Opec und „Opec+“ beraten über Öl-Limit für zweites Halbjahr

dpa Wien. Der Termin wurde mehrfach verschoben, nun aber treffen sich das Ölkartell Opec und die „Opec+“-Runde zu Gesprächen. Eine Verlängerung der Produktionsbegrenzungen ist höchstwahrscheinlich. Aber kann das Kartell damit die Achterbahnfahrt des Ölpreises stoppen?

Opec und „Opec+“ beraten über Öl-Limit für zweites Halbjahr

Ölfeld in Saudi-Arabien. Foto: Ali Haieder/EPA

Das Ölkartell Opec und die mit ihm kooperierenden Staaten werden nach Einschätzung von Analysten auch im zweiten Halbjahr 2019 mit Produktionslimits agieren. Die Experten rechnen für die Beratungen am Montag und Dienstag in Wien mit entsprechenden Beschlüssen.

Offen sei aber vor allem noch, ob die Länder das Produktionsniveau weiter kürzen oder die aktuelle Begrenzung nur verlängern. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, erwartet eine Einigung auf ein Produktionslimit. „Die große Frage wird dann aber sein, wie diszipliniert die Staaten sind“, sagte der Analyst der Deutschen Presse-Agentur. „Da bin ich skeptisch.“

Im Dezember hatten sich die „Opec+“-Staaten - zu ihnen gehören die 14 Opec-Mitglieder und zehn weitere kooperierende Staaten wie etwa Russland - nach langen Verhandlungen auf eine Produktionskürzung verständigt. 1,2 Millionen Barrel Öl pro Tag weniger wollten die 24 Staaten aus dem Boden pumpen. Ein Barrel entspricht 159 Litern. Ausgangswert sollte das Produktionsvolumen im Oktober sein. Die Opec-Staaten stellen fast ein Drittel des weltweiten Ölangebots, die große Runde der „Opec+“ gemeinsam fast die Hälfte.

Die Kürzung wurde in den vergangenen Monaten nach Angaben der Internationalen Energieagentur in Paris insgesamt auch umgesetzt, in einigen Monaten sogar übererfüllt. Der Ölpreis setzte gleichzeitig zu einer Achterbahnfahrt an.

Kurz nach dem Deal lag die Nordseesorte Brent Ende 2018 bei rund 50 Dollar pro Barrel. Ende April stand der Kurs kurze Zeit bei mehr als 75 Dollar pro Fass. Es folgte ein erneuter Absturz auf knapp über 60 US-Dollar, seit Mitte Juni steigt der Preis nun wieder.

Vor allem Saudi-Arabien braucht aber wohl einen noch höheren Ölpreis. Laut einer Berechnung des Internationalen Währungsfonds benötigt Saudi-Arabien einen Ölpreis von etwa 85 US-Dollar pro Barrel für einen ausgeglichenen Staatshaushalt. Das könnte ein Grund dafür sein, warum speziell Riad seine Verpflichtungen an das Ölkartell derzeit deutlich übererfülle.

„Sie nehmen sehr viel auf sich“, sagt de la Rubia über Saudi-Arabien. Er geht davon aus, dass sich einige Mitglieder bei einer erneuten Festlegung von Produktionslimits an ihre Ankündigungen halten werden. Schließlich arbeite die Opec nun schon recht lange mit Produktionsbegrenzungen, einigen Mitgliedern seien große Einnahmen entgangen

„Wenn man das über einen längeren Zeitraum macht, wird der Schmerz immer größer“, sagt de la Rubia. Die Gegner von Quoten könnten etwa auf Iran und Venezuela zeigen. Beide Länder verzeichnen derzeit kräftige Fördereinbrüche und reduzieren damit das Angebot an Opec-Öl. Beide Länder wurden beim Dezember-Deal ausgenommen.

Auch sonst stellt sich angesichts des Handelskriegs zwischen den USA und China, der angespannten USA-Iran-Krise sowie der festgefahrenen politischen Lage in Venezuela die Frage, welchen Einfluss eine Opec-Entscheidung derzeit tatsächlich auf den globalen Ölmarkt haben kann. De la Rubia glaubt, dass vieles von der generellen Konjunkturerwartung abhängt. „Wenn diese positiv ist, dann wirkt so eine Opec-Entscheidung auch. Wenn aber der Pessimismus überwiegt, wird es die Opec nicht schaffen, sich gegen diese Tendenzen zu stemmen“, sagt der Analyst. Die Opec-Mitglieder werden daher auch gespannt auf den G20-Gipfel in Osaka schauen.