Naschpause unterm Obstbaum

Auch in diesem Jahr bieten einige Gemeinden wieder die Aktion „Pflück mich“ an. In Kirchberg an der Murr ist die Resonanz aber bislang verhalten.

Naschpause unterm Obstbaum

Einladung zur Selbstbedienung: In einigen Gemeinden wie in Kirchberg an der Murr gibt es „Pflück mich“-Aktionen. Foto: A. Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

KIRCHBERG AN DER MURR. Beim Spaziergang lecker naschen – gerade in diesem Jahr biegen sich die Obstbäume geradezu unter ihrer reichen Früchtelast. Doch ohne Erlaubnis der Baum- oder Strauchbesitzer etwas zwischendurch stibitzen, ist nicht drin. Wird man erwischt, ist man dran. Eine Geld- oder sogar Freiheitsstrafe kann auch für einen solchen Diebstahl verhängt werden. Doch wie schade, mag sich der eine oder die andere denken, wenn man die reifen Kirschen oder Äpfel da hängen sieht.

Bei so manchem Obst gibt es nur eine kurze Zeitspanne, in der geerntet werden kann. Da fehlt etwa den Kirschen noch genau ein Sonnentag, um die perfekte Süße zu entwickeln. Und kommt man kurz darauf zum Ernten, zeigen viele faulige Stellen. Oder die Ernte ist dermaßen reichhaltig, dass man einfach nicht hinterherkommt. Wie bedauerlich, wenn dadurch ein Teil des schönen Obsts verdirbt. Da liegt es eigentlich nahe, die Überschüsse der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.

Letztes Jahr wurde beispielsweise in Kirchberg an der Murr die Aktion „Pflück mich“ ins Leben gerufen. Im Rathaus lagen rote Bänder mit diesem Aufdruck bereit, die abgeholt und am Obstbaum befestigt werden konnten, um die Allgemeinheit zur Selbstbedienung einzuladen. So wurde der gemeindeeigene Rebstock an der Kelter, sehr zentral gelegen, damit bestückt, und auch die Kirchbergerin Sabine Rüger nutzte die Möglichkeit, ihre Äpfel an den Menschen zu bringen. Bereits mehrfach wurde auch in diesem Jahr in Kirchberg auf die Aktion aufmerksam gemacht. Rüger findet das gut, sie will diesmal wieder mitmachen. „Es wurden schon einige Äpfel gepflückt im letzten Jahr“, berichtet sie und sie glaubt, dass in diesem Jahr mehr Bürger diese Gelegenheit nutzen, da es „so viel Obst gibt“.

Bisher jedoch hielt sich die Nachfrage noch in überschaubarem Rahmen. Auch Bürgermeister Frank Hornek steht hinter der Initiative: „Pflück mich ist eine gute Idee, die jedoch bisher nur wenig Resonanz findet.“ Ehrensache, dass die Gemeindeverwaltung auch in diesem Jahr das rote Band wieder an den Trauben vor der Kelter anbringen wird.

Neben Kirchberg bieten noch weitere Gemeinden diese Aktion an, so etwa Berglen. In Waiblingen wurde hierfür die Streuobstbörse eingerichtet. Auf dieser Plattform können Baumbesitzer angeben, welche ihrer Bäume „fremdgeerntet“ werden dürfen. Zudem ist bundesweit die Streuobstwiesenbörse aktiv – mit einem Klick auf den passenden Landkreis sieht man, wer seine Obstbäume entsprechend freigeben möchte. Auf der Homepage des Landratsamts Rems-Murr unter der Rubrik Landwirtschaft wird direkt unter dem Punkt Streuobst auf die Streuobstbörse verlinkt. Gerd Holzwarth, Dezernent für Forst, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Vermessung, sieht den Vorteil darin, dass Obstwieseninteressenten direkt online Kontakt mit den Besitzern aufnehmen können. Das Interesse hierfür steigt immer mehr an, wie die aktuellste Nutzerstatistik aufzeigt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konnten über 110 Prozent mehr Seitenaufrufe verzeichnet werden. Holzwarth unterstreicht: „Jede lokale Aktion, die kommt, ist eine gute Sache.“

Plattformen und Initiativen

Im Internet finden sich verschiedene Plattformen, auf denen entweder ganz konkrete Pflückstellen oder Streuobstwiesen zur Pflege angeboten werden. Beispiele hierfür sind www.streuobstwiesen-boerse.de (hier Bundesland, dann Landkreis auswählen), www.schwaebisches-mostviertel.de oder www.mundraub.org.

Über lokale „Pflück mich“-Initiativen geben die Gemeindeverwaltungen Auskunft, Hinweise gibt es unter anderem auf den Homepages.