Nach Aufruf von Mannheimer Stadtrat

Nudisten-Chef: „FKK-Vereine sind keine Bordelle“

Ein Kommunalpolitiker aus Mannheim macht mit einer FKK-Swinger-Reise Schlagzeilen. Der Verband der Naturalisten will damit nichts zu tun haben.

Nudisten-Chef: „FKK-Vereine sind keine Bordelle“

Alfred Sigloch vom Verband für Freikörperkultur will etwas klarstellen. FKK sei in eine falsche Ecke gerückt worden.

Von Eberhard Wein

Der Aufruf des Mannheimer Stadtrats Julien Ferrat zu einem „unvergesslichen FKK-Swinger-Urlaub mit interessantem Politik-Programm“ hat ein bundesweites Echo ausgelöst. Alfred Sigloch vom Verband für Freikörperkultur ist darüber weniger glücklich. FKK habe mit Sex nichts zu tun, sagt der 68-Jährige.

Herr Sigloch, der Mannheimer Stadtrat Julien Ferrat bewirbt einen politischen FKK-Swinger-Urlaub. Was missfällt Ihnen daran?

Ich verfolge das mit Interesse – und ebenso mit großer Sorge, weil hier die Freikörperkultur wieder auf reißerische Schlagzeilen reduziert wird. Hier werden zwei Dinge in einen Topf geworfen. Die Freikörperkultur steht für Werte wie Natürlichkeit, Toleranz und gegenseitigem Respekt. FKK ist sexualneutral. Das hat gar nichts mit Swingen und sexuellen Aktivitäten in der Öffentlichkeit zu tun. Und auch nichts mit Resorts oder Saunaclubs, in denen so etwas stattfindet.

Waren Sie schon einmal in Cap d’Agde? Dort scheint es ja beides zu geben.

Ich mache 50 Jahre FKK, aber in Cap D’Agde war ich noch nie.

Mit Sex hat FKK nichts zu tun?

Es ist mir ein Anliegen, hier eine klare Trennlinie zu ziehen. Unsere politische Bildungsarbeit basiert auf Offenheit, Dialog und gegenseitigem Respekt, nicht auf Provokation und Skandalisierung. Natürlich haben FKKler privat auch Sex, und natürlich finden Sie in den FKK-Vereinen auch Swinger. Aber das hat mit unserem Vereinsleben nichts zu tun. Wir hatten deshalb auch schon Vereinsausschlüsse, wenn Swinger versuchen, ihre Neigung im Verein auszuleben.

Was ist das Schöne an FKK?

Wir bewegen uns in der Natur. Die sportliche Betätigung verstehen wir als wichtigen Beitrag zur körperlichen und seelischen Gesundheit. Nackt zu schwimmen, nackt in der Sonne zu liegen oder nackt Volleyball zu spielen, ist ein ganz anderes Lebensgefühl, als eingezwängt in irgendwelchen Klamotten, Badeanzügen oder Tangas herumzusitzen. FKK-Vereine sind Sportvereine und nicht irgendwelche Bordelle oder Saunaclubs.

Was empfehlen Sie Herrn Ferrat?

Er kann sein Sexleben ausleben wo und wie er will. Das interessiert mich nicht. Aber aus einem FKK-Verein würde er bei Ausleben seiner Neigung rausfliegen.

Verband kämpft gegen Nacktflaute

VorsitzenderAlfred Sigloch ist seit 2023 Präsident des Deutschen Verbands für Freikörperkultur (DFK). Der 68-Jährige stammt aus Köln. Er will um jeden Naturalisten kämpfen. Denn es herrscht eine „Nackt-Flaute“.

VerbandDem vor 76 Jahren gegründeten Bundesverband gehören mehr als 100 Vereine mit 34000 Mitgliedern an. Vor 25 Jahren waren es mehr als doppelt so viele. Immerhin die Corona-Krise bescherte wieder einen leichten Anstieg.