Opferanwältinnen erhöhen Druck auf Prinz Andrew

dpa London. Könnte der zweitälteste Sohn der britischen Königin demnächst unter Eid im Missbrauchsskandal um den toten US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein aussagen? Das fordern zumindest die Anwältinnen der Opfer. Auch gegen Andrew gibt es schwere Vorwürfe.

Opferanwältinnen erhöhen Druck auf Prinz Andrew

Prinz Andrew hat seinen Widerstand aufgegeben. Foto: Michel Euler/AP/dpa

Mehrere Opferanwältinnen im Missbrauchsskandal um den gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein haben den britischen Prinzen Andrew (59) zu umfassenden Aussagen aufgefordert.

Der zweitälteste Sohn von Queen Elizabeth II. steht derzeit wegen seiner langjährigen Freundschaft mit dem Geschäftsmann im Fokus der Berichterstattung. Eines der Epstein-Opfer, Virginia Giuffre, behauptet sogar, sie sei mehrmals zum Sex mit dem Royal gezwungen worden. Andrew bestreitet das.

Der Prinz solle nicht nur zu den strafrechtlichen Ermittlungen des FBI beitragen, sondern auch in Zivilklagen eidesstattliche Erklärungen abgeben und Beweismittel zur Verfügung stellen, sagte die US-amerikanische Anwältin Lisa Bloom dem Sender BBC am Donnerstag. Dazu gehörten auch E-Mails, Kalender, Reisepläne und die Erlaubnis, dass seine Mitarbeiter aussagen.

Bloom deutete sogar an, sie könne versuchen, eine Aussage Andrews zu erzwingen. Würde sich der Prinz weigern, könne es zu einer „diplomatischen Situation“ zwischen Großbritannien und den USA kommen, sagte die Opferanwältin. „Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt, ich nehme ihn beim Wort, dass er sagt, er werde mitwirken.“

Zu den Vorwürfen gegen Andrew sagte Bloom, diese seien ihrer Kenntnis nach auch im Fokus des FBI und die Ermittlungen „könnten und sollten“ nach Großbritannien ausgedehnt werden.

Andrew hatte am Mittwochabend mitgeteilt, er werde vorläufig von allen öffentlichen Aufgaben als Mitglied der Königsfamilie zurücktreten. Außerdem wolle er „allen zuständigen Ermittlungsbehörden helfen“. Er versah dies jedoch mit der Einschränkung „falls erforderlich“.

US-Opferanwältin Gloria Allred hatte bereits am Mittwoch im Gespräch mit der BBC gefordert, Andrew solle „freiwillig mit den Strafermittlern zusammenarbeiten, ohne Bedingung und ohne Verzögerung“.

Allred und Bloom sind Mutter und Tochter. Die beiden haben sich in den USA einen Namen gemacht als Opferanwältinnen für Frauen.

Epstein nahm sich Anfang August in einem New Yorker Gefängnis das Leben. Ihm wurde vorgeworfen, Dutzende Minderjährige missbraucht und zur Prostitution gezwungen zu haben. Über viele Jahre war Andrew mit dem US-Multimillionär befreundet und regelmäßiger Gast auf dessen Anwesen. Trotzdem will er vom Missbrauch nichts mitbekommen haben.