Pilotengewerkschaft: Lufthansa-Rettungspaket „alternativlos“

Von Von Friederike Marx, Jörn Bender und Alexander Sturm, dpa, sowie Steffen Weyer, dpa-AFX

dpa Frankfurt/Main. Die Erleichterung über die Einigung auf milliardenschwere Hilfen für Lufthansa in der Corona-Krise ist groß. Der Kurs der Lufthansa-Aktie steigt. Doch noch fehlt die Zustimmung der Aktionäre zu dem Rettungsplan.

Pilotengewerkschaft: Lufthansa-Rettungspaket „alternativlos“

Die Lufthansa-Aktionäre sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni über das mit Auflagen verbundene Rettungspaket entscheiden. Foto: Boris Roessler/dpa/Archiv

Nach der Einigung auf ein Rettungspaket für die Lufthansa sind die Anteilseigner am Zug. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) warb am Dienstag bei den Aktionären um Zustimmung.

„Für die Lufthansa ist der eingeschlagene Weg alternativlos“, betonte VC-Präsident Markus Wahl. „Die nun gefundene Einigung ist ein schwerer, aber tragbarer Kompromiss. Ein Schutzschirmverfahren wäre mit unkalkulierbaren Risiken für alle Stakeholder verbunden gewesen. Die Aktionäre sollten den Entschlüssen von Vorstand und Aufsichtsrat folgen und den Maßnahmen zustimmen, damit die verbleibenden Unsicherheiten beendet werden.“

Die Aktionäre sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni über das mit Auflagen verbundene Rettungspaket entscheiden. An der Börse kam die Einigung zwischen Lufthansa, Bundesregierung und EU-Kommission gut an. Die Lufthansa-Aktie legte am Dienstag zeitweise um 8,6 Prozent zu. Allerdings flaute der Rückenwind später stark ab: Zum Börsenschluss lag der Kurs noch 3,4 Prozent höher.

Die Corona-Pandemie mit den folgenden Reisebeschränkungen hat die Geschäfte der Lufthansa mit Ausnahme der Fracht nahezu zum Erliegen gebracht. Der Konzern braucht daher staatliche Hilfe. Im Gegenzug für ein rund neun Milliarden Euro schweres Rettungspaket einschließlich Beteiligung des Bundes an dem Unternehmen muss die Lufthansa 24 Start- und Landerechte an ihren wichtigen Flughäfen in Frankfurt und München an die Konkurrenz abgeben. Die förmliche Genehmigung durch die Brüsseler Wettbewerbshüter steht noch aus.

Die Lufthansa müsse sich nun „auf die dringenden operativen Herausforderungen konzentrieren, um jetzt den Flugbetrieb und den Konzern für die zukünftigen Herausforderungen aufzustellen“, mahnte die VC. Die Fluggesellschaft will wegen der Krise ihre Kapazitäten verringern. Über die erforderlichen Maßnahmen in Deutschland will der Lufthansa-Vorstand mit den Gewerkschaften Verdi, VC und Ufo (Flugbegleiter) in Kürze bei einem Spitzengespräch beraten.

Die Lufthansa legt an diesem Mittwoch ihre Zahlen für das erste Quartal vor. Dabei dürfte es vor allem darum gehen, wie lange das Geld in der Kasse noch ausreicht - und wie viele Jobs im Konzern der Krise zum Opfer fallen werden.

Auch Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir erwartet Einschnitte. „Die Lufthansa der Zukunft wird anders sein. Sie wird schrumpfen müssen, und das wird auch Arbeitsplätze kosten“, sagte der Grünen-Politiker dem Sender Hit Radio FFH. Er erwartet nachhaltige Folgen der Corona-Krise gerade im Geschäftsreiseverkehr. Es werde vielleicht „nie mehr so werden, dass beispielsweise die Lufthansa-Interkontinental-Flugzeuge voll sind mit gut zahlenden Geschäfts-Reisenden der Business-Class“.

Viele Unternehmen lernten in der Corona-Krise „dass es auch anders geht“, etwa per Videokonferenz. Zudem sorge die Krise dafür, dass Firmen Ausgaben sehr genau prüften, sagte Al-Wazir. „Das führt im Zweifel dazu, dass - wenn die Reise schon nötig ist - die dann nicht mehr Business fliegen, sondern Holzklasse. Und auch das wird man am Ende in der Bilanz von Fluggesellschaften sehen.“

Den Ende April veröffentlichten Eckdaten zufolge verzeichnete die Lufthansa im ersten Quartal einen Umsatzeinbruch von 18 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Der um Sonderposten bereinigte operative Verlust (bereinigtes Ebit) vervielfachte sich wegen des im März eingebrochenen Flugverkehrs im Jahresvergleich von 336 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro. Für das zweite Quartal sagte der Vorstand bereits einen noch erheblich höheren operativen Verlust voraus.