Pflegeleichtes Pflanzenparadies

Außergewöhnlicher Garten in Oberweissach lädt zum Schauen und Staunen, Fachsimpeln und Kaufen ein

Claudia Roll aus Oberweissach kennt sich mit Pflanzen sehr gut aus. Ihr Garten beherbergt unzählige Wurzenexemplare verschiedenster Arten, Sternwurzen, Rosenwurzen, Haus- und Dachwurzen, Röhrenwurzen. Vor zehn Jahren hat das Ehepaar Roll im Nelkenweg ein Haus gekauft – mit einem verwilderten Garten. Schnell stand fest: Es muss etwas Pflegeleichtes her.

Pflegeleichtes Pflanzenparadies

Claudia Roll in ihrem Pflanzenparadies mit verschiedenen Wurzenexemplaren. Foto: A. Becher

Von Carmen Warstat

WEISSACH IM TAL. Ihre Namen erinnern an Prominente aus der griechischen Mythologie und moderneren Geschichte (Orest und Sir William Lawrence), an Lebensmittel und Küchenrezepte (Peanut Butter und Cheese Cake, Pink Grapefruit und Just Peachy oder Lemon Sky), an Rockmusik (Pink Janis oder Pink Pearl), sie weisen auf seltsames Aussehen hin (Oddity, Crazy oder Weirdo), sie lassen an das Universum denken (Sky Rockoon, Uranus), benennen Stimmungen (Tristesse, Maytime, Glückskinder, Ghost Rider) oder Landschaften (Saharasonne) und nicht zuletzt ihre (vermutlich schwäbische) Herkunft (Schnuggele). Die Rede ist von Pflanzenarten, die man zusammenfassend Sempervivum nennt – ewiges Leben. Denn „hat man sie einmal, hat man sie immer, außer man ersäuft sie“, sagt Claudia Roll, die es wissen muss. Ihr Garten befindet sich in Oberweissach und beherbergt unzählige Wurzenexemplare verschiedenster Arten, Sternwurzen, Rosenwurzen, Haus- und Dachwurzen, Röhrenwurzen. Vor zehn Jahren hat das Ehepaar Roll hier im Nelkenweg 4 ein Haus gekauft, das sich hinter hohen Zypressen versteckte und dessen Garten fast hoffnungslos verwildert war. Für die Zukunft wollte man „etwas Pflegeleichtes“ und kam auf die Wurzen. Für Claudia Roll hat sich daraus „eine schöne Sucht“ entwickelt und ihr Mann ist froh, dass er in seiner Freizeit nicht mehr viel im Garten machen muss. „Lediglich die schweren Sachen, da hilft er mir natürlich“, lacht die Gattin, die in der wärmeren Jahreszeit allabendlich mehrere Stunden draußen verbringt. Unzählige Behältnisse säumen den Weg, der am Haus entlang hinaufführt. Die leidenschaftliche Gärtnerin hat Wannen, Kübel, Eimer aus Zink, Backformen, Töpfe, Schalen, Drahtkörbe, Tongefäße und Weinkisten überreich bepflanzt, aus alten Milchkannen quellen die rankenden Sorten und auch den Vorgarten schmücken neben einem sattgelben Mittagsblümchen und türkischem Mohn vor allem natürlich Wurzen. Deren Vielfalt scheint unüberschaubar. Was Claudia Roll aber außerdem fasziniert, ist die Genügsamkeit der winterharten Pflanzen, denen eine Holzscheibe als Lebensraum ausreicht und die dem Unkraut keine Chance geben. Sonne brauchen die Pflanzen schon, ansonsten halten sie nahezu alles aus und müssen nicht gegossen werden. Gerade heute hat die gebürtige Waiblingerin, die lange in Winnenden wohnte, vier neue Züchtersorten bekommen, die sie vor ein paar Tagen im Internet ersteigerte. Gemessen an der Größe der Pflanzen sind die Preise beträchtlich, Claudia Rolls Limit: 50 Euro pro Stück. Kultivare nennt man die von Menschenhand kreierten Züchtersorten und unterscheidet sie von den Naturfunden, die nicht ganz so bunt werden, jedoch nicht minder reizvoll sind. Claudia Rolls Problem: „Der Garten wächst leider nicht mit.“ Im Januar 2019 hat Claudi, wie sie sich auch nennt, ihr Hobby zum Beruf gemacht und ein Kleinunternehmen gegründet. „Claudis Wurzen-Garten“ ist von März bis Oktober geöffnet und kann donnerstagnachmittags oder nach Absprache besichtigt werden. Fast 800 Kultivare und Naturfunde sind dort inzwischen versammelt. Die Inhaberin bietet auch individuelle Grabbepflanzungen an. Pflanzgeschenke und allerlei handgemachte Betongefäße und -figuren ergänzen Claudis Sortiment. In einem Drahtkorb vereint hat sie „was ganz Neues“: Die Züchtersorten Claudia und Rollo werden von Claudia Roll natürlich besonders stolz präsentiert. Weitere Infos gibt es im Internet unter der Adresse www.wurzen-garten.de.