Bei seinem ersten Weihnachtsgottesdienst als Papst hat Leo XIV. an die Hoffnung erinnert, die die Geburt Jesu bedeute. Zugleich schlug er in seiner Predigt politische Töne an.
Papst Leo XIV. verliest seine Botschaft während der Heiligabendmesse im Petersdom im Vatikan.
Von red/KNA
Papst Leo XIV. hat an Weihnachten zu Frieden, Hoffnung und Wahrung der Menschenwürde aufgerufen. „Während eine verkehrte Wirtschaft dazu verleitet, die Menschen als Ware zu behandeln, macht sich Gott uns ähnlich und offenbart die unendliche Würde jedes Menschen“, sagte er an Heiligabend vor rund 6.000 Menschen im Petersdom. „Während der Mensch Gott werden will, um über seine Mitmenschen zu herrschen, will Gott Mensch werden, um uns von jeder Knechtschaft zu befreien. Genügt uns diese Liebe, um unsere Geschichte zu verändern?“, so der am 8. Mai gewählte Papst in seiner ersten Christmette.
An Weihnachten sei Gott als wehrloses Kind in die Welt gekommen, um die Menschen zu erlösen und sie zu Boten des Friedens zu machen. „Das göttliche Licht, das von diesem Kind ausstrahlt, hilft uns, in jedem beginnenden Leben den Menschen zu sehen“, sagte Leo XIV.
Solange aber die „Nacht des Irrtums“ diese Wahrheit verdunkle, „gibt es auch keinen Raum für die anderen, für die Kinder, für die Armen und Fremden“, zitierte er seinen Vorvorgänger: „Diese so aktuellen Worte von Papst Benedikt XVI. erinnern uns daran, dass es auf Erden keinen Platz für Gott gibt, wenn es keinen Platz für den Menschen gibt: Den einen nicht aufzunehmen bedeutet, den anderen nicht aufzunehmen“, mahnte der Papst. „Wo hingegen Platz für den Menschen ist, ist auch Platz für Gott: Dann kann ein Stall heiliger werden als ein Tempel, und der Schoß der Jungfrau Maria ist die Lade des neuen Bundes.“
Hoffnung für die Menschen
Das an Weihnachten geborene Kind bedeute Hoffnung für die Menschen heute. „Angesichts des Leids der Armen sendet er einen Wehrlosen, damit er Kraft zum Aufstehen sei; angesichts von Gewalt und Unterdrückung entzündet er ein mildes Licht, das alle Kinder dieser Welt mit Heil erleuchte“, so Leo. „Es gibt keine Dunkelheit, die dieser Stern nicht erhellt, denn in seinem Licht sieht die gesamte Menschheit die Morgenröte einer neuen und ewigen Wirklichkeit.“
Weihnachten bedeute nicht „die Lösung jedes Problems, sondern eine Geschichte der Liebe, die uns miteinbezieht“. Bei dem großen himmlischen Heer, das laut der biblischen Erzählung über dem Stall von Bethlehem erschien, handle es sich um „unbewaffnete und entwaffnende Heerscharen“, griff er eine Formulierung auf, die er etwa in seiner jüngsten Botschaft zum Weltfriedenstag nutzte. Diese friedlichen Heerscharen „besingen die Herrlichkeit Gottes, die sich auf Erden im Frieden manifestiert“, sagte er.
Erinnerung an Papst Franziskus
Außerdem erinnerte Leo an die Eröffnung des Heiligen Jahres vor genau einem Jahr durch seinen im April gestorbenen Vorgänger: Papst Franziskus habe dazu aufgerufen, die Hoffnung dorthin zu bringen, wo sie verloren gegangen sei, sagte Leo mit Blick auf das Motto des Heiligen Jahres, „Pilger der Hoffnung“, das am 6. Januar mit Schließung der Heiligen Pforte des Petersdoms zu Ende geht.
„Verkünden wir also die Freude der Weihnacht, die ein Fest des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung ist“, forderte Leo XIV. „Mit diesen Tugenden im Herzen können wir ohne Furcht vor der Nacht der Morgendämmerung des neuen Tages entgegengehen.“
Vor der Christmette war der Papst überraschend vor den Petersdom getreten, um weitere rund 5.000 Menschen auf dem Petersplatz zu begrüßen, die keinen Platz in der Basilika gefunden hatten. Am Donnerstagmorgen wird Leo den Festgottesdienst zum ersten Weihnachtstag im Petersdom feiern. Anschließend erteilt er von der Mittelloggia der Basilika den traditionellen Segen „Urbi et orbi“ (Der Stadt und dem Erdkreis).