Neues Buch mit Anekdoten aus Althütte

Mit einer Lesung im Rathaus stellt der Heimat- und Kulturverein den zweiten Band der Althütter Geschichtenerzähler vor. Viele Alteingesessene aus dem Ort wussten von kuriosen Erinnerungen zu erzählen.

Neues Buch mit Anekdoten aus Althütte

Markus Frank, Rolf Rau und Sonja Burgel (von links) stellten die verschiedenen Heimatgeschichten aus Althütte vor. Foto: Dietmar van der Linden

Von Uta Rohrmann

Althütte. Der zweite Band der Althütter Geschichtenerzähler ist fertig und wurde vom Heimat- und Kulturverein im Rathaus präsentiert. „Viele haben etwas beigetragen“, freut sich der Erste Vorsitzende, Markus Frank, über die Geschichten und Bilder, die die Ortsgeschichte in Personen lebendig machen. Schon der 2018 erschienene erste Band der „Chronik der besonderen Art“ sei ein Erfolg gewesen. Nur noch wenige Exemplare sind zu haben.

„Lustiges, Erstaunliches und Interessantes“ – der Untertitel des neuen Geschichtenerzähler-Bands verspricht nicht zu viel. Dieser habe noch einmal einen anderen Charakter als das erste Buch, so Frank. Leistungen, die weit über Althütte hinaus Beachtung fanden und kleine Begegnungen und Begebenheiten, die dem Ort Herzenswärme und Charme verliehen haben – vieles ist dabei bei dem Überblick, den der Initiator des Projekts, Rolf Rau, gibt. Da ist Marco Rombold, der bereits als Kind als Musicalstar bei „Ich war noch niemals in New York“ in der Landeshauptstadt Erfolg hat. Oder Gerhard Geiger, der beim Boxen aufstieg und auch Max Schmeling kennenlernte. Oder Günther Hermann, dem Ministerialdirigenten im Landtag von Hessen, den es nach seiner Pensionierung wieder nach Althütte zieht. Beeindruckend ist auch die Geschichte von Eugen Kohler, der sich mit Dieter Knödler an einem Staffellauf über 5500 Kilometer von Hamburg nach Omsk beteiligte – zugunsten eines dortigen Waisenheimes, dem fünf Kleinbusse zur Verfügung gestellt wurden. „Der Ton der Schuhe auf der Straße hielt uns wach“ heißt die Geschichte, die mit einem Marathon in Omsk abschließt.

Vom Nachbarskind,das in den Brunnen gefallen ist

Auf einem der alten Bilder, die Rolf Rau präsentiert, erkennen viele der Anwesenden „Traude und Rolf“ als Kinder. Traude Oesterle hat ein Kindheitserlebnis, das sie als Fünfjährige mit ihrem zweijährigen Bruder 1955 hatte, beigesteuert. Diesen hatte sie auf einen Frosch aufmerksam gemacht, der in der mit Regenwasser gefüllten Baugrube ihrer „Dote“ saß. Der kleine Junge beugte sich vor und fiel hinein. Glücklicherweise kam das Nachbarskind Heidi Neuberger gerade von der Schule heim und rettete Rolf. „Die interessandeschde G’schichta darf i jo gar net verzähla“, war der Kommentar von Marianne Bau bei der Entstehung des Buchs, erzählt Rau. Die Mutter von fünf Kindern, die 1999 den Lebensmittelladen in Althütte übernahm, hat so manchen Einblick in die Seelen der Dorfbewohner bekommen, für die sie stets ein offenes Ohr hatte. In ihrer Geschichte „Mr hot sich au no Zeit für a Schwätzle gnomma“ erzählt sie von einer betagten Stammkundin. Mit der Zeit habe sie achtgeben müssen, dass diese nicht dreimal am Tag vorbeikam, um ein Brot zu kaufen. Und dann sei sie mit zwei verschiedenen Schuhen in den Laden gekommen. Die Ladenbesitzerin überlegte, sie vorsichtig darauf aufmerksam zu machen: „Sie haben heute aber schöne Schuhe an!“ Die Seniorin strahlte und sagte: „Daheim habe ich das gleiche Paar noch einmal! Darf ich Ihnen das schenken?“

Lesung von Ilona Belz als Ergänzung

In Ergänzung zur Buchvorstellung gab es auch eine kleine Lesung von Ilona Belz. Eine nette Anekdote der Landfrauen handelt von einem Vorstandsessen im Kulinarium Fornsbach, zu dem auch das Gründungsmitglied Maria Walz eingeladen war. Mit den „exotischen Speisen“ auf der Karte habe sie nicht viel anfangen können und so entschied sie sich schließlich für ein Schnitzel. Auch Pannacotta, die die anderen Frauen als Nachtisch wählten, war ihr fremd – doch mit der Zeit wuchs in ihr die Überzeugung, dass dies tatsächlich ein leckeres „Nachdengelle“ sein müsse. Mit Vergnügen bestellte sie ein „Terracottale“.

Viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit stecken in dem unterhaltsamen lokal- und zeitgeschichtlichen Hardcover-Band. Um den Althüttern ihre Geschichten zu entlocken, mussten Rolf Rau und seine Lebensgefährtin Sonja Burgel manches Mal erst Überzeugungsarbeit leisten. „I han doch gar nix zu verzähla“, meinte beispielsweise Karl Schäfer, der dann doch „vom öffentlichen Nahverkehr anno dazumal“ zu berichten wusste. Termine, Interviews, Informationen filtern, schreiben, überarbeiten, organisieren und manches mehr ist getan.