Neuer Wein zum Sommerausklang

Lauschige Abende beim 15. Backnanger Weindorf – Veranstaltung ist als bewusster Gegenpol zum Straßenfest konzipiert

Den Sommer lassen die Backnanger seit nunmehr 15 Jahren mit ihrem Weindorf am Adenauerplatz ausklingen. Einmal mehr bescherte das viertägige Fest den Gästen lauschige Abende mit bewusst reduziert gehaltener Musik, einer vielfältigen Wein- und Speisenauswahl sowie entspannter Atmosphäre. Ungewöhnlich: Es gab sogar schon neuen Wein zum Probieren.

Neuer Wein zum Sommerausklang

Wenn die Gläser beim Anstoßen wohlklingen, ist das Weindorf eingeläutet: Mit Freunden lässt sich auf dem Adenauerplatz bei einem edlen Tropfen ein lauschiger Abend verbringen. Fotos: A. Becher

Von Nicola Scharpf

BACKNANG. Sehr süß schmeckt der neue Wein aus rotem Muscat Bleu und weißem Solaris mit dem verträglichen Alkoholgehalt von etwa 0,5 Prozent, den die Weingärtnergenossenschaft Aspach an ihrem Stand zum Probieren anbietet. Kein Wunder: Mit 88 Grad Oechsle liegt der Zuckeranteil über dem Durchschnitt, sagt der Vorsitzende der WG Aspach, Günther Ferber. Dass die Weingärtner zum Weindorf schon neuen Wein ausschenken können, ist eher ungewöhnlich. Aufgrund der trockenen, heißen Witterung der zurückliegenden Wochen ist man mit der Lese dieses Jahr zwei bis drei Wochen früher dran als sonst. Günther Ferber ist sich sicher: „2018 wird für Rotwein ein sehr gutes Jahr.“ Auch für Jürgen Gruber und das Team von Weinbau Gruber in Rietenau beginnt die Lese diese oder spätestens nächste Woche und damit drei Wochen eher als gewöhnlich. Von Stock zu Stock ist der Weinbauer zuletzt mit dem Wasserschlauch gegangen, um die Pflanzen zu bewässern. 2011 und 2015 sei das auch schon der Fall gewesen. „Das kommt immer häufiger vor.“

Vor dem Backnanger Weindorf macht die Hitze dann allerdings Halt. Beginnt das Fest am Freitag noch mit einem lauen Abend, sind am Samstag Pullover, Jacke und geschlossene Schuhe angebracht. Aber auch ohne traumhafte Temperaturen finden zahlreiche Anhänger dieses gemütlichen Festes ihren Weg zum Adenauerplatz, „einem der schönsten Plätze der Stadt“, wie Frieder Haar vom gleichnamigen Weinhaus findet. Buden und Stände in überschaubarer Zahl bilden einen Ring um das gepflasterte Areal und geben ihm Innenhof-Charakter. Unter den blau-gelben Schirmen der Stadt Backnang ist Platz zum Sitzen. Lauschige Fleckchen in etwas versteckten Winkeln gibt’s auch. Die Brunnenanlage, die den Platz durchzieht, plätschert und gurgelt. Die Unterhaltungen der Besucher vereinen sich zu einem murmelnden Stimmenteppich. Dazwischen wohlklingende Weingläser beim Anstoßen. Die Sitzreihen sind gut gefüllt – viele haben es sich mit ihren Freunden oder Bekannten bei einem Glas Wein gemütlich gemacht. Für die einen verlängert das Weindorf den Sommerurlaub. Für die anderen läutet es ihn ein oder ersetzt ihn. Jeder Stand besetzt ein anderes Thema der Kulinarik, wodurch eine Vielfalt entsteht, in der jeder etwas Passendes für sich findet.

Traditionell wird der Freitagabend ohne musikalische Umrahmung gestaltet, damit die Leute entspannen und schwätzen können. Aber auch an den anderen Abenden wird die Musik sehr reduziert, ohne Verstärker, gehalten. Am Samstag dreht der Ostälbler Sascha mit seinem Akkordeon seine Runden zwischen den Bänken. Mit Schlagern und Volksmusik bringt er alpenländisches Flair in die Obere Vorstadt. Gestern hat Bernd Schäfer die Reihen mit sanften Gitarrenklängen unterhalten.

„Eine Anforderung an die Musik ist, dass sie beweglich sein soll“, sagt Frieder Haar, der die Organisation des Weindorfs vor fünf Jahren von Albert Dietz vom Albverein übernommen hat. „Das Fest ist ein bewusster Gegenpol zum Straßenfest“, sagt Frieder Haar über das Konzept. „Es ist ein Fest, bei dem man sich unterhalten kann.“

Der heutige Montag gilt regelmäßigen Weindorfbesuchern übrigens als der schönste Tag. Dann sei es hier tatsächlich wie früher auf dem Straßenfest, erzählen sie ein bisschen wehmütig. Wer mag, kann sich heute Abend davon überzeugen, wenn die Backnanger Straßenmusikanten aufspielen und das 15. Backnanger Weindorf ab 17 Uhr seinen Ausklang findet. Außerdem bietet der Albverein eine Stadtführung an. Start ist um 19 Uhr an der Schmiede.

Neuer Wein zum Sommerausklang

Bewegt sich mit seinem Akkordeon zwischen den Reihen der Gäste: Der Ostälbler Sascha spielt Schlager und Volksmusik und erfüllt die Obere Vorstadt am Samstag mit alpenländischem Flair.