Auch der Cleebronner Erlebnispark Tripsdrill baut seinen Übernachtungsbereich aus. Anders als im Europa-Park wird es aber keine Hotel-Giganten geben.
Am Haken eines Schwerlastkrans segelt das Außenbecken auf die Baustelle.
Von Eberhard Wein
Am langen Arm eines 300-Tonnen-Geländehydraulikkrans baumelt das Außenbecken vom Parkplatz zur Baustelle herüber. Dabei muss sich das schwere Baufahrzeug ganz schön strecken, denn das Kunststoffbassin mit Platz für 35 Badewannenladungen Wasser muss über einen weiteren Baukran gehoben werden, ehe es vorsichtig im Bauloch abgesetzt wird. Seit April wird in Tripsdrill gebaut. Jetzt hat das Familienunternehmen die erste Etappe des Projekts abgeschlossen, das als größtes in der fast 100-jährigen Geschichte des bei Cleebronn beheimateten Erlebnis- und Wildparks gilt.
Natürlich ist es kein zweites Rulantica. Unter diesem Namen hat der Europa-Park in Rust vor sechs Jahren eine Wasserwelt als neue Attraktion eröffnet, Kostenpunkt: 180 Millionen Euro. In Tripsdrill geht es nur um ein kleines Hallenbad mit Außenbecken und Saunabereich im Untergeschoss eines neuen Empfangsgebäudes für Übernachtungsgäste. Dennoch ist es für die schwäbische Eigentümerfamilie Fischer ein weiterer „Meilenstein“. Zehn Millionen Euro sind für die Investition veranschlagt. Im Laufe des kommenden Jahres sollen die ersten Teile bereits eingeweiht werden.
Übernachtungsgäste immer wichtiger
Der Blick zum großen Parkkonkurrenten am Oberrhein ist dennoch nicht ganz verfehlt, auch wenn es Benjamin Fischer, Sohn von Co-Geschäftsführer Roland Fischer, als zuständiger Projektleiter im Unternehmen etwas anders ausdrückt. Weniger der Blick nach Rust als vielmehr die generelle Entwicklung in der Freizeitparkbranche habe den Ausschlag für die Investition gegeben.
Fast jährlich würden neue Attraktionen dazu gebaut – auch in Tripsdrill soll es im kommenden Jahr wieder etwas Neues geben, wie es heißt. „Unser Angebot taugt für mehr als einen Tag“, sagt Benjamin Fischer. Dafür wolle und müsse man ein Angebot liefern. Gleichzeitig würden Übernachtungsgäste, die von weiter her anreisen, auch in ökonomischer Sicht immer wichtiger.
In diesen Oktobertagen sind es vor allem Gäste aus der Schweiz, die den Erlebnispark und das dazugehörige Wildparadies füllen. In etlichen Kantonen sind Herbstferien. Anfang November hofft man dann auf Kundschaft aus Bayern, deren Herbstferien etwas später liegen als in Baden-Württemberg. Erstmals wird deshalb auch am zweiten Novemberwochenende der Erlebnispark öffnen, ehe er endgültig in die Winterpause geht.
„Wir bleiben unserem Stil treu“
Was man in Tripsdrill allerdings anders als im Europa-Park macht: auch in Zukunft wird es dort kein großes Hotel geben. „Wir möchten schon unserem Stil treu bleiben“, sagt Roland Fischer. Und das heißt: rustikal und im Stil von „Schwaben anno 1880“. Wobei – zugegeben – auch nicht klar ist, ob ein größerer Hotelkomplex im Vogel- und Landschaftsschutzgebiet rund um den rebenbewachsenen Michaelsberg überhaupt genehmigungsfähig wäre.
Übernachtet wird deshalb auch weiterhin in speziellen Baumhäusern und Schäferwagen. 302 Betten kann das Unternehmen gegenwärtig zur Verfügung stellen, 20 weitere Baumhäuser mit 80 Betten sind vom Heilbronner Landratsamt mittlerweile genehmigt. „Da gehen wir demnächst in die Umsetzung“, sagt der im vergangenen Jahr neu eingestellte Co-Geschäftsführer Stefan Seipel.
Rustikal, aber mehr Komfort
Die Übernachtungsplätze im Wald gelten auch branchenintern als besonders originell, aber auch etwas rustikal. Mit dem neuen Empfangsgebäude soll die Infrastruktur nun ein wenig aufgewertet werden. Neben dem Spa-Bereich im Untergeschoss ist auch ein Indoor-Spielplatz geplant. Ergänzt wird der Bereich durch eine neue Erlebnisgastronomie in einem weiteren Gebäude, von dem ebenfalls bereits das Untergeschoss steht und das über einen unterirdischen Gang mit dem Empfangsgebäude verbunden wird.
300 Sitzplätze sind in den Gasträumen geplant, ebenso viele in einem Biergarten. Dabei soll der neue Komplex, der wie ein historischer Bauernhof aussehen soll, weder dem Erlebnispark noch dem Wildparadies direkt zugeordnet sein. „Das wird eine öffentliche Gaststätte“, sagt Seipel. Damit gibt es, wenn man so will, ein Angebot fast so wie in den Anfangsjahren, als Tripsdrill vor allem aus einer Gartengaststätte bestand.