Pflegeheime verschärfen Besuchsregelung

Kein Zutritt mehr für Außenstehende – Bewohner und Angehörige reagieren überwiegend gefasst und verständnisvoll

Schon in den vergangenen zwei Wochen haben die Alten- und Pflegeheime der Region Besuche eingeschränkt. Inzwischen sind Verbote die Regel. Dies gilt dem Schutz der Bewohner und werde daher bislang auch gut angenommen, berichten die Heimleiter.

Pflegeheime verschärfen Besuchsregelung

Für Besucher sind die Türen der Alten- und Pflegeheime der Region geschlossen. Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

BACKNANG/MURRHARDT. „Ausnahmen gibt es immer, aber die Bewohner haben überwiegend angemessen reagiert“, erzählt Thomas Gengenbach, Vorstandsvorsitzender des Hauses Elim. Zu Anfang der Woche habe man die Regelung verschärft, nun dürfen keine Besucher mehr empfangen werden. Ausnahmen gibt es nur in Einzelfällen, wenn etwa ein Bewohner im Sterben liegt. Die Angehörigen hätten Verständnis für diese Maßnahme aufgebracht, hätten vielmehr die Sorge geäußert, ob alle wegfallenden Angebote von externen Dienstleistern von den angestellten Pflegekräften aufgefangen werden könnten. „Es gab viele tolle Hilfsangebote“, sagt Gengenbach. So habe beispielsweise eine Erzieherin angeboten, eine Notbetreuung innerhalb des Betriebs zu übernehmen. Das werde nun aber von kommunaler Seite geregelt.

Im Alten- und Pflegeheim Staigacker gilt bereits seit fast zwei Wochen ein Besuchsverbot. Laut Geschäftsleiter Eckart Jost ist die Lage in der Einrichtung sehr ruhig. „Die Bewohner haben besonnen und verständnisvoll reagiert.“ Innerhalb des Pflegeheims wurden außerdem weitere Sicherheitsvorkehrungen getroffen. So finden beispielsweise keine hausübergreifenden Gruppenaktivitäten mehr statt. „Die einzelnen Wohnbereiche werden eigenständig betrachtet. Für jeden Bereich ist ein anderer Alltagsbetreuer zuständig.“ Insofern sei man zur Zeit intern am Umplanen. Den E-Rollstuhl-Fahrern, die bisher gerne auf einen Kaffee nach Oppenweiler gefahren sind, habe man nahegelegt, dies zu unterlassen. „Bei so etwas appellieren wir an die Vernunft“, erklärt Jost. Denn man könne den Senioren schließlich keine Ausgangssperre erteilen. Bisher klappe das auch gut. Seit diesem Dienstag ist darüber hinaus die Tagespflege im Pflegeheim Staigacker geschlossen.

Eine der ersten Einrichtungen der Region, die angesichts der Coronapandemie ein Besuchsverbot angeordnet hat, war das Großerlacher Seniorenheim Kronenhof. „Wir haben frühzeitig beschlossen, wir ziehen die Reißleine“, erklärt Erika Flint. Die Bewohner sind schließlich betagt und gehören deshalb zu jener Bevölkerungsgruppe, für die ein erhöhtes Risiko bei einer Coronaerkrankung besteht. Seit dem Wochenende ist das Heim deshalb abgeriegelt. Ein Krisenteam von sechs Mitarbeiterinnen bleibt mit den Bewohnern rund um die Uhr im Seniorenheim. „Sie werden von außerhalb versorgt, die Waren werden vor der Tür abgestellt“, erläutert Flint. Die restlichen Mitarbeiter seien freigestellt, „Natürlich ist es belastend“, weiß sie. „Aber die Heimbewohner und unsere Mitarbeiter gehen sehr gut damit um.“

Gruppenaktivitäten finden nur noch im internen Rahmen statt

Die Mitarbeiterinnen im Haus nutzen die Zeit für gemeinsame Spiele, Gedächtnistraining und Gymnastik mit den Bewohnern – zwar eingeschränkt durch die Umstände, aber dafür sehr familiär, sagt Flint. Auf individuelle Wünsche werde nach Möglichkeit eingegangen. „Die Bewohner und Mitarbeiter wissen, dass wir sie nicht im Stich lassen.“ Man schreibe sich über WhatsApp und proste sich auch mal auf die Entfernung durch die gläserne Terrassentür zu – mit Coronabier. Der Humor darf schließlich nicht verloren gehen. Und auch die Angehörigen hätten die Maßnahmen der Heimleitung durchweg positiv aufgenommen. „Sie verstehen das sehr gut“, weiß Erika Flint. Schließlich habe die Gesundheit der Bewohner Vorrang.

In der Murrhardter Erich-Schumm-Stiftung war es bislang unter Einschränkungen noch möglich, die Bewohner zu besuchen – seit Montag hat man auch hier ein vollständiges Verbot erlassen. „Wie es den Bewohnern damit geht, können wir deshalb noch gar nicht sagen“, erklärt Heimleiterin Alexandra Zieffle. Weil es aber derzeit die Hauptaufgabe der Einrichtungen sei, die Bewohner zu schützen, habe man keine andere Wahl mehr gehabt. Eine Aktivierung der Bewohner werde es intern in kleineren Gruppen geben – offene Treffs sind nicht mehr möglich. „Wir müssen das alles noch etwas auf uns zukommen lassen“, sagt Zieffle, denn man sei mit der Planung noch nicht so weit fortgeschritten. Jedoch denke man auch im Schumm-Stift über die Einrichtung eines Krisenteams ähnlich wie im Seniorenheim Kronenhof nach. Ob das klappt, sei jedoch fraglich. „Wir haben unter unseren Mitarbeitern viele Frauen mit Kindern. Da können wir nicht anordnen, dass sie zwei Wochen oder mehr mit den Bewohnern im Haus bleiben“, erklärt Zieffle die Schwierigkeit dessen.

Immerhin: Alle Einrichtungen geben an, bisher weitgehend von Personalausfällen verschont zu sein. Die Situation bedeutet aber für die Heime einiges an Mehrarbeit. „Es ist ein größerer Act“, sagt Erika Flint. „Wir haben sämtliche nicht dringend notwendigen Besprechungen, Fortbildungen, Arbeitskreise und Ähnliches abgesagt, um Ressourcen freizusetzen“, erklärt Thomas Gengenbach. Auch sei man dabei abzuklären, wer über welchen Zeitraum hinweg Überstunden leisten kann. Er macht auch klar: „Wir könnten noch manche Leistung einschränken.“ Das sei natürlich nicht Wunsch und Ziel. „Aber bevor wir die Menschen nicht mehr versorgen können, machen wir das.“