Örtliche CDU-Riege uneins bei der K-Frage

Sollen die Christdemokraten mit Armin Laschet oder Markus Söder als Kanzlerkandidat bei der nächsten Bundestagswahl ins Rennen gehen? Auf diese Frage gibt es auch beim Parteivolk im Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd keine eindeutige Haltung.

Örtliche CDU-Riege uneins bei der K-Frage

Von Matthias Nothstein und Florian Muhll

BACKNANG. Die Entscheidung in Sachen Kanzlerkandidat rückt bei den Christdemokraten näher. Nachdem nun sowohl CDU-Chef Armin Laschet als auch CSU-Chef Markus Söder ihre Bereitschaft erklärt haben, sich bei der Wahl im Herbst für die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel zu bewerben, äußern sich auch die örtlichen Christdemokraten.

Inge Gräßle, die CDU-Kandidatin für die Bundestagswahl im Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd, hat in gewisser Weise zwar Verständnis für all jene, die sich auch Markus Söder als Kanzlerkandidat vorstellen könnten, „die Art des Auftretens von Söder mögen die Leute“. Aber sie betont, dass Armin Laschet ein ganz anderer Typ ist, und wirbt unmissverständlich für den Landesvater von Nordrhein-Westfalen. „Wir brauchen an der Spitze jemand, der sehr verbindlich ist. Ich kenn den Armin Laschet ganz gut und finde, er ist der richtige Kandidat. Und es wäre gut, wenn man ihm auch eine Chance gäbe, dies zu zeigen.“ Ohnehin lässt sie keinen Zweifel daran, dass die Nominierung Laschets durch das Präsidium der Partei die richtige Entscheidung ist. Zumal es ein ziemlich langer Prozess war, bis die Partei zu einer Entscheidung bei der Frage des Vorsitzenden gekommen ist. Und sie erinnert daran, dass die CDU diese Entscheidung auch immer mit der Maßgabe getroffen hat, dann auch den Kanzlerkandidaten stellen zu können. „Und deshalb ist es doch jetzt auch richtig, wenn diese große Partei sich nicht selber aufgibt. Dass sie nicht sagt, wir haben nun zwar einen Vorsitzenden, aber der kann es nicht.“ Gräßle erinnert daran, dass Laschet der Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes ist: „Er hat das Land für die CDU erobert, er hat gezeigt, dass er kämpfen kann, dass er auf Menschen zugehen kann, dass er Brücken bauen kann. Und deshalb hat er die allerbesten Voraussetzungen für eine solche Kandidatur.“

Die 60-Jährige sagt über den bayrischen Gegenkandidaten: „Söder ist auch ein starker Ministerpräsident. Mir wäre es am liebsten, wenn die beiden sich einigen würden.“ Auf keinen Fall dürfe jedoch passieren, dass sich die Christdemokraten über diese Frage jetzt auch noch zerstreiten und am Ende die beiden Kandidaten gegeneinander ausspielen. Aber genau diese Gefahr sieht Gräßle: „Ich sehe mit großem Kummer, dass die einen sich für den und die anderen für jenen starkmachen. Ich möchte mich ausdrücklich hinter das Votum des Präsidiums der CDU stellen und rate davon ab, dass die Entscheidung jetzt bis in jeden einzelnen Ortsverband runtergeht. Gräßle ist ferner überzeugt davon, dass, wenn die CDU diesen Kanzleranspruch nicht geltend machen würde, am nächsten Tag die große Häme über die Partei hereinbricht.

Der Vorsitzende des Backnanger Stadtverbands, Manuel Häußer, sieht es anders. Da sich der Stadtverband pandemiebedingt schon länger nicht mehr getroffen hat, spricht er jedoch nur für sich. Auch Häußer schätzt zwar beide Ministerpräsidenten, wünscht sich aber Söder als Kanzlerkandidat. Dies macht er nicht nur an den besseren Umfragewerten fest, sondern mehr noch an Söders geradliniger Haltung im vergangenen Jahr beim Thema Pandemiebekämpfung. „Was den Menschen derzeit am meisten gegen den Strich geht, das ist dieses heute so und morgen so. Söder agiert da in meinen Augen etwas besser und steht für einen klareren Weg.“ Er wünscht sich, dass die beiden Kandidaten sich im Einvernehmen einigen, dass beide ihre persönlichen Ambitionen hinterfragen und schauen, mit wem die Christdemokraten die besseren Chancen haben. Dass sein Favorit aus der CSU kommt, wäre für Häußer kein Problem. Er fragt sich: „Was bringt der Anspruch der CDU auf den Kandidaten, wenn ich am Ende das schlechtere Ergebnis einfahre?“

Landtagsabgeordneter Siegfried Lorek aus Winnenden, einer von drei stellvertretenden Kreisvorsitzenden, sieht für sich persönlich und „gefühlt“ bei Parteigenossen im Süden leichte Vorteile für Söder. Der 43-Jährige sagt aber auch: „Ich finde beide ok und traue es beiden zu und kann auch mit beiden leben. Was mir wichtig ist: Beide haben Regierungserfahrung.“ Die sei unentbehrlich, um die Kanzlerschaft in Deutschland hinzukriegen. „Aber es muss jetzt mal entschieden werden, und das relativ schnell“, meint Lorek. Grundsätzlich hält der Winnender viel von einem Mitgliederentscheid, der jetzt gefordert werde. Aber der sei jetzt zeitlich kaum mehr auf die Beine zu stellen.

„Schwere Frage“, lautet die spontane Antwort von Rosely Schweizer nach ihrem Favoriten. Nach einer kurzen Pause sagt die 80-jährige Murrhardterin, die von 1992 bis 2001 CDU-Landtagsabgeordnete war: „Ich bin ja wirklich lang genug mit der Politik verbunden, und wenn es mal entschieden ist, wer der Kandidat ist, dann werde ich einen Wahlkampf für den führen.“ Und dann schiebt Schweizer noch nach: „Aber lieber wäre mir Merz gewesen.“ Bei Gesprächen mit Parteimitgliedern in der Basis habe sie festgestellt: „Der Wunsch nach Merz ist noch so deutlich vorhanden, der ist noch nicht verdrängt worden von irgendwas anderem.“

Über die Kandidaten Laschet und Söder sagt Schweizer: „Ich kenne sie beide nicht sehr gut, nur aus den Medien, und habe sie noch nie persönlich getroffen.“ Sie zögert und bekennt: „Ich tue mich wirklich schwer mit einer Entscheidung. Ich denke, dass die CDU im Moment in keiner guten Verfassung ist.“ Die Stimmung innerhalb der Partei sei momentan nicht besonders gut. Dann spricht die 80-Jährige aber doch noch kämpferische Worte: „Ich bin ein Schlachtross und ich werde mich im Wahlkampf selbstverständlich für die CDU einsetzen, wer immer dann nominiert ist da oben.“ Hat Schweizer eine Tendenz? Bisher habe es ein Bayer noch nie geschafft. Sie schätze die Norddeutschen beziehungsweise die Wähler nördlich des Main so ein, dass sie eher das Vertraute wählen, nicht das Unbekannte, denn Bayern liege weit weg.

Örtliche CDU-Riege uneins bei der K-Frage

„Laschet ist der richtige Kandidat. Wir sollten ihm die Chance geben, dies auch zu zeigen.“

Inge Gräßle, CDU-Kandidatin Backnang/Schwäbisch Gmünd