Osram in der Krise heiß begehrt

dpa München. Die Übernahmeschlacht um Osram wird zum Fortsetzungsdrama: Ein eigentlich schon abgeschlagener US-Finanzinvestor zaubert einen neuen Partner aus dem Hut, um die momentan in Führung liegende Konkurrenz aus Österreich doch noch auszustechen.

Osram in der Krise heiß begehrt

Zwei Ampeln zeigen vor der Zentrale der Firma Osram grünes Licht. Foto: Matthias Balk

Die Bieterschlacht um Osram nimmt dramatische Züge an.

Mit neuem Partner und höherem Angebot will der eigentlich bereits unterlegene US-Finanzinvestor Bain Capital den in Führung liegenden österreichischen Sensorhersteller AMS bei der Übernahme des Beleuchtungsherstellers doch noch ausstechen.

Das Beteiligungsunternehmen Advent hat im Konsortium mit Bain Capital ein neues U¨bernahmeangebot in Aussicht gestellt, wie Osram am Mittwoch mitteilte. Im Schreiben des neuen Konsortiums an den Osram-Vorstand wird laut Osram ein „bedeutender Aufschlag“ im Vergleich zur AMS-Offerte von 38,50 Euro je Aktie in Aussicht gestellt.

Bain Capital hatte mit dem ersten Partner Carlyle 35 Euro je Aktie geboten, AMS hatte das dann mit 38,50 Euro übertrumpft. Das wären insgesamt etwa 3,7 Milliarden Euro und somit 300 Millionen Euro mehr als von den US-Investoren geboten. AMS-Chef Alexander Everke wähnte sich deswegen schon auf der Siegerstraße.

„Ich bin kein Fan von Plan B oder C“, hatte der ehemalige Siemens-Manager vergangene Woche erklärt, warum er keine Vorbereitungen für ein Scheitern der Osram-Übernahme treffen wolle. Die Osram-Aktionäre haben noch bis zum 1. Oktober Zeit, sich für oder gegen das AMS-Angebot zu entscheiden. Osram ist in einer schweren Krise und schreibt seit drei Quartalen Verluste, deswegen steht das über 110 Jahre alte Unternehmen zum Verkauf.

Vorstand und Aufsichtsrat von Osram haben den Aktionären zwar empfohlen, wegen des höheren Preises die AMS-Offerte anzunehmen - ihr Ja aber mit so vielen Bedenken und Einwänden versehen, dass dies vielfach als nur halb verstecktes Nein gewertet wurde. Unter anderem haben sich Osram-Vorstandschef Olaf Berlien und der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Bauer entschieden, ihre eigenen Aktien nicht an AMS zu verkaufen.

Denn die Osram-Leitung sieht ein erhebliches Risiko, dass die wesentlich kleinere AMS sich beim Kauf von Osram sowohl finanziell als auch organisatorisch überheben könnte. Die IG Metall will die Übernahme durch AMS ohnehin verhindern, weil die Gewerkschaft eine Zerschlagung von Osram fürchtet; auch Konzern- und Gesamtbetriebsrat leisten Widerstand. Um Osram übernehmen zu können, will AMS ungeachtet einer jetzt schon hohen langfristigen Verschuldung von mehr als 1,4 Milliarden Euro weitere Kredite in Höhe von knapp 3,9 Milliarden Euro aufnehmen. Eine Kapitalerhöhung von 1,5 Milliarden Euro soll dann frisches Geld bringen.

Doch nun haben Bain Capital und Advent neue Bewegung in die Übernahmeschlacht gebracht. Die Osram-Aktien an der Frankfurter Börse legten anschließend um über zwei Prozent auf über 38,80 Euro je Anteilsschein zu. Damit war der Börsenpreis bereits höher als das Angebot der Österreicher. Wie viel Advent und Bain Capital bieten wollen, haben die zwei Unternehmen noch nicht offen gelegt. Auch die Finanzierung ist bisher nicht gesichert, wie aus der Osram-Mitteilung hervorging: „Die potenziellen Bieter arbeiten nach eigenen Angaben zudem an einer neuen Finanzierungsstruktur fu¨r die mo¨gliche Transaktion“, hieß es in der Osram-Mitteilung.

Dennoch macht es die neue Offerte - auch wenn sie bislang unverbindlich ist - den Österreichern sehr viel schwerer, ihr Ziel zu erreichen. Denn das AMS-Angebot gilt nur, wenn die Eigentümer von 62,5 Prozent der Osram-Aktien es annehmen. Doch wenn der Kurs der Osram-Aktie an der Börse ebenso hoch oder höher ist als das AMS-Angebot, besteht für die Eigentümer des Beleuchtungsherstellers kein Anreiz, ihre Papiere an das steirische Unternehmen zu verkaufen. Von AMS kam zunächst keine Reaktion auf die Aktivitäten der Konkurrenten.