Angelina Jolie spielte Lara Croft und Maria Callas. Erst liebte sie Brad Pitt, später zerfleischten sie sich. Sie steht vor der Kamera und auch dahinter. Jetzt wird sie 50.
Noch immer sind alle Kameraobjektive auf sie gerichtet: Angelina Jolie in diesem Frühjahr in Cannes.
Von Theresa Schäfer
„Team Angie“ oder „Team Jen“ – in den Nullerjahren war das wichtig. Feierte man die Wirbelwindromanze von Angelina Jolie und Brad Pitt? Oder hielt man zu der Verlassenen, zu „America’s Sweetheart“ Jennifer Aniston? Die Ehe Jolie/Pitt ist längst gescheitert, spektakulär sogar, aber Angelina Jolie polarisiert immer noch: Entweder man bewundert sie – für ihre Filme, für ihr soziales Engagement, die sechs Kinder, die sie schließlich mehr oder minder allein groß zog. Oder man mag sie nicht: Wegen der Geschichte von damals. Und weil sie sich nie bemüht hat „Everybody’s Darling“ zu sein.
An diesem Mittwoch wird Angelina Jolie 50 Jahre alt. Als sie am 4. Juni 1975 zur Welt kam, stand die Hollywood-Elite buchstäblich schon an ihrer Wiege. Ihre Eltern: der Oscar-Preisträger Jon Voight, ein Star des 70er-Jahre-Kinos, und die Schauspielerin Marcheline Bertrand, eine langhaarige Schönheit mit franko-kanadischen Wurzeln. Die Paten: die Schauspieler Maximilian Schell und Jacqueline Bisset.
Doch Jolies Kindheit war zwar privilegiert, aber unglücklich: Ihre Eltern ließen sich scheiden, da war Angelina noch keine vier Jahre alt. Das Mädchen hatte psychische Probleme, verletzte sich selbst, litt an Essstörungen. In ihren ersten Rollen spielte sie dann auch labile junge Frauen: 1998 in „Gia“, ein Jahr später in „Girl, Interrupted – Durchgeknallt“ an der Seite der ultraerfolgreichen Winona Ryder. Dafür bekam Jolie den Oscar – mit nur 24 Jahren.
Mit ihrem berühmten Vater Jon Voight, der heute ein Fürsprecher des US-Präsidenten Donald Trump ist, wollte sie nicht in Verbindung gebracht werden, als sie ihre Karriere startete. Also ließ sie ihren Nachnamen weg und nannte sich einfach nur: Angelina Jolie. Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter gilt als zerrüttet. Ein Thema, das sich in der nächsten Generation leider wiederholen sollte.
Riesenerfolg als Lara Croft
Mit den Independent-Filmen war es vorbei, als Angelina Jolie im Jahr 2001 die Titelrolle in „Lara Croft: Tomb Raider“ annahm. Für den Actionstreifen trainierte sie sich Muskelpakete an und absolvierte ein umfassendes Kampfsport-Training. Der Film spielte Millionen ein und den Namen Angelina Jolie kannte nun wirklich jeder. Gleichzeitig verstörte sie aber auch mit ihrer exzessiven Liebe zum Branchen-„Bad Boy“ Billy Bob Thornton, dessen Blut sie in einer Phiole um den Hals trug. Die Scheidung folgte 2003.
Am Set von „Mr. und Mrs. Smith“ muss es im Jahr 2004 dann Knall auf Fall gegangen sein: Bevor die ersten Szenen überhaupt im Kasten waren, war es um Jolies Filmpartner Brad Pitt offenbar geschehen. Dabei war der doch eigentlich glücklich verheiratet mit dem „Friends“-Star Jennifer Aniston. Doch Pitt ließ sich scheiden, Hollywoods neues Traumpaar hieß von nun an „Brangelina“. Sechs Kinder haben Jolie und Pitt zusammen – Maddox, Zahara und Pax sind adoptiert, Shiloh, Knox und Vivienne sind ihre leiblichen Kinder. Zehn Jahre lebte das Paar in wilder Ehe, 2014 wurde in Frankreich geheiratet. Zwei Jahre später reichte Angelina Jolie die Scheidung ein. Danach stritten sich die beiden so erbittert wie öffentlich – um die Kinder und das Geld.
Den Kampf um die Kinder scheint Brad Pitt verloren zu haben. Bei Filmpremieren scharen sich die Sechs um ihre Mutter, Shiloh machte es im vergangenen Jahr wie einst Angelina und legte mit ihrem 18. Geburtstag den Namen ihres Vaters ab. Nichts bedeute ihr mehr als ihre Kinder, sagte Angelina Jolie vor ein paar Monaten in einem Fernsehinterview: „Man kann mir alles andere wegnehmen. Nichts anderes ist wichtig.“
2013 machte die Schauspielerin öffentlich, dass sie sich vorsorglich Brüste und Eierstöcke entfernen ließ. Sie war genetisch vorbelastet – ihre Großmutter, ihre Tante und ihre Mutter waren an Krebs gestorben. Mit ihrem Beitrag für die „New York Times“ trug Jolie dazu bei, Bewusstsein dafür zu schaffen, wie lebenswichtig Krebsvorsorge bei Frauen ist.
Schon lange steht Angelina Jolie nicht nur vor der Kamera, sondern auch dahinter: In „In the Land of Blood and Honey“ beschäftigte sie sich 2011 mit dem Bosnienkrieg. Ihre Regiearbeit „First They Killed My Father“ über die Gewaltherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha war 2017 für mehrere Filmpreise nominiert. Ihre Filmauftritte sind rarer geworden. Zuletzt überzeugte sie in Pablo Larrains „Maria“ als gebrochene Operndiva Maria Callas.
Zur A-Riege Hollywoods zu gehören, war Angelina Jolie aber nie genug: Über zwei Jahrzehnte lang arbeitete die Amerikanerin für das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, zehn Jahre davon als Sonderbotschafterin. Die Schauspielerin trommelte für Bildung, Gleichberechtigung und die Rechte von Vertriebenen. Mehrmals sprach sie im UN-Sicherheitsrat und vor der UN-Vollversammlung. 2022 gab sie das Ehrenamt auf. Für humanitäre Zwecke engagiert sich Jolie aber weiterhin: Auf ihrem Instagram-Account postet sie Bilder von einem Besuch bei sudanesischen Geflüchteten im Tschad, für das Time-Magazin interviewte sie die iranische Menschenrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi. Was man dort nicht findet, sind Bilder von glamourösen Filmpremieren oder Tipps für die Morgenroutine – das überlässt Angelina Jolie anderen.