderat aktiv war. Trotz gesundheitlicher Einschränkungen sind die 83-Jährige und der 85-Jährige noch gemeinsam im Besuchsdienst für andere Senioren tätig.

„Der Glaube ist unsere Basis“, sagt Irmgard Alf. Auch ihre pädagogische Arbeit habe sie miteinander verbunden. Sie rechnet es ihm hoch an, dass er sie in ihrer Berufstätigkeit unterstützte. Umgekehrt begleitete sie ihn bei Schulausflügen. Bis heute schätzt sie „seine ungeheure Geduld und sein Verständnis“. Er ist dankbar, „dass man sich immer auf sie verlassen kann“ und fügt hinzu: „Sie hat viele gute Seiten.“

Ihre Dankbarkeit für 60 Jahre Ehe bringen Manfred und Irmgard Alf mit einem Festgottesdienst heute um 14 Uhr in der Peterskirche Oberbrüden zum Ausdruck. Anschließend feiern sie mit der Familie in Bürg weiter – dem ersten gemeinsamen Wohnort und Geburtsort aller drei Töchter.