Neue Chance für Bierbrauer

Das Landratsamt hat von Thomas Szasz gefordert, in seiner Brauerei in Murrhardt einen Kamin einzubauen. Das hätte er finanziell nicht leisten können. Nun sind die Behörden mit einer Alternative einverstanden.

Neue Chance für Bierbrauer

Archivfoto: J. Fiedler

Von Christine Schick

Murrhardt. Als Thomas Szasz die Nachricht erreicht, ist er gerade im Urlaub und weiß noch gar nicht Bescheid. „Das freut mich natürlich sehr“, sagt er, wobei die genauen Auflagen abzuwarten seien. Schließlich hält er das Schreiben des Murrhardter Baurechtsamtes in Händen und kann besser abschätzen, wie sich die Situation für ihn nun genau darstellt. Und die gibt Anlass zur Hoffnung. Kurz zur Vorgeschichte: Bei einer Überprüfung der Halle, in der Thomas Szasz sein Bier braut, fällt auf, dass eine Reihe von baurechtlichen Änderungen nötig ist, weil sie noch als Werkshalle geführt wird. Um die Umbauten schultern zu können, setzt der 33-Jährige auf ein sogenanntes Crowdfunding, wodurch finanzielle Unterstützung möglich wird. Doch dann erreicht ihn eine weitere Forderung des Murrhardter Baurechtsamts und die bedroht die Existenz der kleinen Brauerei, die er nebenberuflich betreibt, dann doch. Vor dem Hintergrund des Emissionsschutzes, den eine Fachbehörde des Landratsamts prüft, wird zur Ableitung ein Spezialkamin als notwendig erachtet. Und da Thomas Szasz Maschinenbauingenieur ist, weiß er, dass das finanziell ein gewichtiges Projekt sein würde. Seine Schätzung: Kosten von mindestens 15000 Euro. Die Vorlage von Erklärungen der Anwohner, dass die der Biergeruch nicht stört, kann zwar nichts ausrichten, aber der Maschinenbauingenieur aus Sulzbach an der Murr macht auch einen Gegenvorschlag. Als Fachmann könnte er einen Pfannendunstkondensator bauen, der den Dampf sammelt, sodass dieser später direkt ins Abwasser geleitet werden kann. Für ihn die hygienischere und vor allem günstigere Lösung (wir berichteten).

Das Murrhardter Baurechtsamt legt den ausgearbeiteten Vorschlag den Fachbehörden wieder vor und erhält nach der Prüfung grünes Licht – wenn auch unter gewissen Auflagen. Bürgermeister Armin Mößner teilt mit, dass der Pfannendunstkondensator eingebaut werden kann und der Kamin somit entbehrlich wird. „Es wurde, denke ich, eine gute Lösung gefunden“, so Mößner. Szasz ist erleichtert, dass die Ableitung des Wasserdampfs in höhere Sphären nun Geschichte ist und das Landratsamt seine Lösung als die bessere ansieht.

Den Kondensator über dem Brautopf will Szasz selbst bauen

Auch für die damit verbundenen Auflagen befürchtet er keine größeren Hürden. Dass die geruchsbelastenden Emissionen innerhalb eines geschlossenen Systems abzusaugen und als Kondensat ins Abwasser abzuführen sind, ist ja das Prinzip seines Pfannenkondensators. Er beschreibt die Konstruktion als zum Brautopf gehörigen Deckel mit einem Rohr, weiterer Technik und integriertem Ventilator, sodass die Dämpfe gar nicht erst nach außen dringen. „Das heißt die Geruchsstoffe aus Malz, Hopfen und Aromen werden nicht nur verdampft, sondern auch gelöst“, erklärt er.

Gefordert ist noch eine sogenannte CE-Kennzeichnung beziehungsweise eine Abstimmung mit der Marktüberwachung des Regierungspräsidiums Tübingen. Die CE-Kennzeichnung ist eine Erklärung, dass das Produkt den geltenden Anforderungen genügt. Seiner Kenntnis nach sind dies sehr allgemeine Richtlinien. Er habe mit dem Regierungspräsidium in der Sache auch bereits Kontakt aufgenommen. Sie hätten ihm bestätigt, dass es bei dem Siegel vor allem darum ginge, sichere Produkte auf den Markt zu bringen. Da er aber selbst Hersteller seiner Anlage sein wird, sie nur für sich nutzt, hafte er letztlich lediglich für sich selbst. Gleichsam werde er CE-zertifizierte Bauteile verwenden wie Rohr und Ventilator, sagt der 33-Jährige. Insofern ist er in dieser Hinsicht optimistisch. Bei Bedarf könne er als Hersteller selbst eine Erklärung abliefern.

„Allerdings ist das nicht die einzige Forderung“, stellt er fest und erinnert daran, dass ja auch eine Reihe von Umbauten auf der Liste steht, bevor er den Betrieb wieder aufnehmen kann. Unter anderem muss eine räumliche Abtrennung vorgenommen, gefliest und eine Wand eingezogen werden. Für die Planung hat sich Thomas Szasz einen Architekten an die Seite geholt. Er geht davon aus, dass sie Anfang nächsten Jahres in die Umsetzung gehen können und wenn alles glatt läuft vielleicht im späten Frühjahr wieder am Start sind. „Ich denke schon, dass wir das stemmen“, sagt er, und das Crowdfunding helfe da natürlich auch.