Nicolai Müller schenkt Hannover 96 neue Hoffnung

Die Leihgabe von Eintracht Frankfurt trifft im Kellerduell mit dem 1. FC Nürnberg zweimal

Das Duell des Letzten gegen den Vorletzten endete mit einem Platztausch. Hannover 96 zog mit dem 2:0 im direkten Aufeinandertreffen am 1. FC Nürnberg vorbei – und schöpft neue Hoffnung auf den Klassenverbleib.

Hannover Zauberfußball hatte keiner erwartet am Samstag in Hannover – und es gab ihn auch nicht im Duell von Hannover 96 mit dem 1. FC Nürnberg. Dafür gab es einen Sieger, der sich nun wieder Hoffnungen macht, den Klassenverbleib zu schaffen. Und es gab einen Verlierer, bei dem die Lage immer düsterer wird. Entsprechend war die Stimmung nach der Partie in den beiden Lagern.

Hannover 96 In Hannover herrschte nach dem Sieg im Kellerduell wieder vorsichtiger Optimismus. „Wir haben ein Zeichen gesetzt, dass wir noch leben“, sagte Neu-Trainer Thomas Doll und schwor sein Team gleich auf die Aufholjagd im Kampf gegen den Abstieg ein. „Keiner hat mehr einen Pfifferling auf uns gesetzt, wir waren abgeschrieben“, sagte der 52-Jährige, nachdem Winterneuzugang Nicolai Müller die Niedersachsen mit einem Doppelpack erlöst hatte: „Vielleicht wundert sich der eine oder andere noch – es liegt an uns. Lasst uns alles raushauen hier die nächsten Wochen und Monate.“ Ein Anfang ist jedenfalls gemacht: Hannover 96 ist nur noch Vorletzter, Torschütze Müller hofft, „dass der Knoten jetzt geplatzt ist, aber erst mal ist es nur ein Sieg“. Müller war im vergangenen Jahr mit dem Hamburger SV abgestiegen und warnte ­seine jetzigen Kollegen: „Ich glaube, wir brauchen noch viel mehr, um da unten ­rauszukommen.“

Schließlich tat sich Hannover 96 trotz rund 80-minütiger Überzahl erstaunlich schwer. Doch nach zuvor fünf Heimpleiten in Serie ohne eigenes Tor genossen die Niedersachsen den ersten Bundesliga-Sieg seit drei Monaten. „Wir haben es gerockt“, sagte Müller, „heute ging es nur darum zu gewinnen.“ Dass es angesichts der nächsten Gegner – 1899 Hoffenheim und Eintracht Frankfurt – „noch ein weiter, schwerer Weg wird“, sei jedem 96er klar.

1. FC Nürnberg Auch beim Club war am Samstagabend vom Hamburger SV die Rede. Nürnbergs Torhüter Christian Mathenia war Teil der Abstiegstruppe – und sagte nun: „Beim HSV war immer klar, dass wir absteigen, weil wir keine Mannschaft waren.“ In Nürnberg dagegen „sehe ich eine Mannschaft, in der alle füreinander durchs Feuer gehen. Wir werden uns jetzt nicht fallen lassen, sondern die Boxhandschuhe rausholen und alles dafür geben, dass dieser Verein in der ersten Liga bleibt.“

Alles, was Mathenia sagte, klang kämpferisch und entschlossen, nach dem 0:2 in Hannover warten die Nürnberger nun aber schon seit 15 Ligaspielen auf einen Sieg. Die Partie beim direkten Konkurrenten zeigte, warum. Die Boxhandschuhe und das Feuer blieben in der Kabine. Zu hören waren nach diesem Spiel nur noch ein paar Durchhalteparolen wie die von Mathenia – und eine fragwürdige Schiedsrichter-Kritik.

„Eine Lobby haben wir keine. Ich weiß nicht, ob diese Rote Karte auch ein anderer Verein gekriegt hätte“, sagte Trainer Michael Köllner und meinte damit den Platzverweis für Nürnbergs Simon Rhein schon in der elften Minute. Unstrittig ist, dass der FCN das Pech hatte, dieses wichtige Spiel fast komplett mit einem Mann weniger bestreiten zu müssen und dann auch noch das entscheidende 0:1 direkt vor dem Halbzeitpfiff zu kassieren. Für beide Nackenschläge war der Club aber immer noch selbst verantwortlich, weil der Roten Karte ein gesundheitsgefährdendes Foul vorausging und Nicolai Müller vor seinem ersten Tor völlig alleingelassen wurde. Selbst der Doppeltorschütze erinnerte den Tabellenletzten noch einmal an seine Versäumnisse.

Denn während die Nürnberger im Januar als einziger Abstiegskandidat auf eine nennenswerte Nachrüstung ihres Kaders verzichteten, holte Hannover 96 unter anderem den früheren Fürther. Dem Club bleibt also nichts anderes übrig, als auf den vorhandenen Kader zu bauen – und weiter auf Trainer Köllner? „Ich sehe keinen Ansatzpunkt, darüber zu diskutieren“, sagte Sportdirektor Andreas Bornemann, „mit elf gegen elf hätten wir gute Chancen gehabt, die Mannschaft ist intakt, deshalb stellt sich die Frage für mich nicht.“