Oppenweiler setzt auf Erdgas

Gemeinderat stimmt der Erstvergabe der Konzession an die Stadtwerke Backnang zu  –  Die Laufzeit beträgt 20 Jahre

Vor etwas mehr als einem Jahr beschloss der Gemeinderat Oppenweiler, die Konzession für ein Gasnetz zu vergeben. Ein Angebot ist abgegeben worden, das der Stadtwerke Backnang. Es erfüllt knapp 94 Prozent der im Vorfeld aufgestellten Kriterien und wurde nun vom Gremium angenommen. Damit ist das Nahwärmekonzept mit einer Holzheizanlage am Freibad endgültig vom Tisch.

Oppenweiler setzt auf Erdgas

Etwa zwölf Kilometer an Gasleitungen werden nach Schätzungen der Stadtwerke Backnang in Oppenweiler verlegt. Foto: Adobe Stock/fefufoto

Von Lorena Greppo

OPPENWEILER. Bürgermeister Bernhard Bühler nannte es einen historischen Beschluss. Denn: „Das Thema beschäftigt uns schon eine ganze Weile.“ Die Überlegungen und Planungen gehen noch um einiges weiter zurück als zum Beginn seiner Amtszeit. Schon vor etwa fünf Jahren hatten Verwaltung und Gemeinderat sich dem Ziel gewidmet, eine Nahwärmeversorgung im Hauptort Oppenweiler zu errichten. Eine Holzhackschnitzelanlage beim Freibad war angedacht, das Konzept schon weit gediehen. „Dann hat der Gemeinderat die Reißleine gezogen“, schildert Bühler die Ereignisse des Jahres 2017. Unter anderem habe es Bedenken wegen des Betriebsrisikos einer solchen Anlage gegeben.

Nun also soll es Erdgas sein. Schon im Vorfeld des Vergabeverfahrens war überlegt worden, einen Anschluss an das Gasnetz der Stadtwerke Backnang herzustellen. Insofern ist es wenig verwunderlich, dass die Stadtwerke selbst das einzige verbindliche Angebot abgegeben haben. Die Bewertungskriterien erfüllt dieses zu 93,5 Prozent, Bühler wertete dies als „sehr, sehr gutes Angebot“. Zudem sei das Unternehmen räumlich nahe und von der Größe her überschaubar. „Wenn da etwas nicht klappt, kann man sich den Geschäftsführer mal eben persönlich schnappen“, führte er schmunzelnd aus, denn Stadtwerke-Geschäftsführer Markus Höfer saß in eben jener Sitzung, um den Gemeinderäten weitere Auskünfte zu erteilen. Die Wertung falle leichter, weil man nur ein Angebot zur Verfügung stehen habe, räumte Bühler ein. Er machte aber noch einmal klar: „Ich habe ein sehr gutes Gefühl dabei.“ Das hatten offenbar auch die Gremiumsmitglieder, denn sie fassten den Beschluss zur Erstvergabe der Gaskonzession einstimmig.

Das weitere Vorgehen schilderte Höfer in einer Präsentation und beantwortete zudem weitergehende Fragen der Gemeinderäte. Als Konzessionär ist es an den Stadtwerken, das Gasnetz im Ort zu installieren. Weil dies keine kleine Investition ist, beträgt die Laufzeit des Konzessionsvertrags auch 20 Jahre – so hat das Unternehmen Planungssicherheit. „Ich kann Ihnen versprechen, wir sind ein zuverlässiger Energieversorger“, sagt Höfer im Gegenzug. Auch wolle man die Baumaßnahmen mit der Gemeinde koordinieren und zudem Leerrohre mitverlegen. „Dann kann ein Breitbandbetreiber später Glasfaserkabel einziehen, ohne dass die Vorgärten wieder aufgegraben werden“, erklärte der Stadtwerke-Geschäftsführer.

Nicht überall müssen Straßen aufgegraben werden

Wie geht es nun aber konkret weiter? Bevor es an die Baumaßnahmen geht, müsse der Bedarf abgefragt werden, erläuterte Höfer. Denn nicht in allen Teilen Oppenweilers mache es Sinn, eine Erdgasleitung anzulegen. In Neubaugebieten etwa wollten seiner Erfahrung nach nur wenige Haushalte einen Anschluss. „Im Bestand ist aber die Nachfrage groß“, urteilte er. Grob habe man den Ort in vier Quartiere unterteilt und ihnen verschiedene Prioritäten zugeordnet. Als Erstes werde demnach das Gebiet, in welches Rathaus, Gemeindehalle und die nördliche Hauptstraße fallen, angegangen. Wenn die Bedarfsabfrage in jenem Quartier abschlossen ist, werde man in die Ausbauplanung gehen und dann auch für die betroffenen Bürger eine Informationsveranstaltung anbieten, führte Höfer aus. Insgesamt rechne er damit, etwa zwölf Kilometer an Gasleitungen verlegen zu müssen.

Nicht für den gesamten Streckenabschnitt müssen jedoch Straßen aufgerissen werden. Derzeit sei man mit der Gasleitung am Staigacker angekommen. Von dort aus bergab und durch die Murr soll die Hauptleitung verlaufen, dann verläuft die favorisierte Trasse entlang der Murrwiesenstraße und der Aichelbachstraße. Vielerorts wolle man mit dem sogenannten Spülbohrverfahren arbeiten. Das bedeutet, dass Rohrleitungen unterirdisch verlegt werden und nur am Anfangs- und Endpunkt der Boden aufgegraben werden muss. Denn, das merkte Steffen Rosenken (FGL) an, die Aichelbachstraße ist beispielsweise erst im vergangenen Jahr saniert worden. Die Gemeinde habe kein Interesse daran, diese erneut aufzureißen. Wenn möglich wollen sich die Stadtwerke nämlich mit der Gemeinde zusammentun, wenn in einer Straße sowieso Kanäle saniert werden sollen. Dann könne man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Wie es um die Teilorte bestellt ist, fragte der FWV-Vorsitzende Erhard Friz, denn sie waren in der Präsentation Höfers nicht berücksichtigt. Das Gewerbegebiet Zell sei für das Unternehmen womöglich attraktiv, merkte Höfer an. Sonst ließ er sich nicht auf konkrete Aussagen festnageln. Rosenke wollte zudem wissen, ob das Erdgasnetz es erforderlich mache, die freiwillige Feuerwehr mit zusätzlichen Geräten auszurüsten. Der Stadtwerke-Geschäftsführer beruhigte: Gasmessgeräte seien in den meisten Feuerwehren Standard, zusätzliche teure Geräte müssten nicht angeschafft werden. Der Bereitschaftsdienst der Stadtwerke stehe aber auch rund um die Uhr zur Verfügung, merkte Höfer an und sagte im Hinblick auf Bühlers frühere Bemerkung: „Und ansonsten kommt auch mal der Geschäftsführer nach Oppenweiler gefahren.“