Nürnbergerin Joana Mallwitz ist „Dirigentin des Jahres“

dpa/lby Berlin/Nürnberg. Jung, weiblich, erfolgreich: Joana Mallwitz wird im Alter von 32 Jahren zur Dirigentin des Jahres gekürt. Die Nürnberger Generalmusikdirektorin ist ein Shooting-Star am Pult - setzt bei ihrer Arbeit aber vor allem auf Kontinuität.

Nürnbergerin Joana Mallwitz ist „Dirigentin des Jahres“

Joana Mallwitz, heutige Nürnberger Generalmusikdirektorin, posiert damals bei einem Fototermin in Erfurt. Foto: Sebastian Kahnert/Archivbild

Die deutsche Musikszene hat einen weiblichen Shooting-Star: Joana Mallwitz, seit einem Jahr Generalmusikdirektorin am Staatstheater Nürnberg, ist von Kritikern der Zeitschrift „Opernwelt“ in ihrer jährlichen Umfrage zur Dirigentin des Jahres gekürt worden. Die 32-Jährige ist erst die zweite Frau, die diese renommierte Auszeichnung bekommt - nach Simone Young im Jahr 2006. Mallwitz setzte sich damit gegen bekannte Kollegen wie Kirill Petrenko und Christian Thielemann durch. Nach „Opernwelt“-Angaben ist sie auch die Jüngste, die jemals in dieser Kategorie gewonnen hat.

Sie habe das Kunststück vollbracht, „binnen kürzester Zeit Musiker, Publikum und Kritik zu begeistern, unter anderem mit Prokofjews selten gespielter Tolstoi-Oper "Krieg und Frieden" und Wagners "Lohengrin"“, schrieb die „Opernwelt“. „Da ist eine neugierige, motivierende, zugleich rigoros auf Qualität bestehende Künstlerin am Werk, die besessen am Klang zu feilen pflegt und doch, wenn es darauf ankommt, loslassen kann.“

Mallwitz selbst ist von der Auszeichnung nach eigenen Angaben völlig überrascht worden. „Ich habe nicht mit der Auszeichnung gerechnet“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag in Nürnberg. Sie freue sich besonders für die Nürnberger Staatsphilharmonie, das Orchester des Nürnberger Staatstheaters, dem die Auszeichnung aus ihrer Sicht in gleichem Maße gelte. „Die Arbeit haben wir zusammen reingesteckt.“

Sie habe ehrgeizige Ziele für Nürnberg, betonte die gebürtige Hildesheimerin. „Mein Ziel ist es, aufregende Abende zu gestalten, sowohl in der Oper als auch im Konzert“, sagte sie. Eine internationale Karriere wolle sie nicht ausschließen, diese sei aber durchaus mit ihrem Posten in Nürnberg vereinbar. Ihre Konzentration gelte dem Staatstheater: „Gute Arbeit kann man nur im Hier und Jetzt leisten“, betonte Mallwitz.

Mallwitz sei eine „leidenschaftliche Anhängerin eines Ensemblegeistes, der die langfristige, behutsame Entwicklung höher schätzt als schnellen Erfolg“, befanden die Kritiker. Ein Urteil, das auch Nürnbergs Staatsintendant Jens-Daniel Herzog bestätigt: „Sie ist sehr an inhaltlicher Arbeit interessiert“, sagte er. Das Engagement von Mallwitz sei eine „unglaublich glückhafte Begegnung“, sagte Herzog - für das Theater, das Publikum, die Opernregisseure und die Staatsphilharmonie.

Einen frühen Verlust der nun prominenter gewordenen jungen Star-Dirigentin, die für weitere vier Jahre in Nürnberg vertraglich gebunden ist, fürchtet er nicht. „Sie hat alle Möglichkeiten, mit den großen Orchestern dieser Erde zusammenarbeiten, ohne ihren Posten hier in Nürnberg links liegen zu lassen“, sagte Herzog.

Bevor sie ihr Amt als Generalmusikdirektorin der Staatsphilharmonie am Staatstheater Nürnberg antrat, war die gebürtige Hildesheimerin in gleicher Funktion am Theater Erfurt tätig - als damals jüngste Generalmusikdirektorin Europas.

Auch andere Musiker aus Bayern konnten die Kritiker überzeugen: Das Bayerische Staatsorchester mit seinem Chefdirigenten Petrenko wurde zum achten Mal „Orchester des Jahres““. Der wichtigste Titel der Umfrage, „Opernhaus des Jahres“, ging an die Opéra national du Rhin im Elsass.

Die Zeitschrift befragt jährlich 50 Kritiker aus Europa und den USA. Die Umfrage ist nicht repräsentativ für alle Kritiker, sie zeigt ein Stimmungsbild. Die Experten können ohne Vorauswahl ihre Favoriten nennen, weshalb sich die Stimmen oft auf viele Häuser verteilen.