Naturteiche für Amphibien

Artenschutz vor der Haustür In seinem Garten in Strümpfelbach hat Harald Schlichenmaier mehrere Teiche angelegt. Seitdem hat er regelmäßig Besuch von Fröschen, Kröten und Molchen. Der Aufwand für die Gewässerpflege, sagt der Backnanger, ist nicht so groß.

Naturteiche für Amphibien

Die Teiche und Wasserlöcher bereichern die Artenvielfalt in Harald Schlichenmaiers Garten. Fotos: Alexander Becher

Von Lorena Greppo

Backnang. Wenn Tiere zu Harald Schlichenmaier kommen, haben sie normalerweise gesundheitliche Probleme, benötigen Impfungen oder Ähnliches. Der Strümpfelbacher ist nämlich von Beruf Tierarzt. Seit einigen Jahren kommen aber auch Tiere zu ihm, die weder Besitzer noch Wehwehchen mitbringen. 2017 hat Schlichenmaier in seinem Garten nämlich drei Teiche angelegt – ein Paradies für Amphibien, Reptilien und ebenso für deren natürliche Feinde. „Ich habe meinen Garten offen und ohne Zaun gestaltet, das bleibt nicht aus. Wenn die Molche aktiv sind, kommt jeden Morgen der Reiher“, erklärt er. Auch Waschbären und Marder gingen hier auf die Jagd.

Seine Gewässer hat Harald Schlichenmaier bewusst als Naturteiche angelegt. Das heißt auch, dass sie frei von Fischen sein müssen. „Der Fisch wäre sonst der Chef im Wasser“, erklärt er. Denn auf seinem Speiseplan stehen auch Laich und Kaulquappen. Zudem käme durch dessen Schwimmen und Wühlen keine Ruhe in das Gewässer. Ein Vorteil des fischfreien Teichs: Er kommt ohne Strom und ohne Filter aus. „Die Wasserpflanzen übernehmen die Reinigung des Wassers“, so Schlichenmaier. Anfangs sei zur Diskussion gestanden, ob man nicht einen Schwimmteich anlegen wolle; das allerdings war der Familie dann doch zu aufwendig. So freuen sich die Frösche, Kröten und Molche der Umgebung über ein einladendes Sommerdomizil; Vögel nehmen die Gewässer als Tränken an.

Nur ein Wasserloch ist nicht genug

Nachdem er den Teich angelegt hatte, habe es nicht lange gedauert, bis die Tiere den Weg in Schlichenmaiers Garten gefunden haben. Der Tierarzt war davon allerdings auch wenig überrascht, weiß er doch um die Rahmenbedingungen in Strümpfelbach: „In der direkten Umgebung gibt es mindestens 15 Gartenteiche, die schon seit Jahrzehnten bestehen. Eine Grundpopulation von Amphibien ist also da, die kommen unweigerlich.“ Und locken ungewollt auch andere Tiere an, auf deren Speiseplan sie stehen.

Allerdings, hebt der Strümpfelbacher hervor, ist es mit einem Teich nicht getan. Auch das Drumherum muss stimmen. „Nur ein englischer Rasen mit einem Wasserloch darin bringt nix“, erklärt er. Durch diverse Pflanzen und kleine Steinmauern oder Reisighaufen finden die Tiere auch Versteckmöglichkeiten. Schlichenmaiers Vorgehen: „Viele Kleinstrukturen schaffen, dann kommt auch die Artenvielfalt in den Garten.“ Dafür müsse man auch kein Experte sein, vieles sei sehr einfach umzusetzen.

Um die Grube für den großen, 1,70 Meter tiefen Teich auszuheben, habe es einen Bagger gebraucht, den kleineren Teich habe er hingegen selbst ausgehoben. Darauf zu achten sei, dass der Teichrand nicht steil abfällt. Auf eine Flachwasserzone hat der Backnanger hingegen verzichtet: „Für mich macht der tiefe Teil den Teich aus.“ Als nächster Schritt komme eine Sandschicht in die Grube, darauf ein Teichvlies und darüber eine EPDM-Folie. „Man kann nicht viel falsch machen“, so Schlichenmaier. „Außer vielleicht das falsche Material für die Folie zu nehmen. An der sollte man wirklich nicht sparen.“ Bevor man den Teichrand modelliert, sollte man die Konstruktion etwa ein Jahr setzen lassen. Auf die Gestaltung der Teichränder ist Harald Schlichenmaier besonders stolz: Anders als bei vielen anderen hat er es geschafft, dass die dunkle Folie nicht mehr sichtbar ist. Um das zu schaffen, habe er mit vielen Materialien herumprobiert, unter anderem mit Kokosmatten. Das Problem: „Die Folie ist zu steril und glatt für Bewuchs.“ Funktioniert habe im Endeffekt eine unkonventionelle Variante: Kunstrasen als Untergrund. Darauf können auch Pflanzen wurzeln.

Welche Pflanzen dann am und im Teich wachsen, sei sehr unterschiedlich , berichtet Schlichenmaier. Das habe man auch nicht immer unter Kontrolle, manches wachse durch unverhoffte Einträge. In seinem Gewässern kommen an die 25 Pflanzenarten vor, darunter Tannenwedel, Seerosen, Pfennigkraut (sehr beliebt bei Molchen), Fieberklee und Wasserhanf.

Bäume in Teichnähe sind keine gute Idee

Die Pflege, so der Strümpfelbacher, sei überschaubar. „Den großen Teich habe ich in diesem Jahr nullmal angefasst“, berichtet er. Ein Wasserloch im Garten scheint undicht zu sein: „Das ist vielleicht von unten angegraben worden.“ Ein anderer Teich hingegen ist derzeit ohne Wasser. Ihn habe er abgelassen, berichtet Schlichenmaier – das müsse man alle paar Jahre tun. „Der war daran, zu einer erbärmlichen Faulschlammbrühe zu mutieren“, berichtet der Tierarzt lachend. Wenn das Wasser weg sei, komme mehr Sauerstoff an den Teichboden, der Schwefelgeruch verschwinde in Kürze, denn alle Prozesse im Teich fangen wieder bei Null an. Die Schlammbildung könne man übrigens verringern, indem man etwa keine Bäume in direkter Nähe zum Gewässer pflanzt. Denn ihre abgeworfenen Blätter bilden jene Biomasse, die im Teich zu faulen beginnt. Und sei das Wasser schon so weit, dass es anfange zu stinken, müsse man handeln. „In so einer Brühe fühlt sich nämlich kein Tier wohl“, so Schlichenmaier.