Impfung, Abtreibung, Corona: Papst spricht über Krise

dpa Rom. Für Papst Franziskus hat Corona viele unschöne Veränderungen mit sich gebracht. Keine Messen mehr vor Scharen von Gläubigen. In einem Interview verriet er nun, wie er persönlich durch die Pandemie gekommen ist und nahm Stellung zum Corona-Weltgeschehen.

Impfung, Abtreibung, Corona: Papst spricht über Krise

Das Archivfoto zeigt Papst Franziskus am Fenster seines Arbeitszimmers. Foto: Andrew Medichini/AP/dpa

Papst Franziskus hat in einem Fernsehinterview über persönliche und globale Veränderungen durch die Corona-Pandemie gesprochen und angekündigt, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen.

„Wir müssen besser aus der Krise hervorgehen und an andere denken“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in dem Gespräch, das am Sonntag im italienischen Fernsehsender Tg5 ausgestrahlt wurde. Franziskus forderte eine Kultur der Nähe und Gemeinschaft und nicht nur an sich selbst zu denken.

Dass Menschen in 2020 trotz Lockdowns etwa ans Meer fuhren, um Urlaub zu machen, bezeichnete er als einen „Skandal“. Er verstehe aber auch, dass es in dieser Zeit für viele Familien zu Hause in der Wohnung schwierig sei. Im Vatikan wolle sich der Pontifex gegen Covid-19 impfen lassen. „In der kommenden Woche werden wir anfangen, das hier zu machen, und ich bin auch dafür vorgemerkt“, sagte der 84-Jährige. Aus ethischer Sicht müssten sich alle impfen lassen, denn man spiele nicht nur mit seinem Leben, sondern auch mit dem anderer.

Franziskus verwies in diesem Zusammenhang auf seine Kindheit. Damals hätte Polio bei vielen Mädchen und Jungen Lähmungen verursacht. Die Menschen hätten einen Impfstoff herbeigesehnt. Es habe so viele verzweifelte Mütter geben, erzählte Franziskus weiter.

Danach sei man mit Impfstoffen etwa gegen Masern aufgewachsen. „Ich verstehe nicht, warum manche sagen: Nein, der Impfstoff ist gefährlich“, sagte der Argentinier. „Es gibt da eine selbstmörderische Verweigerung, die ich nicht erklären kann, aber man muss sich heute impfen lassen“, betonte er.

Beim Thema Abtreibung blieb Franziskus weiter bei seiner ablehnenden Haltung. Das sei kein religiöses, sondern ein menschliches Problem. Er kritisierte, dass es Leute gebe, die ihre Kinder abtreiben, weil sie sie nicht wollen. „Ein menschliches Leben zu beseitigen, um ein Problem zu lösen, ist nicht gerecht“, sagte Franziskus.

Ganz aktuell äußerte er sich auch zu den chaotischen Szenen in der US-Hauptstadt Washington vor einigen Tagen. Franziskus verurteilte die Gewalt beim Sturm auf das Kapitol. Die Vorgänge seien abzulehnen, sagte er. Es gebe immer Menschen, die einen Weg gegen die Gemeinschaft, Demokratie und das Gemeinwohl einschlagen.

Der Pontifex mahnte, aus einem solchen Fall zu lernen. Solche Gruppen seien nicht gut in die Gesellschaft integriert. Früher oder später komme es zu einem Gewaltausbruch wie am Mittwoch, als Anhänger des abgewählten US-Präsidenten Donald Trum im politischen Zentrum Washingtons demonstrierten und einige in das Kapitol eindrangen.

Bei seinem traditionellen Angelus-Gebet am Sonntagmittag betete Franziskus für die Opfer, die bei den Ereignissen in Washington ihr Leben verloren hatten. Mit Gewalt sei nichts gewonnen, sondern alles verloren, sagte Franziskus in seiner Ansprache nach der Katechese.

Und wie hat Corona das tägliche Leben des Papstes verändert? „Ich nehme das Leben wie es kommt“, sagte Franziskus. Er bete und telefoniere mehr. „Ich bin zufrieden“, erklärte er am Ende.

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