Ohne Alkohol

Verbote auf öffentlichen Plätzen verlagern das Problem nur

Von Bettina Hartmann

Öffentliche Räume sind besondere Orte – Orte der Freiheit, die allen gehören, an denen sich jeder aufhalten und tun und lassen darf, was er will – sofern er nicht die Rechte anderer verletzt. Nun könnte man fragen, was ein paar Obdach­lose stören, die in der Innenstadt das eine oder andere Bierchen trinken. Doch wenn das Ganze zum Saufgelage ausartet, wenn Passanten und Anwohner angepöbelt werden, wessen Rechte sind dann schützenswerter? Die des Individuums? Oder die der Allgemeinheit?

Klar ist: Alkohol macht nicht jeden laut und aggressiv. Und kein Alkohol ist auch keine Lösung. Doch wer in der Öffentlichkeit trinken will, hat sich zu benehmen. Klar ist zudem: Die Deutschen kippen weit mehr weg, als sie vertragen. Jedes Jahr sterben geschätzt mehr als 74 000 Menschen an den Folgen von Erkrankungen, die Alkohol verschlimmert oder auslöst – von Leberzirrhose bis Hirnschäden. Umso bedenklicher, wie leicht und günstig Alkohol zu haben ist.

Worum geht es also bei Alkoholverboten? Das Ziel ist, die Ordnung zu bewahren, sprich: die Innenstädte ruhiger zu machen. Sie können wirken – und Brennpunkte wieder zu einladenden Plätzen machen. Steht jedoch der Dienst an der Gesundheit im Fokus, sind pauschale Verbote eher Aktionismus und Augen­wischerei. Laut Experten führen sie nicht dazu, dass weniger getrunken wird. Das Problem wird meist nur verlagert, an andere Orte oder ins Private, wo es gar keine soziale Kontrolle mehr gibt.

Verbote allein reichen nicht, sie müssen flankiert werden. Etwa mit Aufklärungsmaßnahmen. Oder mit einer höheren­ Alkoholsteuer­. Nur so kann die Bevölkerung wirklich vor den Folgen der legalen Droge geschützt werden.

bettina.hartmann@stzn.de