Neue Synagoge in Konstanz wird feierlich eingeweiht

dpa/lsw Konstanz. 50 Meter liegen zwischen einem Ort der Zerstörung und einem Neubau - und viele Jahrzehnte: Mit einer Freudenfeier wird am Sonntag unweit der 1938 gesprengten Konstanzer Synagoge ein jüdisches Gotteshaus eingeweiht. Unter verstärktem Polizeischutz.

Mehr als acht Jahrzehnte nach der Zerstörung der Synagoge in Konstanz durch die nationalsozialistische SS wird an diesem Sonntag in der Bodenseestadt ein neues jüdisches Gotteshaus eingeweiht. Als Redner werden in der neuen Synagoge (ab 16.00 Uhr) Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Abraham Lehrer erwartet, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Rund vier Wochen nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle stehen die Feierlichkeiten in Konstanz unter verstärktem Polizeischutz. Zum Auftakt (15.00 Uhr) sollen Gemeindemitglieder die Thorarollen vom Ort der alten Synagoge zu dem rund 50 Meter entfernten Neubau unweit des Konstanzer Hafens tragen. Die Einweihungsfeier findet einen Tag nach dem Gedenken an die Pogromnacht am 9. November 1938 statt. Anders als beim ersten Spatenstich vor drei Jahren kam das Datum diesmal nicht in Frage, weil der 9. November 2019 auf einen Samstag fällt und damit auf den Schabbat, den Ruhetag im Judentum.

Nach einer Brandstiftung, die bereits im November 1936 schwere Schäden an der alten Konstanzer Synagoge angerichtet hatte, wurde sie während der Novemberpogrome 1938 von SS-Männern erneut angezündet und schließlich gesprengt. Damals verwüsteten Nationalsozialisten in Deutschland etwa 7500 jüdische Geschäfte und Einrichtungen in Deutschland. Sie zündeten einen Großteil der rund 1200 Synagogen und Gebetshäuser an und zerstörten jüdische Friedhöfe. Die Pogromnacht gilt als Auftakt zur systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Bis zum Kriegsende 1945 wurden im Holocaust etwa sechs Millionen Juden umgebracht.

Bauherr der neuen Synagoge, die auch als Ausdruck eines wiederaufblühenden jüdischen Lebens in Deutschland gesehen wird, ist die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden (IRG). Die Baukosten gab die IRG mit rund fünf Millionen Euro an, die Stadt Konstanz habe sich mit einem Zuschuss von 155 000 Euro beteiligt. Zudem stellte die Stadt Grundstücke für den Neubau zur Verfügung. Im Herzen der Synagoge befinden sich der Thoraschrein und das Podium zum Lesen der Thora, beides gefertigt in Israel.