Paulinenpflege will Wohnheim sanieren

Im Haus Plattenwald sollen 24 Menschen mit psychischen Erkrankungen einziehen – Ersatz für Burg Reichenberg in Oppenweiler

Vor einem Jahr schien der Verkauf des Peter-Odenwälder-Hauses im Backnanger Plattenwald beschlossene Sache zu sein. Die Paulinenpflege wollte das ehemalige Behindertenwohnheim loswerden, die Stadt plante auf dem Gelände eine Flüchtlingsunterkunft. Doch jetzt kommt alles anders: Nach dem Scheitern der Kaufverhandlungen will die Paulinenpflege das Haus nun selbst sanieren und dort 24 Menschen mit psychischen Erkrankungen unterbringen.

Paulinenpflege will Wohnheim sanieren

Die Paulinenpflege will das Peter-Odenwälder-Haus am Ortsausgang Richtung Steinbach aus dem Dornröschenschlaf wecken. Archivfoto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. 2015 hatte die Paulinenpflege ihr Behindertenwohnheim an der Plattenwaldallee aufgegeben. Vor allem der Brandschutz entsprach nicht mehr den heutigen Anforderungen, und der Vorstand kam zum Ergebnis, dass eine Sanierung nicht wirtschaftlich wäre. Die 21 Bewohner wurden deshalb in die alte Post in der Bahnhofstraße umgesiedelt.

Seitdem steht das in den 70er-Jahren errichtete Gebäude leer, im vergangenen Jahr hat es aber trotzdem für reichlich Wirbel gesorgt. Die Pläne der Stadt Backnang, das Haus abzureißen und auf dem Gelände zusammen mit der Kreisbau Holzmodulbauten für die Flüchtlingsunterbringung zu errichten, sorgten unter den Anwohnern für einen Proteststurm. Im November dann die überraschende Wende: OB Frank Nopper verkündete im Gemeinderat, der Kauf sei geplatzt. Man habe sich mit der Paulinenpflege nicht auf einen Preis einigen können. Nopper erklärte damals, er sei „vorsichtig formuliert sehr überrascht“ über die Kehrtwende.

Bürgerverein Plattenwald

begrüßt die Entwicklung

Inzwischen ist klar: Die Paulinenpflege hat ihre Verkaufspläne endgültig abgehakt und will das Peter-Odenwälder-Haus nun doch selbst sanieren. Pressesprecher Marco Kelch begründet den Sinneswandel mit den Folgen der neuen Landesheimbauverordnung. Diese zwingt die Paulinenpflege zu größeren Umbaumaßnahmen in ihren Behinderteneinrichtungen. „Die neue Verordnung fordert beispielsweise eine Zimmerbreite von 3,20 Metern, wir haben aber ganz viele Zimmer, die nur drei Meter breit sind“, erklärt Kelch. Auch die Anforderung, dass es für jeweils zwei Bewohner ein Bad geben muss, werde in vielen Einrichtungen bisher nicht erfüllt.

Betroffen ist davon auch die Burg Reichenberg in Oppenweiler, die die Paulinenpflege als Wohnheim für Menschen mit psychischen Erkrankungen nutzt. Dort sei ein Umbau aber nicht ohne Weiteres möglich, denn zum einen ist die Paulinenpflege dort nur Mieter, die Immobilie gehört dem Land Baden-Württemberg. Zum anderen steht die Burg unter Denkmalschutz, was einen Umbau deutlich komplizierter, vielleicht sogar unmöglich macht. So geriet nun wieder das Haus Plattenwald in den Blick: „Wir brauchen kurzfristig einen Ersatz für Oppenweiler, das ist zunächst einmal unabhängig von der Wirtschaftlichkeit“, erklärt Marco Kelch.

Deshalb soll das Peter-Odenwälder-Haus nun doch saniert werden. Knapp 2,5 Millionen Euro will die Paulinenpflege dafür investieren. Wenn alles so läuft wie geplant, will die Paulinenpflege im kommenden Frühjahr mit der Sanierung beginnen, die 24 Bewohner könnten dann Anfang 2020 einziehen.

Da es sich nach den derzeitigen Plänen nur um eine Sanierung eines bestehenden Gebäudes handelt, ist ein Bebauungsplanverfahren wohl nicht erforderlich. „Sobald die Paulinenpflege einen Bauantrag stellt, wird unsere Baurechtsbehörde diesen nach geltendem Recht prüfen“, erklärt Baudezernent Stefan Setzer. Eine Zustimmung des Gemeinderats ist dafür nicht nötig. Da das Projekt von besonderer städtebaulicher Bedeutung sei, werde man die Stadträte aber auf dem Laufenden halten, verspricht Setzer. Eine erste Information habe in nicht öffentlicher Sitzung bereits stattgefunden. Bewerten will der Baudezernent die Pläne zum jetzigen Zeitpunkt nicht, dafür kenne er sie noch nicht im Detail. Nur so viel: Die Vorgeschichte mit dem geplatzten Grundstückskauf spiele für die Verwaltung keine Rolle mehr. „Wir sind deswegen nicht beleidigt.“

Der Bürgerverein Plattenwald, der sich im vergangenen Jahr aus der Protestbewegung gegen das geplante Flüchtlingsheim gegründet hatte, begrüßt die Entwicklung. „24 Bewohner sind für uns völlig okay“, sagt Vorstandsmitglied Björn Michl. „Wir werden sie bei uns integrieren, wie wir es früher auch mit den Behinderten getan haben.“ Allerdings wollen die Anwohner von der Paulinenpflege vorher noch mehr über ihre künftigen Nachbarn erfahren, insbesondere, ob darunter auch Menschen sind, von denen Gefahr ausgehen könnte.

Marco Kelch gibt in diesem Punkt aber schon Entwarnung: Das Wohnheim sei für Patienten gedacht, die nach einem Psychiatrieaufenthalt wieder an ein normales Leben herangeführt werden sollen. „Wir reden hier nicht von aggressiven Menschen“, versichert der Pressesprecher. Außerdem seien rund um die Uhr Betreuer der Paulinenpflege vor Ort. In Winnenden, wo wesentlich mehr psychisch Erkrankte mitten in der Stadt lebten, gebe es so gut wie nie Probleme.

Die Paulinenpflege lädt alle Anwohner aus dem Plattenwald zu einer Infoveranstaltung am Montag, 23. Juli, um 18 Uhr auf dem Garagenvorplatz beim Haus Plattenwald ein. Der Architekt und Vertreter der Paulinen- pflege werden dort die Pläne vorstellen und Fragen beantworten.