Wohnungskrise

Pfandbriefbanken: Staatsbürgschaften für den Wohnungsbau

Die Wohnungssuche ist in vielen deutschen Städten für Mieter und Kaufinteressenten gleichermaßen ein Alptraum. Gibt es eine einfache Lösung ohne große Kosten, um den Bau wieder in Gang zu bringen?

Pfandbriefbanken: Staatsbürgschaften für den Wohnungsbau

Wohnungsbauunternehmen haben in Deutschland seit vielen Jahren (zu) wenig zu tun, obwohl der Bedarf in vielen Städten immens ist. (Symbolbild)

Von dpa

München - Die deutschen Pfandbriefbanken schlagen ein einfaches Rezept zur Überwindung der jahrelangen Wohnungsbaukrise vor: staatliche Bürgschaften für die Baufinanzierung. "Das würde die Finanzierungskosten senken", sagte Jens Tolckmitt, der Hauptgeschäftsführer des Verbands deutsche Pfandbriefbanken (vdp). Staatliche Bürgschaften seien eine Möglichkeit zur Entlastung. "Für den Staat wäre damit weder ein großes Risiko noch hohe Kosten verbunden."

Neubau springt nicht an 

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland nach Zahlen des Statistischen Bundesamts nur noch gut 250.000 Wohnungen fertiggestellt, Ziel des Bundes waren eigentlich 400.000. "Das eigentliche Drama der Zinswende ist, dass etliche Bevölkerungsgruppen aus dem Erwerb von Wohneigentum herausgefallen sind", sagte Tolckmitt der Deutschen Presse-Agentur. "Das geht bis weit in die Mittelschicht hinein." Der Verband vertritt zahlreiche große Banken und Sparkassen mit und ohne Spezialisierung auf das Immobiliengeschäft.

Zwar vergeben die Banken mittlerweile wieder mehr Immobilienkredite. "Das gestiegene Finanzierungsvolumen ist ausschließlich auf den Kauf von Bestandswohnungen beschränkt", sagte Tolckmitt am Rande der Münchner Immobilienmesse Expo Real. "Das hat den Markt stabilisiert, aber der Wohnungsneubau springt nicht an. Das ist wirklich bedauerlich für alle Mieter und für alle, die eine Wohnung suchen."

Kosten zu hoch - Wohnungsbau rechnet sich nicht

Hauptgrund des Negativtrends sind die hohen Kosten. Frei finanzierte Wohnungen rechnen sich für Wohnungsgesellschaften und Bauträger vielerorts nicht mehr, da die zu erwartenden Mieteinnahmen die Kosten innerhalb der üblichen Amortisierungsfristen nicht decken. 

"Die Wahrscheinlichkeit geht gegen null, dass wir wieder eine Aufwärtsentwicklung bekommen, wie wir sie vor 2021 hatten", sagte Tolckmitt. "Es wäre sinnvoll, diejenigen zu entlasten, die in großem Stil bauen können: Wohnungsunternehmen und Projektentwickler." Derzeit seien die meisten Wohnungsbauprojekte ökonomisch nicht tragfähig.

Staatliche Bürgschaften könnten demnach die Finanzierungskosten erheblich senken. "Damit könnte man den Wohnungsbau wieder in Gang bringen", sagte Tolckmitt. "Für den Staat wäre das eine Maßnahme, die mit geringem Einsatz und geringem Risiko große Wirkung entfachen würde." Die Ausfallquote bei Wohnungsbaukrediten liege unter 0,1 Prozent. "Das ist sehr niedrig."