Nordsyrien: Schuldzuweisungen nach Waffenruhe-Verstößen

dpa Damaskus/Istanbul. Die Türkei und kurdische Kämpfer haben sich gegenseitig die Schuld für die Verletzung einer vorläufigen Waffenruhe zugewiesen.

Nordsyrien: Schuldzuweisungen nach Waffenruhe-Verstößen

Türkische Soldaten in Tall Abyad in Nordsyrien. Foto: -/XinHua/dpa

Das türkische Verteidigungsministerium warf den Kurdenmilizen vor, für 14 Anschläge mit schweren Waffen in den Grenzstädten Tal Abiad und Ras al-Ain verantwortlich zu sein. Ankara halte sich an den mit den USA vereinbarten Deal, teilte das Ministerium weiter mit. Die vorläufige Waffenruhe war am Donnerstag in Kraft getreten.

Die von Kurdenmilizen angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) beschuldigten die türkische Seite dagegen, die Öffnung eines humanitären Korridors für die umkämpfte Grenzstadt Ras al-Ain nicht zuzulassen. Die kurdische Selbstverwaltung hatte dies gefordert, um Zivilisten und Verletzte in Sicherheit zu bringen.

Aktivisten zufolge nahmen die von der Türkei unterstützten Rebellen Ras al-Ain am Samstag vereinzelt weiterhin unter Beschuss. Dort seien im Zuge der Kämpfe mindestens sechs Menschen ihren Verletzungen erlegen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die Rebellen hätten zuvor einen Ärzte-Konvoi, der 38 verletzte Zivilisten und Kämpfer in Sicherheit bringen sollte, an der Einfahrt nach Ras al-Ain gehindert.

US-Vizepräsident Mike Pence und US-Außenminister Mike Pompeo stünden in der Pflicht, die Türkei zur Einhaltung der Waffenruhe zu bewegen, teilten die SDF mit. Die Vereinbarung folgte auf ein Treffen von Pence mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara am Donnerstag. Pompeo war Teil der hochkarätig besetzten US-Delegation. „Trotz des anhaltenden Kontakts mit der amerikanischen Seite und ihren Versprechen, dieses Problem zu lösen, gab es keine Fortschritte“, teilten die SDF mit.

Die Feuerpause soll den Kurdenmilizen Gelegenheit geben, sich aus einem Gebiet auf der syrischen Seite der Grenze zurückzuziehen, in dem die Türkei eine sogenannte Sicherheitszone errichten möchte. Aktivisten zufolge kam es wenige Stunden nach Verkündung der vorläufigen Waffenruhe rund um Ras al-Ain weiterhin zu Granatenbeschuss und Maschinengewehrfeuer. Dabei seien mindestens 14 Zivilisten und acht syrische Kämpfer getötet worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Die Türkei hatte am 9. Oktober im Norden Syriens eine Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG gestartet, die von ihr als Terrororganisation angesehen wird. Ankara begründet den Einsatz mit dem Recht auf Selbstverteidigung.