Nahwärme in der Fuchsklinge mit Teilnahmepflicht

Knappe Mehrheit im Weissacher Gemeinderat spricht sich für das Vorhaben nach den Vorstellungen der Energiegemeinschaft aus

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL.Die Energiegemeinschaft Weissacher Tal kann ihr Nahwärmeprojekt im künftigen Baugebiet Fuchsklinge realisieren. Alle Bauherren sollen mittels einer vertraglichen Vereinbarung beim Kauf des Grundstücks verpflichtet werden, sich zu beteiligen. Das hat der Gemeinderat am Donnerstagabend nach teilweise aufgeregter Diskussion mit acht zu sechs Stimmen entschieden. Vor dem entscheidenden Votum hatte die CDU/ FWV-Fraktion nach einer Sitzungsunterbrechung noch einen abweichenden Antrag eingebracht. Danach sollten lediglich die gewerblichen Immobilien und die auf dem Areal vorgesehenen Mehrfamilienhäuser angeschlossen werden, während bei den Einfamilienhäuser eine Teilnahme freigestellt werden sollte. Dies lehnte das Gremium denkbar knapp ab, nämlich mit sieben zu sieben Stimmen.

In der Sitzung stellte Michael Heißwolf vom EM Energiemanagement aus Kernen im Remstal das Projekt vor und präsentierte dazu auch Zahlen. Zugrunde liegt die Erwartung, dass 22 Gebäude entstehen: zehn Einfamilienhäuser, sieben Mehrfamilienhäuser und fünf Geschäftsimmobilien. Berechnet wurden ferner zwei Varianten, die der Einsatz eines mit Gas betriebenen Blockheizkraftwerks ermöglicht: mit Stromverkauf und damit verbunden mit dem Aufbau eines eigenen Stromnetzes durch die Energiegemeinschaft sowie ohne Stromverkauf, dann mit dem Aufbau des Stromnetzes durch die Syna. Für die Bauherren der Einfamilienhäuser käme nach den Berechnungen der Einsatz einer Wärmepumpe in der Anschaffung zwar deutlich günstiger als der Anschluss an die Nahwärme (jeweils mit Strombezug gerechnet). Aber bei den Gesamtkosten nach 15 Jahren schneidet die Nahwärme günstiger ab, weil der Betrieb für die Abnehmer billiger wäre und auch keine Ausgaben für Instandhaltung und Reparaturen anfallen. Wirtschaftliche Vorteile für die Nahwärme ergeben sich laut Heißwolf auch bei den Mehrfamilienhäusern, wenn verschiedene Heizsysteme verglichen werden. Und schließlich hat die Nahwärme auch bei der CO2-Bilanz gegenüber anderen Systemen die Nase vorn, weil beispielsweise die Wärmepumpe viel Strom verbraucht.

Neben der Wärmeversorgung will die Energiegemeinschaft auch eine günstige Stromversorgung aufbauen. Laut Heißwolf kann die Energiegemeinschaft dabei die Süwag unterbieten, und die Nutzer hätten dann nur einen Ansprechpartner für Wärme und Strom. Der Stromlieferant soll aber frei wählbar bleiben.

In der Diskussion, die von Jörg Schaal (CDU/FWV) geleitet wurde, weil Bürgermeister Ian Schölzel als Aufsichtsratsvorsitzender der Energiegemeinschaft als befangen galt und sich bei der Entscheidungsfindung heraushalten musste, meldete Carl Höfer (CDU/FWV) Zweifel an den Kalkulationen an. Die Berechnungen seien „unseriös“, weil noch gar nicht klar sei, wie viele Mehrfamilienhäuser letztendlich entstehen. Auf dieser unsicheren Grundlage würden den Bauherren Versprechungen gemacht, „die man vielleicht nicht einhalten kann“. Höfer hakte auch an dem Punkt ein, dass die Wärmeversorgung der Einfamilienhäuser für die Energiegemeinschaft wohl null auf null aufgeht und keinen Gewinn abwirft. Daher solle man die Eigentümer nicht mit Zwang zur Teilnahme verpflichten, sondern ihnen die Wahlfreiheit lassen.

Genossenschaft will

„nicht nur den Rahm abschöpfen“

Dem widersprach der kaufmännische Vorstand Reinhard Knüdeler: Es sei der Anspruch der Energiegemeinschaft, nicht nur den Rahm abzuschöpfen, sondern das ganze Gebiet zu erfassen. Zum jetzigen Zeitpunkt arbeite man bei der Kalkulation mit den Informationen, die man hat, wies er die Kritik zurück. Zudem machte er praktische Aspekte geltend: Weil die Wärmeversorgungsleitungen von Haus zu Haus führen, könne es sein, dass Interessenten im hinteren Bereich nicht einbezogen werden können, weil einer weiter vorn die Teilnahme ablehnt.

Höfers beharrliches Nachhaken erzürnte einige Räte der Liste Weissacher Bürger, die ihm – wie etwa Luciano Longobucco – einen „Monolog“ ankreideten. Zugleich entrüstete er sich: „Was soll hier unseriös sein?“ Höfer hingegen erklärte: „Das waren berechtigte Fragen.“

Wilhelm König (UBL) signalisierte Zustimmung zum Vorhaben. Das Nahwärmenetz sei einfach wirtschaftlich und „was für die Umwelt“. Und allen Bedenken zum Trotz: „Die Bauinteressenten wissen, auf was sie sich einlassen.“

Auf Antrag von Günter Sanzenbacher (CDU/FWV) wurde schließlich die Sitzung für einige Minuten unterbrochen. Im Anschluss formulierte Höfer den Antrag der Fraktion. Markus Keller (Weissacher Bürger) hielt dagegen: Die Gemeinde biete den Bauplatz mit bestimmten Eigenschaften an, die sich nicht – je nach Beteiligung am Wärmekonzept – im Nachhinein nochmals ändern dürften.

Nachdem der CDU/FWV-Antrag abgelehnt war, wurde der Verwaltungsvorschlag zur Abstimmung gestellt und mit knapper Mehrheit angenommen.