Wasserqualität ist gut

Paris eröffnet drei Flussbäder an der Seine

Ein Jahr nach den Olympischen Spielen erhält die französische Hauptstadt drei Freibäder in der Seine. Und wie ist die Wasserqualität? Kein Thema in dieser Hitze.

Paris eröffnet drei Flussbäder an der Seine

Die drei Badestellen bestehen aus Sonnendecks, die auf Luftkissen ruhen, Umkleidekabinen und Duschen.

Von Stefan Brändle

Hat Anne Hidalgo hellseherische Gaben oder einfach nur Glück? Für die Eröffnung der Flussbäder kommt der Bürgermeisterin von Paris die Hitzewelle jedenfalls gerade recht. Vor einem Jahr hätte der Regen die olympischen Schwimmwettbewerbe im Pariser Stadtfluss fast vereitelt. Mit dem Regenwasser gelangen nämlich auch Abwässer aus der Kanalisation ungereinigt in die Seine. Die Bakterien können Hautreiz und Magenbeschwerden verursachen.

Doch jetzt herrscht in Paris eitel Sonnenschein, und bei Temperaturen von bis zu 37 Grad fragen sich die hitzegeplagten Pariserinnen und Pariser kaum, ob ein Sprung in die Seine gesundheitsschädlich sein könnte. Vergessen sind auch die hohen Kosten, mit denen Hidalgo den von den Dichtern besungenen Fluss schwimmtauglich zu machen versprach. 1,4 Milliarden Euro verschluckte die Sanierung von 23 000 Abwasserkanälen und Hausbooten im Oberlauf der Seine und der Marne. Im Ostteil von Paris entstanden zwei in die Tiefe getriebene Überlaufbecken fürs Regenwasser – groß wie die Notre Dame-Kathedrale.

Drei Flussbäder werden am Morgen ihre Pforten öffnen

Das war der Preis, damit die Sozialistin Hidalgo ein Versprechen hielt, das schon ihre Vorgänger im Pariser Bürgermeisteramt abgegeben hatten. Jacques Chirac hatte 1990 geschworen, er werde binnen drei Jahren „vor Zeugen“ in der Seine schwimmen. Geschafft hatte er es nie.

Am Samstag ist es nun so weit. Drei Flussbäder werden teils schon ab 7.30 Uhr ihre Pforten öffnen und als erste Prüfung zweifellos den erwarteten Großandrang zu bewältigen haben. Die Standorte sind Bercy im Ostteil der Stadt in der Nähe des in die Seine hinausragenden Finanzministeriums, Bras Marie auf der Höhe des Marais-Viertels und der Seine-Inseln; sowie Grenelle unweit des Eiffelturmes und des Originals der New Yorker Freiheitsstatue.

Die Bäder bestehen hauptsächlich aus Holzplanken auf Luftkissen. Um den Schwimmteil gruppieren sich Sonnendecks, Kabinen und Duschen. Die städtischen Wissenschaftler halten die Messwerte für unbedenklich, auch was die Präsenz von Fäkalbakterien anbelangt. Der Umweltverband NFE stellt das nicht in Frage, bemängelte aber, nach den Viren werde gar nicht erst gesucht.

Bademeister testen Schwimmtauglichkeit der Gäste

Bürgermeisterin Hidalgo, die bei den nächsten Wahlen in einem Jahr nicht mehr antreten wird, will bei ihrem Prestigeprojekt vor allem Unfälle vermeiden. Die insgesamt 27 Bademeister haben deshalb sogar die Schwimmtauglichkeit der Gäste zu testen. Wie genau, bleibt vertraulich. Sich von Boje zu Boje zu angeln, genüge jedenfalls nicht, meinte der Präsident des Nationalen Schwimmverbandes, Lazreg Benelhadj.

Mit den Freibädern antwortet Hidalgo indirekt auch auf Kritik an einer bestehenden Freizeit-Attraktion namens „Paris-Plage“, zu Deutsch: Paris-Strand. Auf den ausrangierten Schnellstraßen entlang der Seine hat die rot-grüne Stadtregierung jeden Sommer richtige Sandstrände mit Liegestühlen und Sonnenschirmen eingerichtet. Leider ohne Bademöglichkeit: Das vorbeifließende Wasser durften die erhitzten „Paris-Plage“-Gäste nur sehnsuchtsvoll anschauen. Jetzt dürfen sie sich im Nass sogar erfrischen.

Das diesjährige Sommerthema ist Brasilien, aus Rio den Janeiro sind Musiker angesagt. Baden bei tropischen Temperaturen, das ist ja schon fast wie an der Copacabana.